Beilngries
"Ein hervorragendes Konzept"

Nachbarschaftshilfe darf im Alten Feuerwehrhaus eine Begegnungsstätte für Bürger einrichten

17.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Das Alte Feuerwehrhaus soll künftig als Begegnungsstätte für alle Bürger genutzt werden. ‹ŒFoto/Arch - foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) In das Alte Feuerwehrhaus soll bald ordentlich Leben einziehen. Das Vorhaben der Beilngrieser Nachbarschaftshilfe, dort eine Begegnungsstätte für alle Bürger einzurichten, haben die Stadträte bei ihrer Sitzung am Donnerstagabend abgesegnet.

Die Zuschauerreihen im Sitzungssaal waren diesmal außerordentlich gut gefüllt. Dies lag vor allem am Tagesordnungspunkt "Altes Feuerwehrhaus". Die Nachbarschaftshilfe stellte schon rein zahlenmäßig unter Beweis, dass die Pläne für eine Begegnungsstätte in dem städtischen Gebäude eine breite Unterstützung finden.

Wie genau das Konzept aussehen soll, erläuterten Willy Hanemann, Leiter der Nachbarschaftshilfe (Foto), und sein Mitstreiter Rolf Drießen im Sitzungssaal. Letzterer sagte: "Wir stellen uns vor, dass das Ganze ein Kommunikationsangebot für Jung und Alt und für alle Bürger wird." Man sei bereits seit Monaten in Gesprächen mit Bürgermeister Alexander Anetsberger, was der dem Gremium auch bestätigte. Man habe verschiedene Räumlichkeiten geprüft. Letztlich habe sich aber das Alte Feuerwehrhaus als sinnvollste Alternative herauskristallisiert, wie die Vertreter der Nachbarschaftshilfe und der Rathauschef einhellig erläuterten. Drießen betonte, dass sich das Angebot ausdrücklich nicht nur an Flüchtlinge richten soll. Vielmehr wolle man alle Bürger ansprechen und somit einen Ort des lebendigen Miteinanders erschaffen.

Drießen stellte mehrere konkrete Projekte vor, die bereits laufen und in das Gebäude verlegt werden sollen, sowie komplett neue Vorhaben, die man im Alten Feuerwehrhaus ins Leben rufen möchte. Beispielsweise werde derzeit jede Woche in Kooperation mit dem Beilngrieser Spieltreff ein Spielenachmittag in der Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge abgehalten. Durch eine Verlagerung des Angebots in das Alte Feuerwehrhaus könne man alle Beilngrieser dazu einladen, so Drießen. Gleiches gelte für eine Hausaufgabenbetreuung, die bislang nur in Beilngries stattfinde, und auch für Sprachkurse verschiedenster Art. Weitere Aktivitäten, die geplant sind und hinter denen zum Teil auch schon eine konkrete Person als Organisator steht, umfassen ein großes Spektrum. So sind kulturelle Aktionen wie Kleinkunst, Lesungen, Musik, Laienspiel, Theater und Filmvorführungen geplant. Auch das Thema "Repair-Café" - also eine Art Hilfe zur Selbsthilfe bei der Reparatur von Kleingeräten und Fahrrädern - sowie Unterstützung beim Nähen, Stricken und Häkeln ist angedacht. Des Weiteren will man Bastel- und EDV-Themen aufgreifen. Gerne möchte man Verknüpfungen mit anderen Beilngrieser Angeboten herstellen, so Drießen.

Was die Einrichtung betrifft, müssten diverse Gegenstände im Gesamtwert von rund 10 000 Euro gekauft werden. Einen Antrag auf Zuwendung in dieser Höhe hat die Nachbarschaftshilfe bei der Förderstelle "500 LandInitiativen" gestellt. Hanemann betonte, dass die Einrichtung so konzipiert werde, dass man sie sehr zügig aus dem Alten Feuerwehrhaus räumen könne. Damit stehe das städtische Gebäude auch weiter für andere Veranstaltungen zur Verfügung. Beim Zwiebelmarkt vor eineinhalb Jahren hatte dort beispielsweise der Gartenbauverein aus Biberbach eine Ausstellung gestaltet. Bürgermeister Anetsberger sagte: "Ich stehe persönlich voll und ganz hinter der Initiative."

Auch in den Reihen der Stadträte kristallisierte sich rasch eine breite Zustimmung heraus. Jochen Grabmann (CSU) sprach von einer "guten Sache", der man eine Chance geben müsse. Er merkte an, dass man nach einem Jahr noch einmal Bilanz im Stadtrat ziehen solle, wie sich die Ideen bis dahin tatsächlich entwickelt hätten. Mit Blick auf die Akteure habe er da aber wenig Bedenken. "Die Zustimmung ist auch als Wertschätzung für die Arbeit der Nachbarschaftshilfe zu verstehen." Dem pflichtete Grabmanns Parteifreund Johannes Regnath bei. "Ich denke, dass da jetzt Leben entstehen kann. Was die Nachbarschaftshilfe anpackt, das gelingt auch." Dem stimmte auch Anton Bauer (BL/FW) zu. Er sprach von einem "hervorragenden Konzept". Den Aktiven sei das absolut zuzutrauen. Rüdiger Stein (SPD) würdigte besonders den integrativen Ansatz. "Das Aufeinanderzugehen ist das Entscheidende", sagte er.

Ulrich Zucker (CSU) erkundigte sich, ob es alkoholische Getränke geben werde und wie man verhindern wolle, dass künftig rund um das Gebäude Zigarettenstummel liegen. Drießen antwortete, dass es nicht vorgesehen sei, dass dort Alkohol konsumiert werde. In Sachen Zigaretten gelte das Gleiche wie bei allen öffentlichen Gebäuden. Man werde die nötigen Vorkehrungen treffen und versuchen, an die Disziplin der Nutzer des Alten Feuerwehrhauses zu appellieren. Christian Gerner (CSU) bat darum, bei den Reparatur-Angeboten nicht in Konkurrenz zu den einheimischen Betrieben zu treten. Dies sei nicht zu befürchten, so Anetsberger. Letztlich fiel der Beschluss einstimmig. Die Nachbarschaftshilfe darf ihr Konzept umsetzen. Die laufenden Kosten werden von der Stadt übernommen, so der Bürgermeister.

Ein kleines Scharmützel entwickelte sich noch zwischen ihm und Bürgerlisten-Sprecher Bauer. Letzterer erinnerte an die harsche Kritik, welche die damalige Bürgermeisterin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) für die Sanierung des Alten Feuerwehrhauses aus den Reihen der CSU habe einstecken müssen. Sie habe aber bereits damals Weitblick bewiesen, was sich jetzt bezahlt mache. Anetsberger erwiderte, dass dies nun schon sehr lange zurückliege und das Nutzungskonzept erst jetzt erarbeitet worden sei. Auf den Einwurf, dass Frauenknecht die Sanierung zu verdanken sei, entgegnete Anetsberger: "Dann müssen wir auch gleich noch dem Herrgott danken, dass er Bayern und Beilngries gemacht hat."