Wolnzach
Ein Geben und Nehmen

Walter Lang hat sich zehn Jahre lang als Schulweghelfer engagiert - Jetzt fehlt ihm diese Aufgabe

09.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:14 Uhr

−Foto: Trouboukis, Karin, Ingolstadt

Wolnzach (WZ) Walter Lang ist sozusagen arbeitslos. Zehn Jahre war der 82-Jährige aus Starzhausen ehrenamtlich als Schulweghelfer im Einsatz, wurde für viele Kinder und Eltern so Teil ihrer Morgenroutine. Doch das ist jetzt vorbei: Mangels Einsatzbereitschaft anderer gibt es die Schulweghelfer nicht mehr.

Morgens zwischen 7 und 8 Uhr, da fehlt ihm immer noch etwas. "Jetzt geht es ja schon a bisserl besser", sagt der rüstige Rentner aus Starzhausen. "Aber am Anfang, da ist mir richtig etwas abgegangen." Das Lachen der Kinder, zum Beispiel, ihr "Guten Morgen", ihre Geschichten, die sie immer wieder gerne mit ihm teilten, ihre guten Wünsche, wenn Ferien anstanden, oder auch der eine oder andere Einblick auf gute oder schlechte Noten. Zehn Jahre war er Schulweghelfer, stand mit gelber Leuchtjacke und Kelle in der Hand am Gehweg, maskierte sich sogar am Unsinnigen Donnerstag und sicherte den Schulweg für die Kinder.

Nicht aus Eigennutz hat er das gemacht, denn die vier Töchter des heute 82-Jährigen sind freilich längst erwachsen, die Enkelkinder ebenso und besuchen deshalb weder Grund- noch Mittelschule in Wolnzach. "Damals, als Leute für diesen Dienst gesucht wurden, habe ich zu meiner Frau gesagt: Ich habe Zeit, da melde ich mich jetzt. Wenn sie so einen alten Knacker wie mich überhaupt brauchen können", erzählt der Rentner aus Starzhausen schmunzelnd, wie er zur gelben Schulweghelferjacke kam, die er jetzt wider Willen an den Nagel hängen musste.

Und wie sie ihn brauchen konnten, mit offenen Armen haben ihn die Schulweghelfer aufgenommen, damals freilich noch nicht wissend, sich mit ihm eine besonders treue Seele geholt zu haben. Damit steht der Senior aber nicht alleine da in der Reihe der Schulweghelfer, denn neben ihm gab es auch noch weitere Senioren - beispielsweise Hans Kühner oder auch Hans-Peter Weber - die genau wie er gerne diesen Dienst versahen, ohne einen persönlichen Bezug zu den Schulen zu haben. Große Bewunderung hegt Lang selbst auch für Karl-Heinz Soost und seine beinahe schon verzweifelten Bemühungen, den Schulweghelferdienst aufrecht zu erhalten. Aber am Ende habe auch er resignieren müssen.

"Es gibt überhaupt viel zu wenig Leute, die sich einsetzen wollen", ist Lang immer noch enttäuscht, dass der Schulweghelferdienst zu diesem Schuljahr eingestellt werden musste. Immer wieder habe auch er Leute angesprochen, Rentner, wie er selbst, Menschen, die seiner Ansicht nach gut Zeit gehabt hätten. Wie er selbst halt auch. "Aber, wenn sie dann gesagt haben, sie würden es sich überlegen, dann habe ich schon gewusst, dass das nichts wird." Nicht verstanden haben sie seiner Meinung nach, dass ehrenamtlicher Einsatz ein Geben und Nehmen ist, denn für die geopferte Zeit habe er viel zurück bekommen. Das Vertrauen der Kinder, nette Worte, ab und zu sogar kleine Geschenke , "weil Sie immer so nett sind" und auch das Gefühl, etwas Sinnvolles mit seiner Zeit anfangen zu können. Das sei gerade für Menschen seines Alters enorm wichtig, sagt Lang. Für ihn umso mehr, seit er Witwer ist und seinen Tagesablauf seither alleine gestaltet.

Nicht zur Last fallen, sich nicht aufdrängen wollen und eigenständig bleiben, so lange das eben geht - wie für viele Senioren sind das auch für ihn ganz wichtige Bausteine für ein zufriedenes und erfülltes Leben im Alter. Ein Engagement im Ehrenamt gehört für ihn dazu. Dass er dafür vor kurzem beim Ehrenabend des Marktes Wolnzach ausgezeichnet wurde, hat ihn sehr gefreut. Stolz trägt er die schöne Ehrennadel, die ihm an diesem Abend ans Revers geheftet wurde. Als ehemaliger Schulweghelfer hat er sie bekommen, ehrenamtlich engagiert ist er aber auch noch im Krieger-, Soldaten- und Kameradenverein. "Meine Tage sind deshalb oft etwas sprunghaft", erzählt er. "Je nachdem, was gerade ansteht." Hauptversammlung, Vereinsausflug, Straßensammlung, Weihnachtsfeier - auch im Kriegerverein gibt es immer wieder etwas zu tun. "Das ist auch gut so", so der Senior. "Denn irgendeine Beschäftigung braucht der Mensch doch."