Neuburg
Ein Experiment, das zu weit ging

Das Junge Schauspiel Neuburg führt "Die Welle" auf

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Völlig entsetzt reagieren die Schüler, nachdem sie einen Film über den Nationalsozialismus gesehen haben. So beginnt das Theaterstück „Die Welle“, die Geschichte eines gefährlichen Experiments, das an den Rand des Abgrundes führt - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) „Du schaust ein bissl rausgewachsen aus“, findet Gundolf Hunner, „zieh's lieber aus“. Christian Salbeck protestiert, das Sakko passe perfekt, und der Regisseur von „Rampenfieber - Junges Schauspiel Neuburg“ lenkt lachend ein: „Okay, es macht eine gute Figur.“

Probezeit zu vorgerückter Stunde im Kolpingsaal. Nach kurzer Sektpause, mit der ein Geburtstag nachgefeiert wurde, geht es noch einmal in die erste Szene, mitten hinein in „Die Welle“, an eine amerikanische Highschool. Die Klasse hat einen erschütternden Film über Nazi-Deutschland gesehen, die Schüler sind erschlagen. Laut Drehbuch jedenfalls. „Und ich muss mich auf den klebrigen Boden setzen“, murrt Christoph Lenhart, während jeder seinen Platz sucht. „Wenn das gedrückte Stimmung sein soll“, unkt Hunner, doch wenige Sekunden später sind alle voll konzentriert in ihre Rollen als Highschoolschüler beziehungsweise deren Lehrer versunken.

Die Geschichte des Experiments, das zu weit ging, ist bekannt, eines Experiments, das Schülern verdeutlichen sollte, wie manipulierbar auch sie selbst in gewissen Situationen sein können, wird häufig als Schullektüre eingesetzt. Für eine Theatergruppe ist das Segen und Fluch zugleich. Hunner hatte schon länger damit geliebäugelt, „Die Welle“ auf die Bühne zu bringen, angedacht war das bereits vor Tintentod. „Ein großes Problem ist der Vergleich mit dem Film“, meint Salbeck. Der Film hält sich nicht an die literarische Vorgabe und endet wesentlich dramatischer. Das Theaterstück bleibt näher am Buch, allerdings hat Hunner einiges umgeschrieben und beispielsweise eine Schlägerei, die nur erwähnt wurde, in eine Szene umgesetzt.

17 Akteure stehen auf der Bühne, viele in vergleichbar großen Rollen. „Ich bin das Opfer“, sagt Moritz Gmeiner. Robert Billings zu spielen sei nicht einfach, weil der Wandel vom Außenseiter zur vollintegrierten Person relativ abrupt erfolge. Mehrmals umorientieren muss sich Marius Gmeiner in der Rolle des David Collins.

Neben Hunners Ehemaligen aus dem Oberstufentheater des Descartes-Gymnasiums sind etliche Schüler der FOS dabei. Die Altersspanne ist relativ groß, Christian Salbeck (36) hat bereits 1998 Abitur gemacht und fühlt sich nun ein bisschen in die Schulzeit zurückversetzt. „Für mich war immer klar, wenn Herr Hunner mich ruft, dann spiele ich mit“, sagt er. Nun war es soweit, für die Rolle des Lehrers Ben Ross fand der Regisseur einen gewissen Altersabstand zu den Schülern sehr passend. In die Zeit passende Kostüme hat er bei der Caritas gefunden – Schlaghosen der 60er- und 70er-Jahre, der Rest kommt wieder aus dem Fundus des Stadttheaters Ingolstadt. „Nur eure Haare, die sind durchweg noch zu kurz“, meint Hunner, was Überlegungen auslöst, wie viel noch hinwachsen könnte bis zur Premiere.

Die findet am Freitag, 9. Mai, um 20 Uhr im Stadttheater Neuburg statt. Weitere Aufführungen am Samstag, 10. Mai, Freitag, 16., und Samstag, 17. Mai. Karten gibt es in der Geschäftsstelle des DONAUKURIER in Neuburg, Schmidstraße C113, Telefon (0 84 31) 6 47 65 20.