Ein Faible für Volksnähe

10.03.2009 | Stand 03.12.2020, 5:08 Uhr

Theo Fröchtenicht (55) will morgen Stadtbaurat werden. - Foto: kx

Ingolstadt/Füssen (sic) Nicht viele können von sich behaupten, mit dem frommen Wunsch "Sehnsucht nach dem Paradies" eine konkrete räumliche Vorstellung zu verbinden. Der Füssener Stadtbaumeister kann – ohne Frage. Schließlich wurde hier, unweit des Schlosses Neuschwanstein, eigens für Franz Hummels gleichnamiges Musical über König Ludwig II. ein prächtiges Festspielhaus erbaut, und Theo Fröchtenicht, der zuständige Stadtplaner, hat maßgeblich mitgeholfen, dem Großprojekt den Weg zu ebnen. Mit Hummel, dem nicht immer einfachen Komponisten aus Altmannstein, verbindet ihn seither eine Freundschaft.

Er ist ein gelassener Mensch und auch keine Beamtennatur – zumindest nicht nach den gängigen Klischees. Das belegt bereits seine Biografie: Theo Fröchtenicht wurde 1953 in Allstedt (Sachsen-Anhalt) geboren und siedelte später in den Westen über. In Stuttgart erwarb er zwei Abschlüsse in Architektur und Städtebau. Erst absolvierte er die Fachhochschule, gleich danach, von 1979 bis 1984, die Universität der Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Von 1976 bis 1986 wirkte er als freier Mitarbeiter in bekannten Architekturbüros, seit 1981 steht er als freier Architekt in der Architektenliste Bayern und Baden-Württemberg.

1986 gründete er mit Partnern eine Sozietät. Zehn Jahre später wurde Fröchtenicht (verheiratet, Vater von drei Kindern) Stadtbaumeister in Füssen. In diesem Amt ist er für Stadtentwicklung, Stadtplanung, Bauplanung, Bauausführung und Baumanagement zuständig.

Auf seine politische Unabhängigkeit legt er größten Wert. "Ich gehöre keiner Partei oder Gruppierung an", betont der Kandidat für das Amt des Ingolstädter Stadtbaurats – und das mit tiefer Überzeugung. Für ihn zählen allein zwei Institutionen: "Der Stadtrat und der Bürgermeister – wie es vorgesehen ist in einer Demokratie."

Kraft dieser Prämisse gibt Fröchtenicht in der Planungsphase für Bauvorhaben immer viel auf das Urteil der Menschen. Er weiß, dass es niemals gelingen wird, die unterschiedlichen Meinungen und Erwartungen auf einen Nenner zu bringen, "aber es ist wichtig, den Bürgerwillen kennen zu lernen". Die Bürger, findet der Stadtplaner, müssen das Gefühl bekommen, "dass man sie ernst nimmt und dass in ihrem Sinne richtig gehandelt wird". Ohne öffentliche Akzeptanz, das weiß er aus Erfahrung, "geht nichts".

Fröchtenicht hatte oft die Gelegenheit, seine Volksnähe unter Beweis zu stellen, denn das eher kleine Füssen (14 000 Einwohner) prunkt neben seinem Musicaltheater noch mit weiteren Großprojekten. Aktuell ist der Stadtbaumeister mit dem Neubau des Bahnhofs inklusive einem Wettbewerb für die Umgestaltung des Geländes drumherum befasst – ein Projekt mit höchster öffentlicher Relevanz.

Pläne für ein Baugebiet liegen ebenfalls auf seinem Schreibtisch. Nicht mehr dagegen die schon abgeschlossene aufwändige Planung für eine Therme, weil der Freistaat die zugesicherten 20 Millionen Euro (bei 60 Millionen, die ein Investor aufbringen wollte) zurückgezogen hat. "Schade."

Seit Fröchtenicht seinen Hut in den Ring geworfen hat, ist er mehrmals zu Besuch in Ingolstadt gewesen. Das erste Mal weilte er 1981 hier – am Rande einer Eichstätt-Exkursion mit Architekten, während der er den berühmten Diözesanbaumeister Karljosef Schattner kennen lernen durfte. Dessen Diözesanmuseum zählt Fröchtenicht zu den drei Bauwerken, die er am meisten bewundert.

Beim Stichwort Eichstätt kann der Kandidat nicht umhin zu bemerken: "Der Tourismus in Ingolstadt ist ausbaufähig."