Rennertshofen
Ein ganzes Jahr lang Adventszeit

Rennertshofener Theaterfreunde bringen den Vierakter "Der Austragsschwindler" auf die Bühne

24.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

Wer muss im Hochsommer Advent vortäuschen? Karl Ackermayr (Gerhard Fieger) Tochter Christl (Verena Mayinger) und Franzl Krautinger (Peter Fürst, von links) haben es ausgewürfelt. - Foto: Maier

Rennertshofen (DK) Am kommenden Sonntag beginnt mit dem ersten Advent die vorweihnachtliche Zeit. Wie aber fühlt man sich, wenn ein ganzes Jahr lang Advent ist? Die Auflösung gibt es bei den Rennertshofener Theaterfreunden.

Das Ensemble rund um Spielleiterin Martina Fürst ist in die Saison 2014 gestartet und spielt den Vierakter von Peter Landstorfer „Der Austragsschwindel“. Natürlich geht es dabei um einen Generationenkonflikt und um das Erbe. In dem steckt gehörig Sprengstoff, nachdem der verstorbene Altbauer ein ganz besonderes Testament hinterlassen hat. Seine Frau, die „Moidl Mam“ (Michaela Riedl) soll fünf Jahre lang einen sehr noblen Austrag genießen. Überlebt sie diese Zeit nicht, fällt das gesamte Erbe an die Kirche. Das wollen der Sohn der Moidl Mam, Gemüsebauer Karl Ackermayr (Gerhard Fieger), seine Frau Agnes (Julia Kourdy), deren Tochter Christl (Verena Mayinger) und das Hausfaktotum Franzl Krautinger (Peter Fürst) unbedingt verhindern. Sie tun alles, damit es der „Moidl Mam“ gesundheitlich bestens geht.

Praktisch mit zur Familie gehören der Geflügelhändler „Giggerl Girgl“ (Christoph Hosemann), die Marktfrau, genannt „Dandlerin“ (Nicki Schwender) und der Arzt und Vertraute der Moidl Mam Dr. Thomas Dudlhofer (Josef Neumeier). Kurz vor Weihnachten, als schon alle Vorbereitungen für das Fest getroffen sind, bekommt die Moidl Mam ihren „Adventsmoralischen“ und glaubt, dass das anstehende Weihnachtsfest ihr letztes sei. Sie ist aber „erst“ vier Jahre Witwe und so ist die Aufregung in der Familie groß. In Wirklichkeit ist die Moidl Mam kerngesund, will aber ihr letztes Jahr ganz außergewöhnlich genießen und Dr. Dudelhofer hilft ihr dabei. Sollte sie tatsächlich vor ihrem letzten Weihnachten stehen, muss dieses ausfallen und ein Jahr lang Advent sein. Kommt Weihnachen nicht, kann die Witwe nicht sterben. Schon im folgenden Frühling ergeben sich überaus kuriose Szenen zum Thema „Advent im Frühling“. Da sind auch die Schauspieler richtig gefordert. Während die Agnes Ackermayr ihre Frühlingsblumen einpflanzt, findet die „Dandlerin“ im Haus Weihnachtsgebäck und die Ackermayrs in Winterkleidung. Bei der Moidl Mam stehen eine Weihnachtskrippe und ein Christbaum und der „Giggerl Girgl“ hört Weihnachtslieder vom Grammophon.

Außerdem beschwert er sich, dass der Bauer ihm die bestellte Weihnachtsgans „Fridoline“ im August immer noch nicht abgekauft hat. Von diesem Versteckspiel sind nicht nur die potenziellen Erben genervt, sondern auch die Moidl Mam. Sie kann den Tee nicht mehr riechen und die Plätzchen nicht mehr sehen. Stattdessen bringt Dr. Dudelhofer Leberkäs, Emmentaler, Regensburger, Radieschen und schwarz gebrannten Schnaps. Im Sommer treibt die Moidl Mam das skurrile Spiel auf die Spitze, sie will einen Nikolausbesuch. Wer der Austraglerin den ganzen Weihnachtsrummel bescheren soll, wird in der Sommerhitze ausgewürfelt. Es trifft den Krautinger Franzl. Als das Herbstlaub fällt, zieht die Bäuerin Bilanz. 75 Kilogramm Stollen, 50 Kilo Weihnachtsgebäck, 67 Liter Punsch, neun Adventskränze, sieben Christbäume und einen Lamettastrang, der um ganz Rennertshofen ausgereicht hätte, kostete der „Spaß“. Als die „letzte Weihnacht“ doch kommt, muss Dr. Dudelhofer die Weihnachtsgeschichte vorlesen. Nachdem die den „Austragsschwindel“ offenbart, ist vor allem die Schwiegertochter verärgert und kündigt der Moidl Mam harte Zeiten an. Doch das Happy End verhindert dies.

Mit diesem Stück landeten die Rennertshofener Theaterfreunde bei ihrer Premiere in der Musikmanege einen Volltreffer. Die Inszenierung kann man als gesamtbayerisch sehen. Michaela Riedl spricht schwäbisch, Nicki Schwender fränkisch, der Rest artikuliert sich mit Rennertshofener Zungenschlag. Claus Riedl musste aus Platzgründen auf eine Liege im Souffleurkasten, Sylvia Metzker verwandelte die Darsteller bühnengerecht, Mario Franke und seine Helfer zimmerten eine Bühne der vier Jahreszeiten und Christian Kieper und Mario Franke setzten alle ins rechte Licht, trafen den guten Ton und steuerten die gesamte Technik.

Mit dem Austragsschwindel stehen die Rennertshofener Theaterfreunde noch drei Mal auf der Bühne in der Musikmanege. Der Bühnenvorhang öffnet sich am Freitag, 28. November, und Samstag, 29. November, um 19.30 Uhr, am Sonntag, 30. November, um 17 Uhr. Karten dazu gibt es bei Getränke Hörl und an der Abendkasse.