Eichstätt
"Ein großes Danke, Danke, Danke"

Die Pro-Musica-Gründer Ulrich Alberts und Peter Gottstein übergeben die Reihe an Andreas Meixner

07.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:31 Uhr

 

Eichstätt (EK) Von den allermeisten Eichstättern unbeachtet kam seit 29 Jahren eine Reihe von Weltstars in die Stadt. Allerdings keine Pop-Giganten, sondern Größen der Klassik und Kammermusik: als Gäste der Pro-Musica-Reihe des unermüdlichen Ulrich Alberts. Doch der sagt jetzt leise „Servus“.

Was 1983 mit fünf Abonnenten und einem Konzert der Pianistin Bozena Steinerová begann, ist mittlerweile ein aus dem Eichstätter Kulturleben nicht mehr wegzudenkender Kammermusikzyklus. 130 Abonnenten zählt die sechsteilige Reihe in jeder Saison – ein eingeschworener, aber eigentlich zu kleiner Kreis, um eine solch hochkarätige Reihe auch wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben. 200 sollten es schon sein, wünschte sich Alberts (66) all die Jahre vergebens. Sein Etat war mit 8000 bis 10 000 Euro äußerst knapp bemessen: „Das geht nur mit viel, viel, viel Eigenleistung“, sagt Alberts. Er ist sich mit Blick auf die Ingolstädter Angebote auch klar: „Gegen Audi und den Konzertverein dort kommst du nicht an, da bräuchtest du mindestens das Zehnfache unseres Budgets.“

Doch Alberts lebt für die Musik und hat die Pro-Musica-Reihe von der Künstlerauswahl und -betreuung bis hin zum Druck und Ausfahren der Plakate über nun knapp drei Jahrzehnte selbst gestemmt – und zwar von seiner Oberpfälzer Heimat aus. Seine rechte Hand in Eichstätt war der Musikalienhändler Peter Gottstein (67). Der Mitbegründer der Reihe hat nun aber sein Geschäft abgegeben und sagt: „Meine Aufgabe war es, Herrn Alberts den Rücken hier frei zu halten. Durch die Geschäftsaufgabe kann ich das nicht mehr.“ Also hat das Duo beschlossen, die Reihe jetzt aufzugeben.

Und doch wird „der Dreißiger“ voll. Denn zumindest für die kommende Saison hat Alberts in seiner Regensburger Heimat einen Nachfolger gefunden: Andreas Meixner (39). Meixner weiß schon, worauf er sich mit dieser kleinen, aber feinen Eichstätter Konzertreihe einlässt: Er ist Kulturmanager in Regensburg, hat einen Lehrauftrag dazu in Jena, führt das Kammermusik-Label Spektral und leitet schon einige kleine Musikreihen. Seine Planung läuft zunächst für ein Jahr, „dann werden wir weitersehen“. Das Programm für die 30. Saison, die am 25. Oktober 2012 starten wird, steht schon im Wesentlichen. „Radikal Neues wird es nicht geben, das gibt auch der Ort nicht her, vielleicht gibt es ein wenig mehr Vocalisten.“

Das ist freilich ein Wagnis, denn Liederabende sind meistens besonders schwer zu verkaufen – wenn es nicht gerade so ein unvergessliches Highlight wie der Star-Bassist Franz Hawlata – ein gebürtiger Eichstätter – zusammen mit dem Weltklassepianisten Norman Shetler im Mai 1997 ist, mit dem Auftritt des großen Josef Bulva vorigen November einer der absoluten Höhepunkte von Pro Musica überhaupt.

Der aktuelle Liederabend mit Katja Stuber und ihrem Begleiter Boris Kusnezow am Freitag war beispielhaft dafür: Im Vorverkauf gingen nur knapp zehn Karten weg. „Das lebt vom Abonnement, sonst ginge da gar nichts“. Umso bedauerlicher finden es Alberts und Meixner, dass selbst in einer Schul- und Universitätsstadt wie Eichstätt kaum Musiklehrer, Studenten und Dozenten bei den Konzerten zu sehen seien.

Dennoch hofft auch Tourismus-Chef Lars Bender, dass die Kammermusikreihe weitergeführt und vielleicht noch besser auch touristisch vermarktet wird: „Das ist ein Highlight für Eichstätt“, meint der Touristiker. Und er setzt an Alberts und Gottstein für deren Engagement ein „großes Danke, Danke, Danke im Namen der Stadt“ hinzu.