Frankfurt
Ein "frostiger" Tatort

30.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:23 Uhr
Exzellente Schützin: Biggi Lohmann (Katharina Marie Schubert) ist zu allem bereit. −Foto: HR

Frankfurt (DK) Ein gefüllter Hackbraten, auch falscher Hase genannt, gibt dem Hessen-Tatort seinen Titel.

Ist der doch das Lieblingsgericht von Hajo Lohmann, der sich von seiner ihn liebenden Frau Biggi ins Bein schießen und an den Stuhl fesseln lässt, um einen Überfall vorzutäuschen. Denn die Solartechnik-Firma der Lohmanns ist pleite. Die Versicherung soll für wertvolle "Seltene Erden" zahlen, welche nur scheinbar entwendet wurden. Überraschend taucht der Wachmann auf, Biggi schießt ihm im Affekt zwischen die Augen - tot.

So weiß man schon nach wenigen Minuten, wer die Mörderin ist. Und kann sich fortan bestens dabei unterhalten, wie die Hessen-Kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) die Frau überführen. Denn Emily Atef hat den Krimi als schwarze Komödie mit skurrilen Typen und wunderbar subtilem Humor im Stil von "Fargo", dem Klassikers der Coen-Brüder, inszeniert. Die Regisseurin, die 2018 für den Romy-Schneider-Film "3 Tage in Quiberon" mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde, hat auch gemeinsam mit Lars Hubrich das Buch zu dieser Mischung aus Krimi, Komödie und Liebesgeschichte geschrieben.

Durchweg frostig - wie in "Fargo" - geht es in diesem "Tatort" zu. Hessen erlebt den "kältesten November seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen", im Kommissariat ist die Heizung ausgefallen, und so ermitteln sich die Kommissare fest eingemummt durch den - zumindest für sie, nicht aber für die Zuschauer - mysteriösen Fall. Der verwundete Hajo muss ins Krankenhaus. Biggi versorgt ihn am Krankenbett mit falschem Hasen nach ihren Spezialrezept, das sie auch Kommissarin Janneke gerne weitergibt. Und sie will das Geld von der Versicherung kassieren.

Doch die redet sich raus, will nicht zahlen. Und die versteckten "falschen Erden" hat sich Lagermeister Uwe Ohlberger, der alleinstehend ist und seine Freizeit vor dem Flugsimulator verbringt, geschnappt. Er fordert Geld von Biggi. Dabei helfen soll ihm sein Kumpel, der Kleinganove Sahni. Der hat aber auch einen Deal zum Verkauf der Ware mit Profigangstern eingefädelt. Als Biggi ihn und Uwe ebenfalls erschießt, sind ihre Probleme damit nicht beseitigt.

Wendungsreich geht es zu in dieser tragischen Geschichte einer Frau, die sich immer tiefer in den Schlamassel killt. Warum sie so gut schießen kann, das erfährt man erst ganz zum Schluss. Und das ist ebenso pfiffig und witzig wie der ganze Krimi. Dazu trägt auch die tolle Besetzung bei: Godehard Giese und Ronald Kukulies als Uwe und Sahni, Friedrich Mücke und Johanna Wokalek als heimliches Liebespaar (mit einer herrlichen Bettszene!), Peter Trabner als Hajo und die famos aufspielende Katharina Marie Schubert als Biggi machen den "Tatort: Falscher Hase" zu einem wahren Vergnügen.

"Falscher Hase", ARD, Sonntag, 1. September, 20.15 Uhr.

Volker Bergmeister