Rohrbach
„Ein Generalverdacht ist Quatsch“

Stefan Klos, Fußballtrainer des TSV Rohrbach, arbeitet für eine Anti-Doping-Firma

26.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

−Foto: Klos, Stefan

Rohrbach (PK) So ganz ohne Sport geht es nicht: Stefan Klos ist nicht nur Trainer der Ersten Fußballmannschaft des TSV Rohrbach, sondern auch sein Beruf dreht sich um Sport. Klos ist Teamleiter bei einem Anti-Doping-Dienstleister und reist dabei zu verschiedenen Sportereignissen rund um die Welt.

Wer die ersten drei Spieltage des TSV Rohrbach live miterlebt hat, hat Trainer Stefan Klos nirgends finden können. „Ich habe schon Anrufe bekommen, weil viele dachten, dass ich gar nicht mehr Trainer bin in Rohrbach.“ Tatsächlich war Klos nicht, wie üblich, auf der Trainerbank gesessen, sondern beruflich unterwegs. Das passiert nur ab und an, Co-Trainer Michael Humbach springt zur Not ein. Klos versuche aber natürlich, so oft wie möglich da zu sein. „Ich habe in keiner Saison mehr als fünf Spiele verpasst.“

Klos selbst ist dann nicht auf Fußballplätzen, aber bei anderen Sportstätten anzutreffen: „Bei Ironman-Events oder ganz im Norden bei FIS-Veranstaltungen im finnischen Kuusamo. Man sieht viele Facetten des Sports“, berichtet Klos. Auch in Taiwan, Dubai oder Moskau war Klos schon aus beruflichen Gründen. Jedoch ist der 32-Jährige nicht zum Zuschauen vor Ort, sondern zum Arbeiten. „Wir sind ein Dienstleistungsunternehmen, das verantwortlich für das Einsammeln der Dopingproben ist“, erklärt Klos. „Verbände und Anti-Doping-Organisationen erteilen uns die Aufträge, und wir kümmern uns um die Durchführung vor Ort.“ Die Blut- oder Urinproben werden anschließend an Labore verschickt, die von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) akkreditiert sind. Klos selbst ist seit vier Jahren dabei, mittlerweile Teamleiter für sechs Testkoordinatoren in seiner Abteilung. Seine Arbeit befasst sich aber nicht nur mit den Proben vor Ort. „Wir haben auch eine beratende Funktion und sind in enger Kommunikation mit den Verbänden, wie sich deren Testprogramm im Detail umsetzen lässt.“ Als Gruppenleiter stehen für Klos aber auch Qualitätssicherung, Schulung und Ausbildung auf dem Programm.

„Es muss natürlich jeder Kontrolleur über alle Besonderheiten Bescheid wissen. Zudem muss rechtlich alles vernünftig laufen und gewisse Standards müssen eingehalten werden.“ Weltweit beschäftigt das Unternehmen etwa 180 freiberufliche Kontrolleure, zu manchen Großereignissen rückt Klos aber auch selbst aus. „Ich bin mit dabei, je komplexer der Auftrag ist, je mehr es vor Ort zu tun oder zu organisieren gibt.“ So beispielsweise auch bei der Leichtathletik-WM Anfang August in London. Klos und seine Kollegen waren beauftragt, sich um alle Proben zu kümmern – außerhalb und innerhalb der Wettkämpfe. „Das war schon eine Menge an Aufwand, was Planung und Umsetzung betrifft.“ Alles in allem wurden mehr als 1500 Proben genommen, da bleibt nicht viel Zeit, um selbst aktiv die Wettkämpfe zu bestaunen. Ein Ereignis wollte sich Klos aber nicht entgehen lassen: „Die zehn Sekunden des 100-Meter-Finals mit Usain Bolt waren so ziemlich das einzige, was ich gesehen habe.“ Beeindruckt war Klos aber auch vom Drumherum eines solchen Großereignisses. „Wir sind teilweise erst um vier Uhr aus dem Stadion raus und da waren noch 150 Leute bei der Arbeit.“

Faszinierend, so der 32-Jährige, sei vor allem der ständige Kontakt mit den Athleten. Namen nennt er freilich keine, dazu ist er aus Verschwiegenheitsgründen verpflichtet. „Man merkt aber, egal wer da kommt, das sind alles nur Menschen. Auch die Spitzensportler.“ Die meisten Athleten seien manchmal sogar erfreut getestet zu werden: „Das ist mittlerweile eine Generation an Sportlern, für die es zum Job dazugehört. Da schwingt auch eine menge Selbstverständnis mit. Sie gehen davon aus, dass wenn sie getestet werden, das auch bei allen Anderen der Fall ist“, betont Klos und fügt an: „Gerade für die Jungen ist es auch eine Art Wertschätzung, dass sie ihm Zirkus der Großen angekommen sind.“ Ärger gibt es daher nie, auch wenn natürlich niemand gerne länger wartet: „Es ist wichtig, dass man eine lockere Atmosphäre schafft und ganz normal mit den Jungs und Mädels umgeht. Die sind alle ganz cool drauf, da braucht man keine Berührungsängste haben.“

Natürlich ist sich auch Klos bewusst, dass der Kampf gegen Doping kein einfacher ist: „Es ist die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Man kann immer mehr machen, das ist klar. Aber man muss auch sehen: Wir sind nicht das einzige Unternehmen, wir müssen konkurrenzfähig sein.“ Den Vorwurf, dass die Analysemethoden heutzutage nicht ausgereift genug seien, lässt Klos so nicht gelten: „Es gibt diese Analysemethoden, sie sind nur sehr teuer und werden deshalb oftmals nicht genutzt.“ Die Arbeit von ihm und dem Unternehmen sei vor allem präventiv. „Wir wollen dir Sportler abhalten, etwas zu nehmen. Sie sollen vorgewarnt sein und wissen: Wenn ich etwas nehme, werde ich auch erwischt.“ Das Thema Doping sei omnipräsent, und das wird auch so bleiben. „Es ist klar: Wenn man zu Hause sitzt und sieht, welche Leistungen erbracht werden, schüttelt man natürlich manchmal den Kopf. Aber es geht auch ohne verbotene Mittel und nur mit hartem Training, das muss man verstehen.“ Nach der Meinung des 32-Jährigen sind viele Sportarten und Sportler zu Unrecht in Verruf geraten: „Ein Generalverdacht ist Quatsch, da muss man die Kirche im Dorf lassen. Ein Großteil des Sports ist sauber. Und dazu tragen wir bei.“

Klos selbst hat Spaß an diesem aufregenden Job, auch weil „man Ecken der Welt bereist, die man sonst nicht sieht“. Zudem ist er viel in Kontakt mit Menschen, hat ein großes Aufgabengebiet und einen „brutal abwechslungsreichen“ Arbeitstag. Klos hat sein Sportstudium schon abgeschlossen, derzeit absolviert er noch ein berufsbegleitendes MBA-Programm in Sportmanagement.

Dass der in der Gemeinde Hettenshausen wohnhafte Klos dafür einen Job beim FC Bayern München aufgegeben hat, bereut er nicht. Beim Rekordmeister war er von der U 10 bis zur U 16 als Jugendtrainer sowie auch eineinhalb Jahre im Scouting und der Gegnerbeobachtung unter Jupp Heynckes tätig. „Wenn es nichts mit Sport gewesen wäre, hätte ich das natürlich nicht gemacht“, meint er. Und Fußball kann er ja auch beim TSV Rohrbach noch ansehen und trainieren.