Ein ganzes Dorf am Feiern – fast zumindest

25.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:33 Uhr

Bombenstimmung, die Musibuam auf zwei Etagen, dazu Kabarett mit viel Lokalkolorit – das Hohenrieder Weinfest geriet auch heuer zu einem wunderbaren Abend, der nach einer Fortsetzung schreit. - Foto: Ammer

Hohenried (SZ) Der Klang von Posaunen und Trompeten erfüllte den Hohenrieder Pfarrsaal am Samstagabend. Es ging bayerisch zu, beim Weinfest 2009. Kaum zu glauben, dass das letzte schon wieder ein ganzes Jahr her war, doch Ereignisse gab es auch in diesem Jahr genug in Hohenried, um darüber ein Theaterstück zu schreiben.

Auf zwei Etagen spielten die Hohenrieder Musibuam den Auftakt des Abends, denn auf der Bühne im Pfarrsaal war der traditionelle Jägerstand aufgebaut. Wie jedes Jahr, wenn es wieder Sonntagsratsch auf dem Dürrnberg gibt. Dass es erst Samstagabend war, spielte dabei keine Rolle.

"Jetzt gibt’s ein bisschen gemütlichere Musik und später wird es richtig zünftig mit Volksfestmusik", versprach Musibuamvorsitzender Erwin Schindler den Gästen – und er sollte Recht behalten. Spätestens beim "Fliegerlied" standen nämlich alle auf den Bänken und sangen lauthals mit, denn "heid is so a schena Dog".

So schön, dass die jüngeren Generationen schon mal fasziniert zuschauten, wie die Mamas beim Wiesenhit "Zehn Meter geh" durch den Gang zwischen den Biertischen schritten wie auf einem Laufsteg, oder bei "Rock mi" von den Alpenrebellen vor der Bühne auf dem Boden knieten. Doch das erst eher Richtung Ende des Abends, als bereits gut 200 Flaschen Wein verkauft waren.

Sozusagen zum Bersten voll war der Pfarrsaal in Hohenried mit den über 250 Besuchern – bei einer ungefähren Altersspanne von null bis 100. Ein ganzes Dorf am Feiern – fast zumindest. Wobei viele nicht nur wegen der sieben verschiedenen Weine gekommen waren, sondern vor allem wegen des Theaterstücks, auf das die Hohenrieder nicht mehr verzichten wollen.

Glockengeläut eröffnete die Bühne in diesem Jahr, doch nicht Toni und Wastl alias Gerhard Schweiger und Albert Egle betraten den Saal, sondern ein Professor aus Berlin mit seinem Gehilfen Schmittchen, auf der Suche nach dem Urus Bavarius, also dem Urbayern. Damit hatten sie in Hohenried erst einmal Pech, denn die Frau, die sie als erstes nach dem Weg fragten, sprach zwar Dialekt – aber nicht den gesuchten. "Die erste aus diesem Nest kommt aus Sachsen", beklagte sich der Professor, doch auch weiterhin hatten die beiden nicht viel Glück, was wohl dem starken Zuzug zuzuschreiben ist. Bald schon wechselte das Bild, und die Hohenrieder bekamen ihre gewohnten Schauspieler zu sehen. Erst ihre Frauen beim ratschen und dann Toni und Wastl selber – auf dem Weg hinauf auf den Nocker . . .- äh - Dürrnberg.

Als Verpflegung gab es erst mal zwei Flaschen Bier. "Is des was guads, glei gar wenn ma nur an Wein kriegt", waren sich die beiden einig. Weniger begeistert waren sie davon, dass sie ihre Frauen wohl nicht zum Gigler bringen könnten, um sie loszuwerden, "denn der Gigler nimmt keine Beißzangen", wie Wastl boshaft bemerkte. Auch von der neuen Sportart in Hohenried hatten sie gehört – Bierkastenrennen – aber da machten sie lieber "Liebe zu Dritt", wie das doch so schön in der Zeitung stand. Mit einer guten Flasche Bier nämlich. "Da sitzen sie endlich", meldete sich schließlich wieder der Professor vom Anfang zu Wort, denn endlich hatte er zwei Prachtexemplare des Urus Bavarius gefunden. Und mit was lockt man diese am Besten an? Mit ein paar Flaschen kühlem Pils natürlich. Großer Applaus war den Schauspielern sicher, als der Professor schließlich mit seinen beiden eingefangenen Urbayern abzog.

Jetzt erst mal eine gute Brotzeit. Auch für die gute Grundlage war gesorgt, denn Familie Doppler kümmerte sich um selbst gemachten Obazten, Geräuchertes, Käse, Wurst und noch so manch andere Brotzeitleckereien. Und während auf der Bühne bei den Musibuam anfangs eher der Apfelsaft getrunken wurde, floss unten der Traubensaft in Strömen. Leider nicht immer nur Richtung Leber, sondern hin und wieder auch über den Tisch und auf den Boden. "Nächstes Jahr, zum 15. Weinfest lass ma’s richtig krachen", versprach Erwin Schindler schon im Voraus – und die Hohenrieder nehmen ihn beim Wort.