Inchenhofen
Ein ganzer Ort für Leonhard

Leahada feierten ihren Heiligen mit Bayerns wohl ältestem Umritt - und zahlreiche Besucher kamen

04.11.2018 | Stand 24.01.2024, 14:05 Uhr
Regungslos harren die Darsteller wie Statuen während des dreifachen Umritts um die Wallfahrtskirche auf den fahrenden Brettern der Motivwagen aus. −Foto: Heißerer

Inchenhofen (SZ) Am Wochenende herrschte Ausnahmezustand in Inchenhofen: Zum 53. Mal fand gestern der Leonhardiritt zu Ehren des Bairischen Herrgotts statt.

Und fast der ganze Ort war auf den Beinen. Weil auch das Wetter mitspielte, kamen wieder mehr Besucher als in den vergangenen Jahren. 2017 waren es um die 4000. Hans Schweizer meinte: "Wir freuen uns ganz besonders über einen so zahlreichen Besuch, das haben wir schon lange nicht mehr gehabt. " Der Vorsitzende des Leonharidkomitees organisierte den Umritt heuer bereits zum 16. Mal - und übernahm auch die Moderation zusammen mit Doris Stadler.

Stadler hatte das Vorprogramm noch mit ihrer Schwester Andrea Asam bestritten. Die beiden mussten die eigentlichen Moderatoren vertreten, die heuer beide krankheitsbedingt ausfielen. Sie erzählten, wie sie selbst von Kindesbeinen an, jedes Jahr aufs Neue beim Umritt teilnehmen, wie viel Geduld und Standfestigkeit nötig sind, um fast eineinhalb Stunden reglos auf dem Wagen zu stehen - und nicht umzufallen, wenn sie wieder anfahren.

Und davon, dass es trotzdem jedes Jahr wieder eine Ehre und große Freude sei, dabei zu sein. Das konnte Schweizer nur unterstreichen, der selbst 33 Jahre lang als Darsteller auf den Festwagen unterwegs war. Die Wagen sind es auch, die gerade den Leahader Umritt zu etwas besonderem und einzigartigem machen.

Schon am Vormittag trafen zahlreiche Pferdebesitzer mit ihren Rössern und Kutschen in Arnhofen ein, um sich und die Pferde bereit zu machen. Weit mehr als 200 Helfer waren gestern unterwegs: Feuerwehrleute, die die Straßen absperrten und die Besucher zur den Parkplätzen lotsten, über 50 Kassiere, gut 70 Trachtler und rund 50 Darsteller auf den Festwagen.

Die meisten Trachtler kommen aus der Marktgemeinde und bedienen sich im Fundus des Heimatvereins. Zum Teil wurden die Trachten, vor allem für die Kinder, extra angefertigt, der Verein bekommt aber auch boarische G'wander als Kleiderspenden, wie Schweizer erklärte. Und reparieren brauchen die Trachten auch: So manches Gewand sei im Dauerregen der letzten Jahre eingegangen.

Die Vorbereitungen für das Leonhardifest beginnen bereits lange vorher: Die Pferdegespanne werden eingeladen, der Ablauf geplant und die Helfer akquiriert. Die zu finden ist im Ort laut Schweizer kein Problem. In Leahad macht man beim Leonhardiritt einfach mit. Problematischer wird es allerdings bei den Pferdegespannen. Immer mehr Besitzer kommen in ein Alter, in dem sie sich einen solchen Umritt nicht mehr zutrauen oder ihre Rösser nicht mehr halten können. So ist es in der Gegend immer schwieriger, Gespanne für die Kutschen und Festwagen aufzutreiben. Einige von ihnen kommen deshalb von weit her: Seit 26 Jahren ist ein Pferdegespann aus Feldmoching mit von der Partie; zum ersten Mal nahmen heuer Pferde aus der Gegend um Eichstätt teil. Ein Gespann kam bis aus Nürnberg, ein anderes aus dem Allgäu.

14 Tage vor dem Leonhardiritt begannen die Helfer die 19 Motivwagen, auf denen Szenen aus dem Leben des Heiligen dargestellt werden, zu gestalten: Die Kulissen wurden aufgebaut, die Frauen banden Girlanden. Am Ende ging es an die Details. Sogar der Boden wurde - je nach Szene - mit Kies oder Teppichen bedeckt.

Seit 1965 findet der Leonhardiritt in Inchenhofen ohne Unterbrechung statt. Eingeführt wurde der Umritt aber bereits 1459. Damit gilt er als einer der ältesten in Bayern. Am Sonntagvormittag fanden drei Wallfahrtsgottesdienste statt. Das feierliche Pontifikalamt zelebrierte Bischof Gregor Maria Hanke OSB aus Eichstätt zusammen mit Dekan Stefan Gast und zahlreichen anderen Priestern. Chor und Orchester unter der Leitung von Martin Schormair umrahmten den Gottesdienst mit einer Orgelsolomesse von Mozart.
 

Verena Heißerer