Ingolstadt
Ein Himmelbett aus Tofu

"Der Oktober ist eine Frau": Die Four Femmes for Fun amüsierten das Ingolstädter Publikum

17.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:32 Uhr

Ingolstadt (DK) Leise rülpste die Discokugel in einer Tour vor sich hin. Erst im zweiten Teil des Kabarettabends bekam man das Problem in den Griff. Da war das Inventarstück der Eventhalle schon mehrmals dem Spaß der Four Femmes for Fun ausgesetzt.

Vier intelligente Kabarettdamen – drei davon aus den verschiedensten Städten Deutschlands und eine Engländerin – brachten mit komplett unterschiedlichen Programmen und Schwerpunkten das überwiegend weibliche Publikum zum Lachen. Als herausragendste Künstlerin des Abends zeigte sich die Engländerin Rebecca Carington mit ihrem Lebenspartner Joe.

Joe hat über 200 Jahre auf dem Buckel, ist sehr vielsaitig und begleitet die studierte Cellistin und Sängerin Rebecca seit ihrem achten Lebensjahr. Zusammen bereisen sie die Welt. Rebecca agiert dabei als französische Chansonette, als russische Operndiva, als italienischer Tenor, als pfeifende Königin der Nacht, als Miles Davis und als schottischer Dudel. Cello Joe ist der schottische Sack, die spanische Gitarre und die indische Sitar.

Das Programm von Joe und Rebecca machte am Mittwoch unglaublich viel Spaß, ließ über Rebeccas musikalische Fertigkeiten staunen und war kein bisschen politisch.

Das war entspannend, denn das politische und gesellschaftskritische Potenzial hatte zuvor schon Anny Hartmann aus Köln ausgereizt. Die sympathische Rothaarige, die sich am meisten über ihre eigenen Selbstzweifel ärgerte, nahm Angela Merkel, private Vorsorge und die Gegner von Homo-Ehe und Abtreibung in die Mangel. Und da war sie auch schon bei ihrem Lieblingsthema: die katholische Kirche. Recht hatte sie, was sie da sagte. Nur, ob die meisten Ohren im schwarzen Bayern dafür schon reif waren, ist die andere Frage. Oft war da nur ein verlegenes, verdruckstes „HoHo“ statt eines herzhaften „HaHa“ als Reaktion auf ihre verbalen Salven (zur Homosexualität: „Hintenrum mag die Kirche gar nicht, jedenfalls bei Erwachsenen nicht.“).

Die dritte Dame im Bunde war die Berlinerin Cloozy Haber aus Neukölln („sozusagen das Pius-Viertel“). Sie stand allerdings mit ihren Öko- und Alltagsthemen und ihrer nicht ganz so mitreißenden Art im Schatten ihrer Kolleginnen. Das Quartett voll macht im Normalfall Vera Deckers. Die war allerdings verhindert und so half Birgit Süß aus Würzburg aus. Ihre Themen machten das Portfolio vollständig: Sex und Männer. Die dürfen offensichtlich beim Frauenkabarett nicht fehlen.

Und was lernt man da: Findet man keinen Mann, geht man ins Internet. Und klappt auch das nicht: Einen „Horschd“ (schön mit zelebrierendem rollenden R und weichen T) bekommt man immer ab. Oder den Bio-Günther – mit seinem selbst geschnitzten Himmelbett aus Tofu.