Steingriff
Ein Garten voller Unikate

Zu Besuch bei der Hobbykünstlerin Monika Menzinger in Steingriff - Sie setzt verschiedene Materialien ein

17.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:31 Uhr
"Ich hab mich nicht schick gemacht, weil ich ja sowieso draußen bin", sagt die Steingriffer Hobbykünstlerin Monika Menzinger ganz unkompliziert und holt sich zur Verstärkung für das Foto eine Figur aus kleinen Zweigen, die Mut machen soll. Rechts sieht man die Figur, die schon als Obi Wan Kenobi bezeichnet wurde. Die Werkstatt ist Monika Menzingers Reich (unten l.). Die Holzstühle dienen als Halter für einige der Vogeltränken und kommen fast ohne Schrauben aus (unten r.). −Foto: Budke

Steingriff - Wer auf der Bergstraße in Steingriff steht und an der Betonmauer Richtung Dreifaltigkeitskirche hinauf blickt, der ahnt nicht, welch wundervoller Garten sich dort oben verbirgt.

Hier schafft Monika Menzinger fantasievolle und ganz individuelle Kunstwerke: Von Schmetterlingen, Dioramen und Blumenampeln über Stühle aus Sträuchern bis zu verkleideten Baumstämmen reicht die vielfältige Palette.

Hinter dem roten Haus, das Monika Menzinger mit ihrem Mann und ihrer Mutter bewohnt, erstreckt sich ein kleines Paradies. Begrenzt wird dies durch den Friedhof, dessen alte Bäume dem Garten der Menzingers etwas Parkähnliches verleihen. Der Blick auf die Kirche unterstreicht diesen Eindruck. An diesen ersten, warmen Frühlingstagen blüht zwar noch wenig. Doch die vielen kleinen und großen Kunstwerke, die Monika Menzinger seit Jahrzehnten unermüdlich schafft, bieten reichlich Abwechslung für das Auge und die Fantasie. "Ich hebe alles auf, ich bin ein Jäger und Sammler", sagt sie. Das gilt für alle möglichen Materialien wie Steine, Holz, Perlen, Möbelstücke, Leder und Baumwurzeln. "Irgendwann mache ich dann etwas daraus. " Sie bleibt vor einem Stuhl stehen, der aus den Zweigen eines Strauches quasi geflochten wurde: "Da ist keine einzige Schraube drinnen", betont sie. Auf der Sitzfläche steht eine Vogeltränke. Bestimmt zehn Vogelbadeplätze hat sie im Garten, schätzt sie und ergänzt: "Wir haben immer wärmere Sommer und die Vögel brauchen das einfach. " So verbindet sie die kreative Idee mit dem Nützlichen.

Überhaupt scheint ihre künstlerische Betätigung eine Herzenssache zu sein, wie etwa bei dem Baumstamm, der patchworkartig in grüne Lederreste gehüllt ist: "Das war mein Lieblingsbaum, eine Kiefer", erzählt die 53-Jährige, "der war leider kaputt und musste gefällt werden. Ich hab zu meinem Mann gesagt, den Stamm lassen wir stehen und irgendwann hatte ich die Idee mit dem Leder. " Während dieser Stamm ganz abstrakt dasteht, hat sie aus einem weiteren eine etwas gruselige Figur geschaffen: Mit Kapuze auf, einem langen Mantel um und einem Stecken in der Hand scheint ein Mann auf die Terrasse am Haus zuzugehen. "Manche Gäste finden ihn sehr unheimlich, aber wir mögen das", gibt sie zu und zählt auf, als was die Gestalt schon so bezeichnet wurde: "Der Fährmann, der den Menschen auf dem letzten Weg vom Leben zum Tod übersetzt, ein Hirte - sogar als Obi Wan Kenobi aus Star Wars wurde er schon erkannt. " Menzinger lacht fröhlich. Sie strahlt viel Energie aus und eine sympathische Leichtigkeit. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich hat sie erst vor wenigen Jahren eine schwere Krebserkrankung hinter sich gebracht. "Ich brauche seitdem mehr Pausen, in denen ich wirklich einfach nichts tue", gesteht sie. Aber in ihrer Werkstatt, da fühlt sie sich wohl, das sieht man ihr an.

"Hier mag ich die Unordnung, im Haus gibt es das nicht", sagt sie beim Blick über die Werkbank und die Regale. Farben, Pinsel, Stoffe, Bänder, Möbelstücke, ein Jesus am Kreuz, Bilder aus Zeiten, in denen sie gemalt hat - alles wartet praktisch darauf, wiederbelebt zu werden. Einer Betonbüste hat sie die Schädeldecke aufgeklopft und darin ein Diorama mit Landschaft und einem schwarzen Raben geschaffen: "Das Stück mag ich sehr, es sagt so viel aus", findet sie. Draußen vor der Werkstatt stehen in einem Topf bunte Schmetterlinge, die aus winzigen Perlen gemacht sind und die sie an Drahtsteckern befestigt hat: "Da habe ich eine ganze Kiste mit so Kleinkram bekommen", erinnert sie sich. "Das sind so meine Winterarbeiten, wenn man draußen nicht viel machen kann. " Jetzt leuchten die bunten Tiere in der Sonne. Weil Monika Menzinger gern fotografiert, macht sie Bilder von ihren Kunstwerken und lässt Karten davon drucken: "Zweimal im Jahr bekommen meine Freunde und Bekannten dann Postkarten von mir. " Geld verdienen will sie grundsätzlich nicht mit ihren Kunstobjekten. Einmal im Jahr lädt sie in ihre Werkstatt zu einem kleinen Markt ein, aber "die vielen Stunden Arbeit, die ich teilweise investiere, könnte man ja gar nicht in Geld umrechnen. " Ihr geht es eben vor allem darum, Dingen, die auf den ersten Blick nutzlos geworden sind, einen neuen Sinn zu geben.

Außerdem ist es wohl so, dass ihr die eigene Kreativität einfach keine andere Wahl lässt. Das war schon als Kind so: Bäume hat sie mit bunten Bändern verziert oder Gedichte geschrieben. Für eines habe sie mal einen Preis gewonnen, aber in der Öffentlichkeit etwas Geschriebenes vorlesen, das schaffe sie bisher nicht: "Das liegt wohl daran, weil da so viel Persönliches drinnen ist. " Trotzdem hat sie zwei Bücher geschrieben. In dem ersten hat sie ihre Krebserkrankung thematisiert. Ein zweites liegt in der Schublade und wartet darauf, dass sie vielleicht einen Verlag findet: "Ein Krimi, der in einer Kleinstadt wie Schrobenhausen spielt und in dem einer Frau Dinge passieren, die eigentlich jedem passieren könnten. "

SZ