Pfaffenhofen
Ein Gefühl für etwas kaum Wahrnehmbares

Klaus Böldl liest aus seinem Roman "Der Atem der Vögel"

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr

Klaus Böldl las in Pfaffenhofen aus seinem Buch, das auf den Färöer Inseln spielt. - Foto: Frye-Weber

Pfaffenhofen (PK) Klaus Böldl, der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller und Skandinavist, hat am vergangenen Donnerstagabend in Pfaffenhofen aus seiner neuesten Erzählung "Der Atem der Vögel" gelesen. In diesem Roman zeichnet der Autor das Bild eines Einzelgängers, der scheinbar ziellos über die Färöer Inseln streift und dabei die Landschaft beschreibt.

Fasziniert ließen sich die knapp 30 Besucher der inzwischen 32. öffentlichen Autorenlesung am Schyren-Gymnasium mit auf die scheinbar ereignislose, nicht zuletzt wegen der sprachlichen Eleganz des Romans, dennoch fesselnde Reise nehmen. Entsprechend führt der Autor selbst in sein Werk ein und fasst die Handlung des schmalen Buches mit dem Hinweis, dass diese nur einen inadäquaten Eindruck gebe, schnell zusammen. Den Protagonisten Philipp hat es als Restaurator auf die Färöer Inseln verschlagen, wo er mit einer Frau und deren Tochter zusammenlebt. Die Partnerschaft zwischen der zupackenden Johanna und dem verträumten Helden scheint in einer Krise. "Das Zusammenbrechen der Beziehung bildet nur die Rahmenhandlung. Es geht vielmehr darum, die Landschaft und die eigene Atmosphäre zu versprachlichen", erläutert Böldl.

So eigneten sich, laut Böldl, die Färöer Inseln als Schauplatz für eine solches Buch besonders gut, da sie einen geschlossenen Kosmos bildeten und daher etwas Bühnenhaftes hätten. Passend zum Erzählmodus sei auch der Titel des Romans "Der Atem der Vögel" zu verstehen. "Es ging darum ein Bild für etwas zu finden, das sich eigentlich der Wahrnehmung entzieht", erläutert der Autor. Denn auch sein Held Philipp beschreibe traumwandlerisch genau kleinste atmosphärische, kaum wahrnehmbare Details.

Ebenso bewusst sei von Vögeln die Rede. Zunächst vordergründig, da auf den Färöer Inseln nur rund 45 000 Einwohner aber über drei Millionen Vögeln lebten - aber auch metaphorisch, da diese Tiere den Menschen zwar sehr nahe kämen, ihnen aber gleichzeitig sehr fremd seien. Im Laufe der Lesung ist die Begeisterung des Autors und Professors für mittelalterliche skandinavistische Literatur an der Universität Kiel für sein Fach immer wieder spürbar. Kenntnisreich berichtet er von den Färöer Inseln, der dort lebenden Bevölkerung sowie der Flora und Fauna. Ebenso thematisierte er die skandinavische Erzählkultur, die fast ausschließlich von Island geprägt sei und anders als die kontinentaleuropäische schon im Mittelalter anschaulich aus dem Alltagsleben erzähle. Seine Geschichten seien zwar geografisch in seinem Forschungsgebiet angesiedelt, hätten aber keine inhaltliche Nähe zu mittelalterlichen Themen.