Beilngries
Ein deutliches Nein zur Stromtrasse bei Kottingwörth

Stadträte beschließen Stellungnahme zu den Plänen für die Juraleitung - Kevenhüller Vorschlag findet Zustimmung

05.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:39 Uhr
In der Debatte um den Ersatzneubau der Juraleitung haben die Beilngrieser Stadträte am Donnerstagabend deutlich Stellung bezogen. −Foto: F. Rieger

Beilngries (DK) Nicht nur das Mobilfunk-Thema hat am Donnerstag viele Interessierte in den Sitzungssaal gelockt. Auch Bürger aus Kottingwörth und Amtmannsdorf hatten sich eingefunden, um in Sachen Juraleitung Präsenz zu zeigen - und sich anzuhören, wie sich die Stadträte in dieser Angelegenheit positionieren.

Zunächst gab es Informationen quasi aus erster Hand. Auf Einladung von Bürgermeister Alexander Anetsberger (CSU) war Christian Horzetzky von Tennet in den Ratssaal gekommen. Das Unternehmen hat bekanntlich den Auftrag erhalten, die bestehende 220-KV-Leitung durch eine neue 380-KV-Leitung zu ersetzen. Die Notwendigkeit dafür wird von Bürgerseite durchaus angezweifelt. Horzetzky betonte bei seinen Ausführungen aber, dass der Leitungsausbau aufgrund regelmäßig aktualisierter Berechnungen nach wie vor als "deutliche Verbesserung der Systemstabilität des bayerischen Stromnetzes" eingeschätzt werde. Zu den Verfahrensschritten teilte der Unternehmens-Sprecher mit, dass man sich im Moment in einer "informellen Beteiligungsrunde" befinde, in der Bürger und auch Gemeinden die Gelegenheit haben, sich zu ersten vorgeschlagenen Trassenkorridoren zu äußern und auf Besonderheiten/potenzielle Ausschlusskriterien in der Region hinzuweisen. Zudem können komplette Trassen-Vorschläge in einem Internet-Portal eingezeichnet werden. Jegliche Hinweise werden aber auch auf dem Postweg oder per E-Mail an Tennet angenommen, wie Horzetzky auf Nachfrage von Brigitte Frauenknecht (BL/FW) mitteilte. Bis zum 31. Juli ist das Internet-Portal geöffnet, auch danach sind aber noch Hinweise möglich. Voraussichtlich im zweiten Quartal 2020 soll der Antrag auf Eröffnung des Raumordnungsverfahrens gestellt werden. Bis dahin werde man alle eingegangenen Hinweise prüfen und auch in mehreren weiteren Schritten die Öffentlichkeit auf dem Laufenden halten, so Horzetzkys Ankündigung.

Aus dem Beilngrieser Stadtrat bekam er schon einmal ein deutliches Meinungsbild mit auf den Weg. Nachdem zuletzt bereits die Bürger bei Ortsversammlungen in Kevenhüll und Kottingwörth klar Stellung bezogen hatten, positionierten sich nun auch die Stadträte mit einer Stellungnahme, die Bürgermeister Alexander Anetsberger (CSU) in ihren wesentlichen Elementen vorstellte. "Wir wollen offensiver argumentieren und informieren, als das beispielsweise unsere Dietfurter Kollegen gemacht haben", sagte er. Der dort entwickelte und von Tennet in die aktuellen Planungen aufgenommene Vorschlag, die Leitung neben Amtmannsdorf hinab ins Tal nach Kottingwörth und dann wieder hinauf nach Pfenninghof laufen zu lassen, lehnt der Beilngrieser Stadtrat "klipp und klar" ab. In die Stellungnahme wurden dazu zahlreiche Argumente aufgenommen, welche die Kottingwörther Ortssprecherin Brigitte Frauenknecht in ihrem Wortbeitrag auch für die Sitzungsteilnehmer darlegte. Wasserschutzgebiet, FFH-Gebiet, Dolinen, Biotop, Hangrutschsicherungsgebiet, Ausgleichsflächen für das beim Kanalbau zerstörte Ottmaringer Moor, der Beilngrieser Flugplatz und damit regelmäßig Flugzeuge im Bereich Pfenninghof/Amtmannsdorf und nicht zuletzt das Geotop - all das spreche deutlich gegen eine "Monstertrasse" bei Kottingwörth. Zudem könne man mit Fug und Recht behaupten, im "letzten intakten Abschnitt des Altmühltals" zu leben. Nicht zuletzt deshalb sei Beilngries mit rund 270000 Übernachtungen pro Jahr eine absolute Tourismus-Hochburg. All das würde mit dem im Raum stehenden Verlauf der Juraleitung aufs Spiel gesetzt, so Frauenknecht.

Neben der deutlichen Ablehnung dieser Variante ist in der Stellungnahme des Beilngrieser Stadtrats auch ein konkreter Alternativ-Vorschlag enthalten, den der Kevenhüller Stadtrat und Ortssprecher Georg Harrer (CSU) maßgeblich erarbeitet hat. Unsere Zeitung hatte diesen zuletzt bereits vorgestellt. Nach Feinabstimmung mit der Stadt hat er nun auch Eingang in die offizielle Stellungnahme gefunden. Wie berichtet, würde sich die Leitung dabei nah an Raitenbuch vorbei und dann zwischen Mallerstetten und Stetterhof (mit jeweils 400 Metern Abstand) hindurch bewegen. Im Tal bei Dietfurt würde man dann so viel Abstand halten, dass dort weiterhin eine bauliche Entwicklung nach Westen möglich wäre, so die Einschätzung der Beilngrieser. Man will daran arbeiten, möglichst viele Gemeinden und Dörfer mit ins Boot zu holen, um diesen Vorschlag auf eine breite Basis zu stellen. Das Gremium stimmte geschlossen zu.

Fabian Rieger