Neuburg
Ein etwas anderer Samstag

Donauschwimmen musste am vergangenen Wochenende ausfallen - Wahlen bei der Wasserwacht

31.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:46 Uhr
Josef Heumann
Als fröhlicher Gaudiwurm hätte sich das Donauschwimmen unter normalen Vorzeichen auch heuer präsentiert. Die Paddler vom Donau-Ruderclub nutzten die Strömung diesmal ohne Gaudi-Gegenverkehr für eine Übungstour. Nur zu gern wäre Sylvia Raimar in die Fluten gestiegen - so blieb's bei einem lustigen Foto. −Foto: Heumann

Neuburg - Bekanntermaßen haben die Teilnehmer des Donauschwimmens selbst die größte Freude am frostigen Unterfangen.

 

Kein Zweifel: Es wäre auch am vergangenen Samstag der Mega-Spaß für die Aktiven, stets an die 2000 aus allen Teilen Deutschlands, wie für die in dicht gedrängten Reihen dem Donaukai säumenden Zuschauer gewesen. Dann hätte das Donauschwimmen das nationale Schlaglicht wieder auf Neuburg und seine einmalige Faschingsgaudi in Fluten wenig über dem Gefrierpunkt gelenkt.

Doch die Umstände sind bekannt, warum jetzt mehrheitlich nur im Konjunktiv berichterstattet werden kann. Unvorstellbar derzeit jubelnde Menschenmassen. Die Verantwortlichen der Wasserwacht in Neuburg hatten schon frühzeitig die Zeichen der Zeit richtig gedeutet, und die Veranstaltung im Oktober bereits abgesagt. "Die Resonanz darauf bestätigte uns, richtig entschieden zu haben", es habe nur positives Feedback gegeben, berichtet Matthias Brendel, der am Freitag in seinem Amt als Ortsvorsitzender bestätigt wurde.

So wurde es ein - wie zu Corona-Zeiten gewöhnlich - ruhiger Nachmittag. Die wohl andere Samstage Ende Januar in Neuburg gewohnten mit mehreren Mannschaftswagen patrouillierenden Bereitschaftspolizisten trafen auf nur wenige Spaziergänger. Das Technische Hilfswerk (THW), beim Donauschwimmen sonst stets als unersetzlicher, weil gut mit Wasserfahrzeugen bestückter Helfer in Aktion, nutzte den Ausfall zu einer kleinen Übung an der Ringmeierbucht. Es blieb so die einzige Bewegung auf der Donau. Nicht ganz, drei Paddler vom Donau-Ruderclub maßen ihre Muskeln, auch der Strömung zu trotzen, um dann weiter flussaufwärts doch die ruhigeren Bahnen im Gegenwehr zu nutzen. Ansonsten erwies sich an diesem Nachmittag die Donau selbst für die sonst quicklebendigen Enten als schier zu stürmisch. Die Vögel zogen sich zurück auf die längst eingekrautete Sandbank parallel zur Insel, bei Normalwasser sonst mit dieser fest verbunden, plötzlich ein Inselchen für sich.

An die eineinhalb Meter hatte die Donau die vergangenen zwei Tage zugelegt. Wahrscheinlich wären die Macher des Donauschwimmens plötzlich vor einer kritisch diffizilen Frage gestanden: Kann man's, überhaupt wagen? "Das wäre sehr knapp geworden", ist Matthias Brendel nicht böse, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen. Anders war die Lage beim ausgefallenen 49. Durchgang seinerzeit, wo der Hochwasser-Pegel schon am Mittwoch davor auf Meldestufe 3 kletterte. Heuer dagegen wurde lediglich Meldestufe 2 angezeigt, die Strömungsspitze aber erreichte am Samstagnachmittag ihren Höhepunkt.

 

Eine Frau freilich wollte offensichtlich auch unter diesen Umständen starten. In Badeschlappen, Bademantel über dem Bikini und dem Schwimmreifen als Accessoires stieg Sylvia Raimar entschlossen die Rossschwemmen-Treppe hinunter. Im Neoprenanzug hat die 57-jährige Heinrichsheimerin schon so manches Donauschwimmen mitgemacht. "Nein, Eisschwimmerin bin ich doch nicht", erklärt sie. Das Ganze ist mehr ein Gag für die sozialen Netzwerke. Doch vielleicht geht der außergewöhnliche Auftritt, wenn auch letztlich trocken geblieben, bei der im schwäbischen Bad Saulgau dieser Tage gestarteten "Ice-Buki-Challenge" durch, die zumindest ihre Anregung mehr oder weniger direkt dem frostigen Unterfangen in Neuburg verdankt, wenngleich die örtliche Wasserwacht, offiziell dazu auch gar nicht angegangen, sich von der Sache ausdrücklich distanziert.

Mehr Infos zu Ice Buki Challenge finden Sie auf Instagram, Facebook oder direkt auf der Homepage

Ähnliche Challenges gab es schon mal, sich für einen guten Zweck nass zu machen. Urheber diesmal ist ein gemeinnütziger Verein in Bad Saulgau, er sich couragiert voran um die Kinder der 600 Roma in dem rumänischen Dorf Cidreag im Nordwesten des Landes kümmert. Aus schockierenden Urlaubs-Eindrücken im Jahr 2008 erwuchs das Engagement. Seitdem gehen regelmäßig Hilfstransporte in dieses Armenhaus Europas, seit 2011 betreibt der Verein ein Betreuungshaus vor Ort, das täglich von rund 25 Roma-Kindern besucht wird.

1400 Euro ungefähr kostet das Holz, das Haus in diesem Winter zu heizen. Dieses Geld nun soll mit der "Spaß in der Kälte" verheißenden Challenge zusammenkommen. Die Aufgabenstellung: "Spring' ins Eiswasser, bade im Schnee, geh' kalt duschen oder macht eine Schneeballschlacht. " Davon ein Foto, neue Freunde benennen, das Ganze auf Instagram veröffentlichen und dazu eine bei solchen Unterfangen obligate Spende.

Neuburg stand dafür etwas Pate. Der Organisator, der gebürtige Ingolstädter Alexander Ens, gehört zum Haufen besonders Hartgesottener, die als sogenannte Eisschwimmer sich knappest bekleidet in die Fluten der Donau stürzen. Natürlich wäre er auch heuer dabei gewesen. Aber weil dies nicht möglich ist, reifte die Idee für den Ersatz, und Ens hofft, an der Stätte des Originals auf Interesse zu stoßen.

 

"Keine schlechte Sache mit Sicherheit", meint Brendel, der dennoch eine deutliche Warnung ausspricht und sich als Verband von der Aktion distanzieren muss. Ungeübt in eiskaltes Wasser zu gehen, kann gefährlich sein. "Wir empfehlen allen Teilnehmern beim Donauschwimmen, Rücksprache mit ihrem Arzt zu halten", verrät Brendel. Einfach dazu aufzurufen, "Spring' ins Eiswasser" - damit darf und will die Wasserwacht nichts zu tun haben.

"Ja, es ist schon viel Wehmut dabei. " Keine 24 Stunden vor dem heuer unterbliebenen Startschuss zum Donauschwimmen war Matthias Brendel in seinem Amt als Ortsvorsitzender der Neuburger Wasserwacht bestätigt worden. Corona-bedingt hatte die Versammlung mit gut 800 Mitgliedern entfallen müssen. Dafür gab es am Freitag eine Urnenwahl, und es waren 78 an der Zahl, die sich auf den Weg zur Urne machten.

Bestätigt in ihren Ämtern wurden dabei Bernhard Pfahler als Vize, Oliver Gubo als Technischer Leiter, Helmut Weihart als Geräte- und Martin Sander als Bootswart. Stefanie Exner steht der Fachabteilung der Rettungsschwimmer vor, Martin Platzer bleibt Tauchwart. Lediglich ums Amt des Kassiers gab es mit Anja Weiss eine zweite Bewerberin, die Michael Winkler ablöste. Tochter Sophie Weiss ist Jugendleiterin. Naturschutz-Doyen Horst Schwark gab altersbedingt sein Amt ab, zur Nachfolgerin wurde Sonja Winter gewählt, assistiert von Verena Weigl als Stellvertreterin.

Müssen selbst die ehern tradierten Schafkopf-Runden der Senioren im Wasserwachts-Stüberl seit Monaten schon pausieren, war an eine Donauschwimmer-Fete, die Sause des Jahres schlechthin, erst recht nicht zu denken. Impfzentrum satt Party-Meile in der Ostendhalle - braucht es mehr Worte zu diesen Zeiten ?

DK

Josef Heumann