Ilmmünster
Ein großes Konzert für eine kleine Kirche

30.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:27 Uhr

Nikolai Ardey (Bass) und Daniela Wabnitz (Dirigentin) nahmen zusammen mit dem Orchester den begeisterten Applaus der Besucher des Konzerts in der Ilmmünsterer Basilika entgegen. - Foto: Waltenberger

Ilmmünster (PK) Das Münchner BMW-Kammerorchester mit den Solisten Wolfgang Kohlhaußen (Violine) und Nikolai Ardey (Bass) unter der Leitung von Daniela Wabnitz gastierte in der Basilika in Ilmmünster. Mit den aufgeführten Werken von Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johann Nepomuk Hummel und Antonin Dvorák traf das Orchester eine gelungene Auswahl und begeisterte mit der musikalischen Darbietung die zahlreichen Zuschauer.

Die Sammlung zugunsten des Kirchleins von Ilmberg erbrachte nach Abzug der Unkosten 600 Euro. Drei Werke, in unterschiedlichen Besetzungen gespielt, führten die Zuhörer durch ein knappes Jahrhundert Musikgeschichte von der Klassik in die Romantik. Mit dem Konzert für Violine und Streicher in d-moll, komponiert im Jahre 1822 vom erst 13-jährigen Felix Mendelssohn-Bartholdy, eröffneten die Musiker den Abend. Souverän und überzeugend spielte Wolfgang Kohlhaußen den Solopart auf der Violine. Er beeindruckte durch sowohl kraftvolles, aber auch einfühlsames Spiel, seine atemberaubende Fingerfertigkeit und die Klangfarben seiner Töne, die von geerdet bis dem Himmel nahe reichten. Wunderschön, wie seine hohen Töne fein, sphärisch anmutend, im Raum ausklangen.

Auf dieses Werk aus der Anfangszeit der Romantik folgte die Oktett-Partita in Es von Johann Nepomuk Hummel aus der Umbruchzeit von der durch Schlichtheit und formale Klarheit geprägten Musik der Klassik hin zur gefühlsbetonten, ausdrucksstarken Musik der Romantik. Dieses vermutlich 1803 entstandene Werk in drei Sätzen, geschrieben für zwei Klarinetten, zwei Hörner, zwei Fagotte und zwei Oboen stellte einen interessanten Kontrast zum vorausgehenden Streichorchester dar. Leicht, graziös und heiter interpretierten die acht Holzbläser und Hornisten das wohlklingend komponierte Werk von Johann Nepomuk Hummel.

War schon im Vergleich der ersten beiden Werke deutlich zu hören, wie die Entwicklung der Romantik hin zu mehr individuellem Ausdruck bereits im frühen Werk von Mendelssohn-Bartholdy Spuren hinterlassen hatte, so erreichte sie in den Biblischen Liedern von Antonin Dvorák, für Solostimme und Orchester 1895 geschrieben, einen Höhepunkt. Die intensive gegenseitige Beeinflussung von Wort und Musik ist unüberhörbar. Im Liedschaffen von Dvorák bilden diese ursprünglich in seiner tschechischen Muttersprache vertonten Texte, den absoluten Gipfel. Solist Nikolai Ardey, der dem Orchester die Aufnahme der Biblischen Lieder ins Repertoire empfohlen hatte, war bei der Interpretation mit seinen ganzen stimmlichen Ausdruckmöglichkeiten gefordert. Stimmgewaltige Dramatik wechselte sich ab mit heiterem, hoffnungsvollem Vertrauen und inniger Zuversicht.

Die gedruckt vorliegenden Texte ermöglichten es, sich ganz auf Gesang und Orchester zu konzentrieren. Schier unglaublich der musikalische Ideenreichtum des Komponisten, um dem Sinngehalt des Textes Nachdruck zu verleihen: die Flöte jubiliert bei "gib mir die Schwingen eines leichten Vogels", pastorale Motive begleiten die Psalmworte "Gott ist mein Hirte", Triangel und Harfe erklingen beim Preisen und Danken, die Streicher hüllen den Bedrängten bei "vor meinen Feinden allmächtig schützest du mich" in einen Klangteppich ein.

Der heitere und beschwingte Lobgesang auf die Größe Gottes beendete "mit Pauken und Trompeten" die Reihe der Biblischen Lieder und damit einen wunderschönen Konzertabend.

Das Orchester und Nikolai Ardey (er ist beim Silvesterkonzert in Scheyern wieder zu hören) bedankten sich beim Publikum für den stürmischen Applaus mit einer Wiederholung des letzten Liedes aus dem Zyklus der Biblischen Lieder. Das BMW-Kammerorchester eröffnete mit dieser auf den sakralen Raum optimal abgestimmten Musik den Zuhörern die Adventszeit, abseits von sinnentleerter Weihnachtsromantik. Ein beeindruckender Konzertabend von engagierten Laien aus der BMW-Belegschaft, die das Motto "Freude am Musizieren" zusammen mit den Solisten des Abends überzeugend umsetzten.