Pyras
Ein Draufzahlgeschäft, das kaum zu ändern ist

Marlies Bernreuther hält höhere Pfandbeträge für sinnvoll, glaubt aber nicht, dass sich hier etwas bewegt

19.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:32 Uhr
An der Flaschenwaschmaschine: Hier werden die dunklen wie durchsichtigen 0,5-Liter-Flaschen gesäubert, die ein Alleinstellungsmerkmal der Pyraser Brauerei sind. Eigenständige Flaschen zu verwanden, bringt aber auch Probleme mit sich, wie die aktuelle Diskussion um eine Erhöhung der Pfandsätze zeigt. −Foto: Pyraser Brauerei

Pyras (HK) Wenn es nach dem Verband der Privaten Brauereien geht, soll das Pfand auf Bierkästen schon im kommenden Jahr von aktuell 3,10 Euro auf sechs Euro fast verdoppelt werden.

"Diese Forderung unterstützen wir", sagt Marlies Bernreuther, die Besitzerin der Pyraser Landbrauerei. Gleichwohl glaubt sie nicht daran, dass sich in naher Zukunft irgendetwas am aktuellen Pfandsystem ändern wird.

1,50 Euro für die Plastikkiste und 8 Cent für die 0,5-Liter-Flasche - das sind die seit Jahren gültigen Beträge, die beim Kauf einer Kiste Bier als Pfand bezahlt werden müssen und später bei der Abgabe im Supermarkt oder im Getränkemarkt zurückerstattet werden. Das Problem für die Brauerei ist jedoch: "Das aktuelle Pfand deckt schon lange nicht mehr den Wiederbeschaffungswert", sagt Marlies Bernreuther. Jede Kiste und jede Flasche, die kaputt geht, kostet doppelt so viel bei der Neuanschaffung und ist damit ein Draufzahlgeschäft für die Brauerei.

Es gibt aber noch einen weiteren Grund, weshalb die privaten Brauereien auf eine Pfanderhöhung drängen. Weil immer weniger Bier getrunken wird, dauert es immer länger, bis die Kiste mit den leeren Flaschen wieder in die Brauerei zurückkommt. In besonders heißen Sommern wie in den vergangenen beiden Jahren, in denen die Nachfrage sprunghaft ansteigt, wird immer öfter das Leergut knapp, um das Bier, aber auch Mineralwasser, Schorlen oder Limonaden überhaupt abfüllen zu können. Die Konsequenz für Brauereichefin Bernreuther: "Wir müssen uns inzwischen mit sehr viel Leergut eindecken und das kostet viel Geld. "

Dieses Problem ist zum Teil aber auch hausgemacht. Denn die Pyraser Brauerei verwendet bei ihrer Abfällung weder Standardkästen noch Standardflaschen. Andere Getränkehersteller, die ihr Bier in die gebräuchlichen Euro- oder NRW-Flaschen abfüllen und das Mineralwasser in die bekannte 0,7-Liter-Perlenflasche, verfügen so beim Leergut über eine riesige gemeinsame Reserve. "Wir können auf diesen Pool aber nicht zurückgreifen", sagt Marlies Bernreuther. Denn seit vielen Jahren füllt die Pyraser Brauerei ihre Produkte in die eigenen 0,5-Liter-Flaschen mit Schraubverschluss, die im teilbaren Kasten ausgeliefert werden. Diese Alleinstellungsmerkmale, mit denen die Pyraser Brauerei auch gerne für sich wirbt, verschärfen jedoch die heutige Situation beim Leergut. Würde sich das Pfand erhöhen, so wie es der Verband der Privaten Brauereien fordert und ein paar kleinere Brauereien auf eigene Faust auch schon umgesetzt haben, "wäre mir das Problem mit dem Leergut mehr egal", sagt Bernreuther.

Ebenfalls einen Alleingang zu starten, kommt für die Pyraser Brauereichefin allerdings nicht infrage. Denn dafür sei ihr Unternehmen eindeutig zu groß. Schließlich werden die in Pyras hergestellten Getränke nicht nur an der Rampe der Brauerei verkauft, sondern auch in Getränke- und Supermärkten. Und diese weigern sich hartnäckig, das Pfandsystem zu ändern. Schließlich hätte der Handel dann die Kosten zu tragen, um etwa die Vielzahl der Leergutautomaten umprogrammieren zu lassen.

Und noch ein Problem sieht Marlies Bernreuther, nämlich mit dem Stichtag für die geforderte Pfanderhöhung. Da könnten sich viele Menschen kurz vor der Umstellung noch mit einer Menge an Getränken eindecken, nur um später dann das doppelte Pfand zu kassieren. Entweder müsste zunächst geklärt werden, wer für diese Mehrkosten in der Übergangsphase aufkommt, oder es müsste aufwendig gekennzeichnet werden, welcher Kasten noch zum alten Pfandbetrag und welcher Kasten schon zum neuen ausgegeben wurde.

Angesichts all dieser Schwierigkeiten geht Marlies Bernreuther jedenfalls davon aus, dass sich für ihre und die meisten anderen Brauereien nichts an den Pfandbeträgen ändern wird und dass sie weiterhin mehr Geld, als ihr lieb ist, als in die Anschaffung von Leergut stecken muss.

Jochen Münch