Ingolstadt
Ein Einzelkämpfer sucht Anschluss

Parteiloser Stadtrat Henry Okorafor plant Neugründung einer "Grün-Linken Wählergemeinschaft"

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Publikumswirksamer Einsatz: Gemeinsam mit anderen Stadträten, im Bild Georg Niedermeier (BGI), und BZA-Mitgliedern pflanzte Henry Okorafor (rechts) im November 2016 Bäume auf dem Gelände der Landesgartenschau 2020. ‹ŒArch - foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Partei, in der Einzelstadtrat Henry Okorafor sich heimisch und ausreichend gewürdigt fühlt, muss wohl erst noch erfunden werden. Darauf deuten die jüngsten Aktivitäten des Ex-SPD- und Ex-Grünen-Mitglieds hin.

Mit offiziellem Stadtratsbriefkopf wirbt der 49-jährige, aus Nigeria stammende Kommunalpolitiker um gleichgesinnte Mitstreiter für einen neu zu gründenden Verein, der sich "Wählergemeinschaft Grün-Links Ingolstadt" (GLI) nennen soll.

Wie mehrfach berichtet, hatte Okorafor erst im November von sich reden gemacht, als er seinen Austritt aus der Partei der Grünen erklärt hatte, weil er vom Kreisverband nicht zum Landtagskandidaten nominiert worden war. Der Stadtratsfraktion gehörte er schon länger nicht mehr an. Jetzt kursieren Briefe des Stadtrats, in denen um Unterstützung für eine geplante neue grün-linke Wählergruppe geworben wird. Er habe sich damit überwiegend an seinen "Facebook-Bekanntenkreis" gewandt, sagte Okorafor gestern auf Anfrage. "Ich habe noch nicht versucht, Kollegen im Stadtrat anzuwerben", versicherte er.

Derzeit lasse er die von ihm entworfene Satzung vom Amtsgericht prüfen, so der Stadtrat weiter, "ich will erst Rechtssicherheit haben". Nach seinen Vorstellungen soll keine Partei, sondern ein politischer Verein gegründet werden, ähnlich wie etwa bei Freien Wählern und Bürgergemeinschaft. Die Gründung werde "auf jeden Fall zustande kommen", erklärt Okorafor, denn die Mindestmitgliederzahl für eine Vereinsgründung von sieben Leuten habe er bereits zusammen.

"Schaffen wir es, diese neue politische Wählergemeinschaft in Ingolstadt auf die Beine zu bekommen", so heißt es in seinem Werbebrief, "werden wir mit einer Liste aus 50 Namen bei den kommenden Stadtratswahlen mitmachen." Als politische Ziele sind genannt: "Bewahrung der Erde sowie von Ökosystemen und Tierschutz. Gerechte Verteilung der natürlichen Ressourcen zwischen allen Bürgern der Welt und allen Generationen. Gerechte Einkommensverteilung."

Unter Stadtratskollegen wird der neueste Vorstoß des fraktionslosen Einzelkämpfers - als solcher durfte er im Dezember erstmals eine eigene Haushaltsrede halten - kaum noch ernst genommen. Nachdem er sich bereits mit SPD und Grünen überworfen hat, herrscht beim Thema Okorafor mittlerweile nur noch Kopfschütteln. "Wer ihn politisch kennt, wird die Finger davon lassen", ist ein langjähriger Stadtrat überzeugt. Henry Okorafor habe sich inzwischen selbst zu sehr politisch isoliert.

Doch nach all den Wechselgeschichten und Neugründungen des vergangenen Jahres ist in der kommunalpolitischen Szene wohl gar nichts mehr unmöglich. CSU-Kreisvorsitzender Hans Süßbauer fasst das ganze Geschehen auf seine Art zusammen. Er habe den Eindruck, spöttelte der Christsoziale beim Anruf des DK, der Stadtrat entwickle sich langsam, aber sicher zum "kunterbunten Narrenschiff".