Ingolstadt
Ein Feuerwerk an Spritzigkeit

Furioses Wiedersehen mit der Dutch Swing College Band in Ingolstadt

21.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Urgestein europäischer Jazzbands: Die Dutch Swing College Band um Bandleader Bob Kaper (zweiter von rechts). - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Man kennt sich, die sieben Herren der Dutch Swing College Band oben auf der Bühne und davor das Publikum in den längst ausverkauften Stuhlreihen. Immerhin gastieren die swingenden Holländer bereits zum vierten Mal im Museum mobile, und entsprechend hoch liegt die qualitative Messlatte für die älteste existierende Jazzband der Welt.

Der Sound der sieben ist von ihrem letzten Konzert an gleicher Stelle vor zwei Jahren noch gut in Erinnerung. Stephan Öri vergleicht die Musiker in seiner Begrüßung gar mit den Rolling Stones. "Aber keiner von ihnen hat den Hüftschwung von Mick Jagger", stellt er absolut richtig fest. Dafür haben die smarten Männer in Anzug und Krawatte andere Qualitäten.

Bereits nach den ersten Takten geht schon ein erfreutes Raunen durchs Publikum, denn sie nudeln nicht einfach das alte Repertoire durch. Bandleader Bob Kaper kramt lieber ganz tief in der Frühzeit des Jazz und gibt ein Remake der ersten Jazzschallplatte aus dem Jahr 1917 vor. Im Sound der Band klingt die A-Seite "Livery Stable Blues" so frisch, zeitlos faszinierend und lebensfrisch pulsierend wie die nachgereichte B-Seite "Dixie Jass Band One-Step".

Die Dutch Swing College Band hat nicht nur eine durchgehende Bandgeschichte seit ihrer Gründung am 5. Mai 1945. Ihr Sound ist nach wie vor ein höchst agiles Kaleidoskop der Jazz- und Swinggeschichte. Und so wie sie die Kompositionen mit Spielfreude füllen, könnte die Faszination des Jazz die Zuhörer auch schon vor hundert Jahren elektrisiert und gefesselt haben. Bandleader Bob Kaper hat die Formation über die Jahre sensibel verjüngt und dabei das typische Klangbild bewahrt. Einer dieser jungen Musiker mit tollem Feeling zum Sound seiner Großväter ist der Trompeter und Sänger Keesjan Hoogeboom. Präzision, Spielwitz und Leidenschaft bündeln sich im Klang seines Blechs, und wenn dazu die Klangwolke der Band spielerisch tänzelnd und fast überirdisch schimmernd über die Zuhörer kommt, entstehen unvergessliche Momente. Es bleibt eigentlich nur, sich zurückzulehnen und diese fluoreszierenden Töne wie magische Nordlichter über der Bühne staunend zu genießen.

Doch es wäre ungerecht, nur einen aus dem Team hervorzuheben. "Swing That Music" ist dazu nicht nur eine Komposition von Louis Armstrong, der Titel umreißt auch die Bandphilosophie. Egal ob Bassist Adrie Braat den Klassiker "Chattanooga Choo Choo" aus seinen Saiten abfahren lässt oder Drummer Anton Burger ein fesselndes Solo mit einer Klangdimension vom Flügelschlag einer Libelle bis zum urgewaltigen Gewittersturm präsentiert, dem Sound der Band fühlen sich alle verpflichtet.

Was an so einem Abend keinesfalls fehlen darf, ist der Jazzstandard "Tiger-Rag". Es ist ein Stück, das geradezu dafür komponiert wurde, um nur das Beste aus den Instrumenten - oder vielmehr aus den Musikern - herauszuholen. In zwei Jahren werden sie wohl wieder ins Museum mobile kommen. Keine Frage - es wird schwer sein, dieses Level dann noch einmal zu überbieten.