Nürnberg
Ein glorreicher Einfall

Hans Peter Schmidt ist es zu verdanken, dass aus Gluck der musikalische Botschafter der Region wurde

15.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:28 Uhr

Mittendrin: Hans Peter Schmidt im Gespräch mit Dirigent Philippe Auguin. - Foto: olah

Nürnberg (npe) Die Metropolregion huldigt und gratuliert seit gestern ihrem musikalischen Botschafter Christoph Willibald Gluck zum 300. Geburtstag. Ein kleines Dankeschön würde sicherlich auch Hans-Peter Schmidt verdienen. Aber dafür ist er wohl zu bescheiden.

Glucks größter Gönner genießt lieber die Musik.

Natürlich sitzt er in der ersten Reihe. Hans-Peter Schmidt genießt die schöne Musik aus der Feder von Christoph Willibald Gluck mit allen Sinnen. Man könnte meinen, er singt die Partie zumindest in Gedanken ein bisschen mit. So versunken ist er in die Musik und die Stimme der Sopranistin. Denn keine Frage: Hans-Peter Schmidt ist ein großer Freund der schönen Künste. Besonders die Oper begeistert das Mastermind hinter den Gluck-Opern-Festspielen.

Der 72-jährige Versicherungsexperte hatte zu Beginn des neuen Jahrtausends die Idee, aus dem musikalischen Förstersohn den musikalischen Botschafter einer ganzen Region zu machen. Ohne Hintergedanken sei dies allerdings nicht geschehen, sagt Hans-Peter Schmidt. „Vor 15 Jahren war Nürnberg drauf und dran, sich als Krisenregion zu verstehen, um Gelder aus Brüssel zu bekommen“, erzählt Schmidt. Er freue sich heute noch immer, dass dieser Unfug damals glücklicherweise verhindert werden konnte. Wegen der lächerlichen Summe von 1,5 Millionen D-Mark habe man den Ruf einer ganzen Region aufs Spiel setzen wollen. Denn die Folgen und Nebenwirkungen, die mit dem offiziellen Titel einer Krisenregion einhergehen, wären verheerend gewesen. „In einer kranken Region wären bald auch die Gesunden geflohen“, ist sich Schmidt sicher.

Anstatt die Hände in den Schoß zu legen, hat Schmidt die Ärmel hochgekrempelt. Die Idee einer Europäischen Metropolregion in und um Nürnberg war geboren. Ohne bürokratische Hürden aus Brüssel bekommt man den Titel freilich nicht ans Revers geheftet. Die Wirtschaft und die Wissenschaft muss florieren. Und auch der Sport und die Kultur dürfen in der Region nicht zu kurz kommen. Gerade die letzten beiden, weichen Faktoren erwiesen sich als problematisch. Selbst mit König Fußball konnte sich die Region nicht schmücken. „Der Club war da, wo er jetzt ist“, erinnert sich Schmidt. In der Kunst konnte man auf Albrecht Dürer verweisen. Und in der Musik? „Gluck hat uns das musikalische Gesicht gegeben“, erinnert sich Schmidt an den glorreiche Einfall, aus dem Försterjungen aus Erasbach in der Oberpfalz den musikalischen Botschafter einer ganzen Region zu machen.

Im Jahr 2005 folgte schließlich der Durchbruch. Schmidt wurde nicht nur Präsident der Industrie- und Handelskammer in Nürnberg. In Erlangen wurde im gleichen Jahr die Charta der Europäischen Metropolregion Nürnberg unterschrieben. Außerdem fanden im März 2005 die allerersten Gluck-Festspiele in der Frankenmetropole statt. Im Laufe der Jahre folgten weitere Festspiele zu Ehren des Opernhelden. „Heute ist Gluck die musikalische Identifikationsfigur in der gesamten Metropolregion“, freut sich Schmidt. Zum 300. Geburtstag des Opern-Revolutionärs finden die Gluck-Festspiele heuer zum ersten Mal in der ganzen Region statt.