Das
Ein ganzes Dorf ist sauer – stinksauer

26.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Das Lästermaul wurde immer noch nicht enttarnt, und das ist zweifellos besser so. Denn Rothenturm im Südosten der Stadt ist sauer, stinksauer sogar.

Der Ärger beginnt am 16. April mit einem DK-Porträt über Prof. Joachim Genosko. Der Vorsitzende der CSU-Fraktion im Stadtrat, dessen Wurzeln im Bayerischen Wald liegen, wohnt in Rothenturm. In dem Artikel kommt ein „alter Hase der Ingolstädter Kommunalpolitik“ zu Wort, dessen Namen die Redaktion für sich behält. Ihn stört an Genosko, dass der „kein echter Ingolstädter“ sei. Die Kritik des stolzen Schanzers gipfelt in der Feststellung: „Rothenturm – da ziehst du wirklich nur im äußersten Notfall hin.“

Das Stichwort passt recht gut. In der Redaktion brandet eine Protestwelle aus Rothenturm an, es hagelt empörte Leserbriefe. Mehr noch als die Spitze gegen das 700-Seelen-Dorf treibt die Beschwerdeführer die Frage um, welcher Kommunalpolitiker zu solchen Gemeinheiten imstande sei. Beleidigte Rothenturmer treffen sich an Gartentoren zu Krisenräten. Sie fühlen sich von dem Stichler aus der Stadt verunglimpft. „Als wäre hier Sodom und Gomorrha“, heißt es, „als wäre das hier das reinste Glasscherbenviertel.“ Dabei sei ihr Rothenturm doch „ruhig, aber liebenswert“. Sogar Unterschriften werden gesammelt, um den anonymen Sprücheklopfer zu einer Entschuldigung aufzufordern. Besonders grantige Rothenturmer fordern sogar dessen Enttarnung. Aber daraus wird nichts. Der DK hält dicht. Wie es sich gehört. Noch ein Notfall muss echt nicht sein.