Ingolstadt
Ein Herz für Streuner

Der Verein Tierfreunde der Region Ingolstadt kümmert sich um Straßenkatzen

31.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:57 Uhr
Sabine Kaczynski
Ares und Barney warten in der Obhut der Tierfreunde auf ein neues Zuhause. Ihre Katzenmutter wurde von einem Auto überrollt. −Foto: Kaczynski

Ingolstadt (DK) Rund zwei Millionen Katzen leben nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes hierzulande auf der Straße. Auch in Ingolstadt und der Region gibt es viele streunende und verwilderte einstige Stubentiger. Beliebt sind sie meistens nicht, und versorgt werden sie schon gar nicht. Daher verwahrlosen die Tiere zusehends - und vermehren sich unkontrolliert. Diesen Teufelskreislauf zu durchbrechen, haben sich die Tierfreunde der Region Ingolstadt (TRI) auf die Fahnen geschrieben.

"Das Hauptproblem ist, dass die Menschen ihre Katzen nicht kastrieren lassen", beklagt Carmen Danhauser, die gemeinsam mit Angelika Meyer-Kanthak den Vorstand des Vereins bildet. "Denn die Kater sorgen nicht nur für ungewollten Nachwuchs, sondern laufen auf der Suche nach einem Katzen-Mädchen nicht selten weg und verwildern selbst." So wird die Zahl der Streuner immer größer. Daher fordert Carmen Danhauser vehement eine Kastrations- und Chippflicht für Hauskatzen. Doch solange es die noch nicht gibt, hilft nur konsequentes Einfangen und Kastrieren der Straßenkatzen, um deren Bestand zu dezimieren oder zumindest konstant zu halten.

Genau das tut der Verein TRI - und zwar in der ganzen Region. Doch die Arbeit der engagierten Tierschützer geht noch viel weiter. "Oft sind die Tiere in einem erbärmlichen Zustand, wenn wir sie eingefangen haben", schildert Danhauser. So werden die Samtpfoten erst von einer Tierärztin versorgt und anschließend bei einer der Pflegestellen des Vereins - derzeit sind es vier - untergebracht. Zwei bis drei Tiere könnte jede Stelle aufnehmen: "Dabei bleibt es aber nie - es sind immer mehr, weil wir einfach zu wenig Plätze haben", bedauert Danhauser. Die Miezen bleiben dann so lange in der Obhut der TRI, bis sie wieder gesund sind - oder sogar noch länger. Denn: "Die Katzen, die noch gezähmt werden können, werden so lange betreut, bis man sie an einen Haushalt vermitteln kann. Das dauert etwa vier Wochen, kann aber auch schon mal ein Jahr oder länger brauchen", erzählt Carmen Danhauser. "Leben die Tiere jedoch schon länger als ein Jahr auf der Straße, kann man sie erfahrungsgemäß nicht mehr zähmen, dann werden sie von uns wieder an den Fundort zurückgebracht."

Doch auch die wieder "ausgesetzten" Miezen werden nicht komplett sich selbst überlassen. Die TRI haben in Ingolstadt und der Region viele Futterstellen eingerichtet, an denen rund 100 Katzen täglich versorgt werden. Diese Plätze werden zudem regelmäßig mit Wildkameras überwacht, um "neue" Streuner sofort zu entdecken, einzufangen und zu kastrieren. Doch was so einfach klingt, ist zeitintensiv und anstrengend. "Um eine Straßenkatze zu fangen, braucht man rund zwei Wochen", weiß Danhauser. "Jedes Mal, wenn die Lebendfalle zuschnappt, werden wir übers Handy informiert und machen uns auf den Weg - meist in der Nacht. Oftmals ist dann aber ein Freigänger oder ein Igel in die Falle gegangen. Oder die Katze angelt sich das Futter und die Falle bleibt trotzdem leer. Da gehört schon eine ordentliche Portion Tierliebe dazu, um das durchzuhalten", schmunzelt Danhauser, die selbst seit fünf Jahren kranke Miezen oder verlassene Katzenbabys betreut und liebevoll wieder aufpäppelt.

So wie gerade den roten Mini-Tiger Ares, der mit seinen beiden Geschwistern mit ansehen musste, wie seine Katzen-Mama von einem Auto überfahren wurde. Das Trio wurde maunzend am Straßenrand gefunden. Ares ist immer noch traumatisiert, die beiden anderen Kätzchen konnten inzwischen vermittelt werden. Auch Barney gehört derzeit zur Familie. Er wurde mit fünf Wochen am Bahnhof in Schrobenhausen gefunden und wohnt seitdem bei Carmen Danhauser. Beide Tiere könnten an neue Besitzer vermittelt werden, wenn sie wieder fit sind.

Aber ist es nicht furchtbar schwer, sich von den Katzen zu trennen, die man mühsam und mit viel Hingabe gesund gepflegt hat? "Es klingt schrecklich, aber es ist ganz leicht", meint Danhauser, "Denn wir wählen die Leute ganz genau aus und geben die Tiere nur in gute Hände. Wenn wir dann bei der Nachkontrolle sehen, wie gut es den Katzen geht, weiß man, dass man alles richtig gemacht hat."

Der Verein TRI wurde 1977 gegründet und hat derzeit rund 180 Mitglieder. Seine Arbeit wird ausschließlich durch Spenden und Mitgliederbeiträge finanziert. Gesucht werden dringend Pflegestellen, die Tiere aufnehmen können, und Helfer, die flexibel sind und Zeit mitbringen. Kontaktaufnahme ist über die Facebook-Seite der TRI oder unter Telefon (0176) 37690261 möglich.

Sabine Kaczynski