Schrobenhausen
Ein "Gewaltfrieden" am Ende des Ersten Weltkriegs

Gesprächskreis mit zehn Gästen bei der Katholischen Erwachsenenbildung

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr

Schrobenhausen (mbs) Eine neue Form ihrer Veranstaltungen erprobte die Katholische Erwachsenenbildung.

In einem Gesprächskreis wurde das politische Chaos am Ende des Ersten Weltkriegs behandelt.

Um den langen Tisch im Pfarrstüberl von St. Jakob fand sich eine Runde von zehn interessierten Gästen zusammen. KEB-Vorsitzender Stephan Witetschek moderierte das Gespräch, unterstützt von Franz Josef Mayer. Auf der Basis des TV-Films "Gewaltfrieden", der den historischen Fakten auf mehreren gesellschaftlichen Ebenen nachgebildet war, wurden verschiedene Aspekte diskutiert. Der Film zeigt die damals Handelnden auf Regierungs- und Militärebene, dann die hoffnungsvoll revoltierenden Kriegsheimkehrer, dort wiederum die rechts und links orientierten rivalisierenden Gruppen. Eine kommentierende Rolle spielen Künstler und Journalisten in Salons und Restaurants.

Der Film stellt die damalige politische Riege plastisch dar, von den SPD-Spitzen Friedrich Ebert, Philipp Scheidemann und Gustav Noske bis zum Unterhändler Matthias Erzberger, einem Zentrumspolitiker. Dahinter standen die Militärs Hindenburg, Ludendorff und Groener, die trotz der Niederlage noch an ihrer Macht festhielten. Sie alle standen den Siegern gegenüber und beugten sich dann den Vorgaben des Versailler Vertrags. Dabei ist die Unsicherheit und Orientierungslosigkeit der damaligen Politiker, so zeigte sich in der Gesprächsrunde, nur schwer zu kritisieren; die historische Sicht mit ihrer Zusammenschau auf alle Dokumente lässt lediglich Analysen zu.

Zu den Themen, die in der Diskussion vertieft wurden, zählte auch das Rätsel, warum die vorher kritischen Intellektuellen in der allgemeinen Stimmung bei Kriegsausbruch auf eine nationale Linie einschwenkten. Hier suchte man wohl einen inneren Zusammenhalt im Land, eine Art Burgfrieden, wie Stephan Witetschek formulierte. Mehrfach wurden Bezüge zur Gegenwart hergestellt, zum Beispiel auch in der Frage: Was ist ein politisches Talent?

Der Gesprächskreis zum "Gewaltfrieden" war der zweite Abend einer dreiteiligen Reihe der KEB zu den Vorgängen von 1918 und 1919. Der dritte Teil folgt im Frühjahr 2019 zur Frage nach dem vielbeschworenen charismatischen Führer.