Ingolstadt
Ein "Herr-und-Knecht-Prinzip"

Im Kampf gegen immer mehr Lkw: Anwohner des Stadtwegs fühlen sich von der Stadt alleingelassen

29.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:26 Uhr

Der zunehmende Schwerlastverkehr ist den Anwohnern Am Stadtweg ein Dorn im Auge. Sie sagen: Tempo 30 für Lkw bringt nichts, und fordern ein Fahrverbot für Lkw ab 7,5 Tonnen. - Foto: Rössle

Ingolstadt (rl) Sie sind kampferprobt – und das schon seit zehn Jahren. Etwa ein Dutzend Anträge haben sie schon gestellt, dazu kommen mehrere Unterschriftenlisten. Dreimal waren sie schon beim Oberbürgermeister, viermal bei Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle.

Doch von der Stadt fühlen sich die Anwohner von Stadtweg und Geisenfelder Straße alleingelassen. Genau so wie vom Bezirksausschuss Südost. Ihr Anliegen: Endlich mehr Ruhe vor ihrer Haustüre. Ihre Forderung: verkehrsberuhigende Maßnahmen – vor allem, was die steigende Zahl von Lkw betrifft. Ansonsten, so fürchten die führenden Köpfe der Anwohnerinitiative um Franz Brummet, rollt die Verkehrslawine Am Stadtweg bald genau so wie in Unsernherrn oder in Friedrichshofen.

Sich in den Garten legen und die Sonne genießen? Fehlanzeige. Sogar beim Garteln trägt Gertraud Brummet Ohropax. Gestern Morgen wäre es sogar ohne gegangen. Denn am Tag nach Pfingsten herrschen am Stadtweg geradezu paradiesische Zustände. Kaum Lastwagen, und auch die Anzahl der Pkw hält sich wegen der Ferienwoche in Grenzen. Doch das ist die Ausnahme. Bei einer Verkehrszählung am 13. April 2011 wurden 6400 Autos, 254 Lastwagen und 76 Busse gezählt. Aufs Jahr gerechnet wären das rund zwei Millionen Autos, 90 000 Lkw und 27 000 Busse. Franz Brummet geht noch weiter: Umweltpolitisch gesehen entspreche ein Lkw zehn normalen Autos. Damit liege die jährliche Abgasbelastung der Lkw bei der von 900 000 Autos.

Die Anwohner haben einen ganzen Forderungskatalog: Lkw-Fahrverbot für Laster über 7,5 Tonnen, ein durchgehendes Tempolimit auf 30 Stundenkilometer (nicht nur für Lkw), dazu Überholverbot, Flüsterasphalt, eine Druckknopfampel auf Höhe der Bushaltestelle Am Stadtweg, Beschilderung für ein Lkw-Leitsystem zur Umfahrung der Wohngebiete, die Öffnung der Salierstraße in beide Richtungen für Pkw und ein Linksabbiegeverbot auf die Salierbrücke für Lkw über 7,5 Tonnen.

„Wir wollen keine Spielstraße, sondern nur ein paar Maßnahmen“, sagt Gertraud Brummet. „Der Verkehr muss auf mehrere Straßen verteilt werden“, fordert Maria Kunz. Die Stadt dagegen wolle ihn auf wenige Straßen konzentrieren.

Das viel diskutierte Verkehrskonzept fehle noch immer, schimpft Josef Hirschbeck. Die bestehende Tempo-30-Zone für Lkw bringt nach Meinung der Anwohner nichts. Werde hier kontrolliert, spreche sich das über Funk schnell herum. Durch die Ostspange sei der Lkw-Durchgangsverkehr stark angestiegen. Die Laster, die zu den Staudingerhallen unterwegs sind, machten nur etwa 30 Prozent aus.

Die Anwohner sind nicht gut auf die Stadtführung zu sprechen. Vom „Herr-und-Knecht-Prinzip“ ist die Rede, von „Druck“, und davon, dass am Stadtweg eben zu wenig CSU-Wähler wohnten, um gehört zu werden. Nun hat sich die Initiative an die SPD gewandt. In einem Antrag fordern MdL Achim Werner und der Vorsitzende des Arbeitskreises Verkehr, Manfred Meier, die Anliegen der Bürger aus Ringsee zu prüfen. Aus der städtischen Pressestelle hieß es gestern knapp: „An den Antworten wird gearbeitet.“