Eichstätt
"Ein harmonisches und faires Miteinander"

Scheidende Kreistagsmitglieder loben den respektvollen Umgang und die gute Führung im Gremium

05.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:25 Uhr
  −Foto: Landratsamt Eichstätt

Eichstätt - Sechs Jahre lang hat der Kreistag von Eichstätt mit seinen 60 Mitgliedern die Geschicke des Landkreises bestimmt.

Jetzt steht ein Wechsel in der Zusammensetzung des obersten Kreisgremiums an. Und der fällt deutlich aus. Von den 60 Vertreterinnen und Vertretern scheidet fast die Hälfte (29) aus - einige, weil sie nicht mehr gewählt wurden, die meisten aus Altersgründen und weil sie ihre kommunalpolitische Karriere beenden. Bei der CSU verabschieden sich 13 Mitglieder, bei den Freien Wählern sind es acht, bei der SPD sechs, und bei den Grünen und der ÖDP jeweils eines.

Mit seinen 36 Jahren Mitgliedschaft im Eichstätter Kreistag ist Alfred Ostermeier (SPD) ein "Urgestein" des obersten Landkreisgremiums. Der Böhmfelder Bürgermeister, der auch dieses Amt 36 Jahre lang innehatte und nicht mehr kandidiert hatte, hat die Landräte Konrad Regler, Xaver Bittl und Anton Knapp (alle CSU) miterleben dürfen. Gegen Xaver Bittl hat er selbst einmal kandidiert, konnte sich aber nicht durchsetzen. Allen Landräten bescheinigt Ostermeier einen "fairen Umgang" mit allen im Kreistag vertretenen Parteien. "Der Landkreis kann froh sein, dass er solche Persönlichkeiten an seiner Spitze hatte", stellt Ostermeier, der als SPD-Fraktionsführer auch eine Periode lang Sprecher der Opposition war, Regler, Bittl und Knapp ein hervorragendes Zeugnis aus. Gleichzeitig hebt er die herausragende Arbeit sämtlicher Kreiskämmerer hervor. Alfons Rindfleisch, Werner Klein und Thomas Netter hätten immer eine saubere Arbeit vorgelegt und wesentlich dazu beigetragen, dass der Landkreis finanziell so gut dastehe. Er wie alle anderen Fraktionen im Kreistag hätten sich stets vollauf informiert gefühlt und als Opposition auch ernst genommen und geschätzt.

Von der SPD scheiden zudem aus dem Kreistag aus: Rainer Richter, Beate Ferstl, Stefan Schieren, Christian Tauer und Herta Zauner.

32 Jahre lang, und damit am zweitlängsten, war Horst Volkmer Kreistagsmitglied. Volkmer ist Gründungsmitglied der Freien Wähler im Landkreis und war bereits von 1976 bis 1978 Mitglied des Kreistags - damals allerdings noch als Vertreter der Christlichen Union der Mitte (CUM), einer Gruppierung, die sich in ihren Anfangsjahren für den Erhalt des damaligen Landkreises Ingolstadt eingesetzt hatte. Nach einer Pause von zwölf Jahren stieg er 1990 erneut ein und war dann bis heute ununterbrochen im Gremium vertreten. Der ehemalige Bürgermeister von Großmehring (1990 bis 2008) war zudem Kreisvorsitzender der FW und Fraktionssprecher im Kreistag (1990 bis 2005) und 18 Jahre Mitglied im Kreisausschuss. Allen Landräten, die während seiner Zeit an der Spitze des Kreises gestanden hatten, bescheinigt auch er "herausragende Arbeit", seinen Kreistagskolleginnen und -kollegen "eine sehr gute Arbeit" zum Wohle des Kreises als auch aller Gemeinden. Die allermeisten Beschlüsse seien einstimmig gefallen, erinnert sich Volkmer, und er wisse nicht, jemals einem Haushalt die Zustimmung verweigert zu haben. "Dafür war das gemeinsame Interesse zu stark. " Ebenfalls ein Urgestein der Freien Wähler ist Hans Meier. Der Bürgermeister von Stammham war 30 Jahre lang Mitglied des Eichstätter Kreistag. Fast ebenso lange war er an führender Stelle im Kreisverband der Gartenbauvereine tätig. Für ihn, so sagt er, sei es Zeit gewesen, "Platz für Jüngere zu machen". Ihm war seine Mitgliedschaft im höchsten Landkreisgremium immer wichtig, um Informationen aus erster Hand von der Landkreisspitze zu erhalten. "Die Nähe zum Landrat ist für einen Bürgermeister unabdingbar, um zum Wohl der eigenen Gemeinde planen und handeln zu können", sagt er. Zudem war ihm der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Kreistag ein Anliegen. Und da die Rathauschefs landauf, landab mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind, habe auch die überparteiliche Zusammenarbeit meist gut funktioniert. Die Arbeit im Kreistag sei kaum von Parteiengezänk bestimmt gewesen, zieht Meier Bilanz. Höchstes Lob zollt er in diesem Zusammenhang allen Landräten, mit denen er zusammengearbeitet habe. "Obwohl alle von der CSU waren, war das Verhältnis zwischen Landrat und Kreistag immer kollegial, von Vertrauen und Respekt getragen, fair, stets auf Augenhöhe und nie von Parteipolitik bestimmt. "

Mit Volkmer und Meier scheiden bei den FW aus: Alois Oblinger, Willibald Schneider, Josef Bienek, Michael Spreng, Andreas Steppberger und Leo Pannwitz.

Zu den ausscheidenden Mitgliedern der CSU gehört Marianne Stadler. Die in der Frauen-Union aktive Landwirtin aus Großmehring war 24 Jahre lang für die CSU Mitglied im Eichstätter Kreistag. "Eine sehr interessante, eine in allen Belangen bereichernde Zeit", blickt sie zurück. Sie lobt das gute, kollegiale Verhältnis aller Mitglieder zueinander und den respektvollen Umgang der Landkreisspitze mit den Vertretern über alle Parteien hinweg. Mitverantwortlich dafür seien besonders die beiden Landräte Xaver Bittl und Anton Knapp, unter deren Leitung sie tätig war, gewesen.

Nach ebenfalls 24 Jahren ist auch Peter Schöpfel nicht mehr im Kreistag vertreten. Der inzwischen 70-jährige Unternehmer aus Eichstätt, der auch 30 Jahre Mitglied im Eichstätter Stadtrat war, trat bei jeder der vier Kandidaturen für den Kreistag auf dem letzten Platz der Liste an - und schaffte jedes Mal den Einzug. Seine Bekanntheit erwarb er sich, indem er auf fast jeder Wahlveranstaltung im gesamten Landkreis im Vorfeld der Wahl auflief - bei der letzten Wahl 2014 waren es 92 Termine. Die Zeit im Kreistag bezeichnet er für sich als "sehr lehrreich". Er habe verstehen gelernt, wie in der Kommunalpolitik "das eine in das andere greife". Dass der Landkreis über Jahrzehnte gut aufgestellt gewesen sei, sei auch den "exzellenten Landräten" zu verdanken, so Peter Schöpfel.

Mit Marianne Stadler und Peter Schöpfel scheiden von der CSU aus dem Kreistag aus: Hannelore Eichenseher, Michael Frey, Hans-Dieter Niederprüm, Michael Stampfer, Sigurd Eisenkeil, Maximilian Schöner, Andreas Husterer, Anton Rieger, Hubert Hirschbeck, Irmgard Schlamp und Jutta Herzner-Tomei.

Nach einer Periode nicht wiedergewählt wurde Ludwig Böhm (Grüne). Der Landwirt aus Titting hat, wie er selbst sagt, in den zurückliegenden Jahren "einen neuen Zugang für Probleme des Landkreises" bekommen. Bestimmend in dieser Zeit seien vor allem die Themen Schulen und Kliniken gewesen, "grüne" Themen hätten nur am Rande eine Rolle gespielt. Er habe aber den Eindruck gewinnen können, dass auch der Klima- und Umweltschutz von Landrat Anton Knapp "sehr ernst genommen " werde. Überrascht sei er vom "harmonischen Miteinander über alle Parteigrenzen hinweg" im Kreistag gewesen. Und von der Landkreisspitze habe er sich immer mit Respekt behandelt gefühlt.

Ebenfalls sechs Jahre vertrat Franziska Frühholz die Belange der ÖDP im Eichstätter Kreistag - "eine sehr interessante und lehrreiche Zeit" für sie, wie die Mörnsheimerin sagt. Beeindruckt sei sie von der Führungskompetenz des Landrats und dessen respektvollem Umgang auch mit den Vertretern kleinerer Parteien gewesen. Die sechs Jahre seien "keinesfalls vergeudete Zeit" gewesen, sagt Frühholz. "Ich konnte Einblicke und Zusammenhänge erkennen, wie sie mir vorher nicht so bekannt waren. "

EK