Neuburg
Ein Foto war nicht zu verschenken

08.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:15 Uhr

−Foto: Karsten Preuss

Neuburg (szs) Wie schnell man sich im Internet eine Schadensersatzklage einhandeln kann, hat Karsten Preuss gerade eindrücklich erfahren.

Der Gründer der Non-Profit-Facebook-Gruppe "Neuburg verschenkt" hatte als Titelbild ein Foto des Neuburger Schlosses gewählt, das er kurzerhand von einem anderen Nutzer kopiert hatte. Ein Fehler. Eventuell sogar ein ziemlich teurer Fehler: Ein Eichstätter Fotograf fordert über einen Berliner Anwalt 3000 Euro Schadensersatz von Preuss. Die Mitglieder der Gruppe wollen nun Geld sammeln, damit dem Gründer kein Schaden entsteht.

Eine Mutter bietet bunte Rucksäcke für Kinder an, der Neuburger Asylverein sucht nach einem Zwillingskinderwagen, eine Neuburgerin hat eine Kaffeemaschine abzugeben: Auf der Facebook-Seite "Neuburg verschenkt" tauschen über 5000 Mitglieder Dinge aus, die eigentlich zu schade zum Wegwerfen sind. "Ich habe mich oft geärgert, wenn Dinge im Müll gelandet sind, die man eigentlich noch gebrauchen könnte", erzählt Karsten Preuss, wie er vor zwei Jahren auf die Idee kam, die Seite - die in ähnlichen Varianten in vielen Städten existiert - auch in Neuburg zu gründen. Er habe einfach etwas gegen die Wegwerfgesellschaft tun wollen, erzählt der 42-Jährige.

Gesagt, getan. Der Erfolg gab ihm Recht. Unzählige große und kleine Artikel haben so schon die Besitzer gewechselt - vom alten Sofa bis zum kleinen Kätzchen, von der Stubenpflanze bis zur Autofelge. Wichtigste Regel: alles unentgeltlich. Niemand verlangt oder bekommt Geld - auch Preuss nicht. Trotzdem könnte es für ihn nun teuer werden. Eine Ansicht des Neuburger Schlosses bei Nacht hatte er auf Facebook gefunden, kopiert und als Titelbild verwendet. Das darf er nicht. Er hat damit das Copyright verletzt. 3000 Euro fordert der Fotograf laut Preuss. "Ich hätte das nicht ziehen dürfen, das ist mir jetzt auch klar." Ob es wirklich so teuer wird, muss man abwarten. Die Anwälte sind in Kontakt.

Ein Mitglied im Club der Verschenkenden hat nun einen Solidaritätsaufruf gestartet: Siegfried Schiele will Geld sammeln, damit der Gründer der Non-Profit-Gemeinde keinen Schaden hat. Ein paar Euro sind schon zusammengekommen, berichtet er. "Bei 5000 Mitgliedern wäre das für jeden ein ganz kleiner Betrag, für den Gründer eine große Hilfe." Wenn etwas übrig bleibt, will Schiele den Betrag an den Familiennachsorgeverein Elisa spenden.

Und was sagt Preuss dazu? "Das hat mich natürlich total gefreut", antwortet der Neuburger - und denkt bereits darüber nach, den gesamten Spendenbetrag an Elisa zu geben.