Neuburg
Ein großes Netzwerk bleibt

Caritas verabschiedet bei Kino-Matinee Merlinda Bajo von "Asyl bei uns"

25.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:34 Uhr
Dank und Abschied nach drei fruchtbaren Jahren in der Asyl-Arbeit: Kreisvorsitzende Elisabeth Teschemacher (links) und die Sozialpädagogin Johanna Knöferl (rechts) verabschiedeten Merlinda Bajo aus dem Projekt "Asyl bei uns". −Foto: Heumann

Neuburg (lm) Gelegenheiten, dass die Aktiven der Nachbarschaftshilfen quer durch den Landkreis einmal zusammentreffen, sich austauschen können, gibt es nicht viele. Die Caritas, die das Projekt begleitet und betraut, wollte mit dieser Einladung in den Neuburger Kinopalast Danke sagen, zugleich aber markierte der Vormittag auch eine schmerzliche Zäsur: Der Helferkreis "Asyl bei uns" muss künftig ohne Merlinda Bajo auskommen; die Förderung ihrer Stelle läuft jetzt aus.

Als sich die Thematik verstärkt auftat, war es für die in der Nachbarschaftshilfen Engagierten in vielen Landkreisgemeinden absolut selbstverständlich, sich auch der Neuankömmlingen aus fremden Ländern als neue Nachbarn anzunehmen. So formierten sich die Helferkreise "Asyl bei uns". Die Ehrenamtlichen unterstützen damit die seit Jahr und Tag in den Asylunterkünften geleistete Arbeit der Caritas, die Geflüchteten umfängliche Unterstützung in sozialen Fragen bietet, gemäß dem propagierten Anspruch "Mensch bleibt Mensch, auch ohne Aufenthaltsrecht".

Bei den plötzlich ganz neuen Fragestellungen war es für die Ehrenamtlichen immer wieder wichtig, selbst eine kompetente Anlaufstelle zu haben. Die fanden sie die vergangenen drei Jahre in Merlinda Bajo mit Master im Sozialwesen, kompetent gerade auch in Rechtsfragen. Die gebürtige Albanerin hatte in England und in der Schweiz studiert, spricht fünf Sprachen und war so die ideale Ansprechpartnerin. Das ist nun vorbei, das Projekt war von vornherein auf zwei Jahre begrenzt, über die "Aktion Mensch" ließ sich ein drittes Jahr rausschlagen, Ende Februar läuft auch diese Frist ab. Merlinda Bajo wird Neuburg verlassen.

Was indes bleibt, ist das nicht zuletzt durch Merlinda Bajos Zutun gewachsene Netzwerk. Die Arbeit in Nachbarschaftshilfe und Helferkreise geht längst ineinander über, "Nachbar ist Nachbar", da ist viel gewachsen, und längst arbeiten Asylbewerber selbst als Ehrenamtliche bei verschiedenen Projekten mit, berichtet Johanna Knöferl, die Freiwilligen-Managerin der Caritas auf Kreisebene.

Mit solchen Einschnitten leben zu müssen, bedauert auch Kreisvorsitzende Elisabeth Teschemacher, "aber mit solch zeitlich begrenzten Projekten sind wir immer wieder konfrontiert". Gut, wenn dann Bleibendes geworden ist. Weit über 50 Ehrenamtliche trafen sich denn am Sonntag. Schön für sie und ihre Arbeit wäre es, endete jede Odyssee so letztlich glücklich wie in dem mehrfach für den Oscar nominierten, jetzt in einer Sondervorstellung gezeigten Streifen "Lion - Der lange Weg nach Hause" des US-Regisseurs Garth Davis. Erzählt darin wird die auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte des kleinen Saroo, dem die Warterei auf einem indischen Provinzbahnhof zu lange dauert und der sich einfach in einen Zug setzt. Es beginnt nicht nur eine tausend Kilometer lange Bahnfahrt, sondern letztlich eine Reise, die ihn bis ins ferne Australien führt. Doch dann macht sich der erwachsene Saroo auf den neuerlichen Weg zurück zu jenem Bahnhof, wo alles begonnen hatte. Aber so ein Happy End wie im Film steht nicht am Ende eines jeden langen Wegs.