Scheyern
Ein Feierabend-Ring aus Beton

<DK-XY_trifft>MEIN CORONA-PROJEKT:</DK-XY_trifft> Marlene Liebhart aus Scheyern verwirklicht lang gehegten Traum im Garten

05.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:21 Uhr
Den Ausblick auf Scheyern genießt Marlene Liebhart am liebsten von ihrem neuen Beton-Ring aus. Während des Corona-Lockdowns hat sie einige Projekte in ihrem Garten verwirklicht. Der Ring war besonders aufwendig. −Foto: A. Ermert

Scheyern - Geplant ist das Geburtstagsgeschenk zum 50. von Marlene Liebhart aus Scheyern schon im letzten Jahr gewesen. Doch es klappte nicht, jetzt wurde es eben zum 51. Geburtstag fertig - und sie freut sich heuer noch genauso über ihr Geschenk: "Den Feierabend- oder Freizeitring, den passenden Namen müssen wir noch finden", sagt sie.

 

Am höchsten Punkt ihres Grundstücks prangt jetzt das Geschenk, dort zu sitzen mit dem Blick über Scheyern und abends auf die untergehende Sonne ist ein Genuss für die ganze Familie. Aber am meisten genießt ihn sicherlich Liebhart, es ist ja ihr Geschenk. "Corona ist vielleicht sogar schuld, dass es in diesem Jahr klappte", meint Liebhart, "denn es war ein Familienprojekt." Der 14-jährige Benedikt hatte coronabedingt weniger Schule, Jonathan ist 18 Jahre und lernt Koch, sein Betrieb hatte 14 Tage geschlossen, ihr Mann Günther war auch längere Zeit zuhause. Es war soweit: Marlene konnte ihren Traum verwirklichen.

Die Familie ließ ihr freie Hand bei der Planung, sodass sie sich gerade noch rechtzeitig am letzten Wochenende vor dem Lockdown auf den Bulldog mit Kipper schwang und insgesamt 2,5 Tonnen Sand aus der Sandgrube in Prambach für ihr Objekt holte. Allerdings liegt das Grundstück der Familie zwar wunderschön über Scheyern, aber dadurch ist es natürlich auch ziemlich steil - und der Bulldog schaffte es nicht bis ganz nach oben: "Die Buben mussten schuften, Sand schaufeln, Beton mischen, Schubkarren beladen und hochkarren, das Fundament für den Sockel gießen, eine schweißtreibende Arbeit", berichtet die Mutter. "Sie waren sehr fleißig, die Mutter hat Ideen und die Kinder müssen sie umsetzen", so Liebhart.

Ihr Mann Günther kümmerte sich derweil um den Haushalt, alle außer der älteste Sohn waren zuhause - da verteilte sich die Arbeit auf alle und so packten sie beherzt an für das Geschenk, "das eigentlich ja schon für meinem 50. Geburtstag geplant war".

Der Betonring, der stolze 1,6 Tonnen wiegt, lag bereits seit dem Vorjahr am Rand des Grundstücks. Am Gründonnerstag kam dann ein Freund der Familie mit dem Bagger und hievte den Ring an Ort und Stelle - "ohne Bagger ein Ding der Unmöglichkeit" erklärt Liebhart. Dann wurde er innen angemalt und außen links und rechts stabilisiert, damit er nicht ins Tal runterrollen kann. Der Schreiner hat gerade noch rechtzeitig vor dem Geburtstag von Marlene das Sitzbrett geliefert. "Jetzt ist unser Objekt vollendet", freut sich die Hausfrau, die auch einige Stunden in der Apotheke in Scheyern beschäftigt ist. Seit 1999 wohnt die Familie zusammen in ihrem Haus "und der Garten wächst seit dieser Zeit immer mehr nach oben. Bis vor acht Jahren ist da noch der Mähdrescher vorbeigezogen und hat uns eingestaubt", erinnert sich Liebhart. Der Opa hat in diesen Jahren viel mitgestaltet, hat einige Flächen begradigt. Jetzt ist er Witwer und kommt jeden Mittag zum Essen, sitzt dann auf der Terrasse - wo sich im Sommer das Leben der Familie hauptsächlich abspielt - und freut sich an dem schönen Vogelbeerbaum, den er selbst als eine der ersten Arbeiten am Grundstück gepflanzt hat. "Er bewundert ihn immer wieder aufs Neue."

Und seit dieser Zeit wird der Garten immer mehr erweitert und mit Dekostücken ergänzt, die Marlene zum Teil selbst interessant gestaltet, wie etwa eine alte Badewanne aus Eisen, die zum schmucken Regal mutierte. Eine alte Spielzeugschlange kam nach 15 Jahren aus dem Keller, wurde frisch restauriert und bringt jetzt Farbe in den Rasen. "Ich mag lieber alte Sachen in den Garten stellen als etwas Neues kaufen", erzählt Liebhart. Und das sieht man auch, immer wieder lugt aus irgendeinem Eck, schön umrankt von Blumen und Blättern, etwa ein Abluftrohr aus einem Münchner Klohaus als pfiffige Deko oder ein kleiner Brunnen plätschert leise. Auch ein steinernes Kreuz hat im Garten der Familie Liebhart einen schönen Platz gefunden. Und das Tomatenhäusl ist ein wahres Schmuckstück.

"Wenn Freunde kommen, fragen sie manchmal, ob sie bei uns Urlaub machen können, weil unser Garten so schön ist. Das freut mich immer, denn ich finde ihn auch sehr schön, aber Urlaub brauchen wir gar nicht". Denn Liebhart hat so viele Ideen, die sie verwirklichen möchte. So geht man beim Betreten der Terrasse über ein wunderschönes Mosaikrund, das Marlene zu Beginn der Coronazeit aus alten bunten Fliesenresten gestaltete, von ihrem Mann geschützt mit einem Sonnenschirm, den er immer weiter drehte, damit seine Frau ungestört weitergestalten konnte. "Im März war es schon sehr warm", erinnert sich Liebhart.

"Und am Abend sitzen wir auf unserem "Feierabend- oder Freizeitring", trinken gemütlich ein Bier, schauen jetzt in aller Ruhe den Wolken zu, denn Flieger sieht und hört man seit dem Ausbruch von Corona weniger".

PK

Anna Ermert