München (DK) Es kommt ja nicht oft vor, dass sich Dieter Reiter in seinen Ausführungen bremsen lässt, aber bei veritablen Rockstars macht der Münchner SPD-Oberbürgermeister offenbar eine Ausnahme. Soeben hat Reiter – wieder einmal – die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung gescholten, die „ohne Konzept und Plan“ sei.
Es reiche nicht, wenn Frau Merkel „Wir schaffen das!“ sage, betont der Rathauschef. „Sondern sie muss auch sagen, wie wir das schaffen.“
Nun will sich Reiter auch noch die aus seiner Sicht verfehlte EU-Politik in Sachen Flüchtlinge vornehmen – doch da fällt ihm Peter Brugger ins Wort, Sänger der Rockgruppe Sportfreunde Stiller. Freundlich weist er den Oberbürgermeister darauf hin, dass es an diesem Vormittag bei der eilig einberufenen Pressekonferenz nicht um die große Politik gehen soll, sondern um das Open-Air-Konzert am Sonntag auf dem Münchner Königsplatz. Es steht unter dem Motto „WIR. Stimmen für geflüchtete Menschen“ und soll ein Dankeschön für all die Freiwilligen sein, die sich in den vergangenen Wochen für Flüchtlinge engagiert haben – vor allem am Münchner Hauptbahnhof.
„Wir sind bewegt und berührt gewesen von dem Engagement der vielen Menschen“, sagt Peter Brugger. „Hier in München haben wir nicht das Gefühl, dass die Stimmung kippen könnte – und das wollen wir auch zeigen.“ Aus diesem Grund haben die Sportfreunde Stiller mit dem Bündnis „Bellevue di Monaco“ das Konzert auf dem Königsplatz auf die Beine gestellt. Die Musiker verzichten dabei auf ihre Gage; für die Organisation hat der Münchner Stadtrat 150 000 Euro bewilligt.
Um Hochkaräter nach München zu locken, haben vor allem die Sportfreunde Stiller ihre Kontakte spielen lassen – und das äußerst erfolgreich. Schon vor einigen Tagen hatten unter anderem Fettes Brot, Wanda, The Notwist und Wolfgang Niedecken ihr Kommen zugesagt; gestern gaben die Veranstalter dann noch einen weiteren Namen preis: Herbert Grönemeyer wird mit seiner Band in München auftreten.
„Das Konzert ist eine super Idee“, lobt Oberbürgermeister Reiter. „Ich denke, es ist das richtige Zeichen zum richtigen Moment.“ Für Till Hofmann, Vorsitzender von „Bellevue di Monaco“, geht es am Sonntag auch darum, das „dumpfe Mia-san-mia-Gefühl“ aus den Köpfen zu bekommen. Stattdessen wolle man zeigen: „Mia san nicht mehr nur mia.“
