Neuburg
"Ein Campus, wie er in Bayern einmalig ist"

THI-Außenstelle in Neuburg wird zunehmend konkreter - Startschuss im Herbst - Nachhaltigkeit im Fokus

04.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:51 Uhr
THI-Außenstelle in spe: Das Lassigny-Gelände in Neuburg wird ab Herbst zum Hochschul-Campus. Bis zu 1800 Studierende sollen dort lernen und auch leben. −Foto: Janda

Neuburg - Die Ansiedlung einer Außenstelle der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) in Neuburg schreitet voran.

 

"Wir sind auf einem guten Weg", betonte THI-Präsident Walter Schober (Foto oben) am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Kolpingsaal. Ziel sei ein grüner Campus als lebendiges Wissenschaftsquartier.

Noch existieren diese großen Ziele allerdings nur auf dem Papier, wie sich auf dem künftigen Hochschulgelände zeigt. Das Areal der früheren Lassigny-Kaserne, wo bis zu 1800 Studierende lernen und auch zum Teil auch leben sollen, ist nach wie vor Standort der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber und der städtischen Obdachlosenunterkunft. Doch schon in den nächsten Monaten soll dort viel passieren. "Wir stehen vor großen Aufgaben", wusste Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (Foto unten), der damit neben dem Campus selbst auch die Rahmenbedingungen in Neuburg meinte.

 

Auf dem Gelände selbst laufen laut Thomas Sendtner vom Staatlichen Bauamt Ingolstadt bereits die ersten Arbeiten - noch allerdings kaum sichtbar im Inneren des sogenannten Gebäude VI. Wie berichtet, wird dieses zum Start des Wintersemesters als Interimsquartier für die ersten 80 Studierenden dienen. "Ab Frühjahr soll dort der Ausbau anlaufen", so Sendtner. In der Folge wird außerdem im Umgriff des Gebäudes, wohl dahinter, ein Modulbau entstehen. Beide Bauwerke zusammen sind laut dem THI-Präsidenten ausreichend, um den Bedarf bis 2025 zu decken.

Damit ist klar, dass hinter den Kulissen die Arbeit für das mindestens 120 Millionen Euro teure Projekt auf Hochtouren weiterlaufen muss. Nach Verzögerungen durch die langwierigen Grundstücksverhandlungen ist der Erwerb mittlerweile so gut wie abgeschlossen. Noch nicht geklärt ist aber, ob es für die weiteren Bau- und Sanierungsmaßnahmen einen umfassenden Architektenwettbewerb oder mehrere kleine Schritte geben wird. "Die Masterplanung wird auf jeden Fall in diesem Jahr laufen", so Sendtner. Die weiteren Entscheidungen seien aber Sache der Verantwortlichen in München, sprich der Staatsregierung. Dass eine abschnittsweise Fertigstellung erfolgt, ist laut dem Fachmann aber wahrscheinlich. Die Zeitschiene sieht nun vor, dass bis etwa 2024/2025 der erste Bauabschnitt und bis spätestens 2028 der zweite abgeschlossen sind. Dann wird der Campus in Neuburg seine erste Ausbaustufe erreicht haben - mit rund 1200 Studierenden und 100 Mitarbeitern, darunter 35 Professoren. Für Landrat Peter von der Grün (FW) ist das ein "Meilenstein für den Bildungssektor in der Region".

Zum Auftakt im Herbst sollen es fünf Professuren sein, die ersten drei sind schon besetzt. Neben Uwe Holzhammer, der bereits im Forschungszentrum in der Neuburger Altstadt im Bereich Energiesystemtechnik tätig ist, stehen Holger Hoppe für den Studiengang Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement sowie Jana Sue Bochert für Bauinformatik, Baumechanik und Bauingenieurwesen fest. Drei weitere Ausschreiben sollen noch folgen, so dass am Ende genügend Fachleute für sechs Bachelor- und fünf Masterstudiengänge in Neuburg tätig sein werden.

Schober zufolge entsteht in der Kreisstadt ein Angebot, das vor allem den Bedarf von kleinen und mittelständischen Unternehmen abdecken soll. Darüber hinaus ist der THI-Präsident davon überzeugt, dass der Campus dem Zeitgeist der Heranwachsenden entsprechen wird. Neben "einem gewissen Gründergeist und einem Stück weit Start-up-Mentalität" erwartet er vor allem viel Sinn für Nachhaltigkeit. "Wir wollen hier konkret die Generation Greta ansprechen", betonte er.

Ministerpräsident Markus Söder hat einst von einem "kleinen Oxford" in Neuburg gesprochen. Ein Vergleich, den Schober durchaus als passend empfindet. "Das wird ein Campus, wie er in Bayern einmalig ist", so der THI-Präsident. Die geistigen Mütter und Väter dieser Erfolgsgeschichte sind laut Neuburgs Oberbürgermeister allerdings zahlreich. Neben Kreishandwerksmeister Hans Mayr und Hochschulrat Ludwig Schlosser nannte er unter anderem den 2016 gestorbenen Altlandrat Richard Keßler ("ein Anschubgeber"). Sie alle waren von Anfang an im Verein Bildung und Wissenschaft aktiv und trieben die Ansiedlung einer Hochschule in Neuburg voran. "Wir verfolgen dieses Ziel seit 13 Jahren konsequent", so Gmehling, der auch Söders Vorgänger Horst Seehofer in seinen Dank einschloss. Der nächste Schritt für den Verein wird nun in der Auslobung von Stipendien bestehen. Gleichzeitig erhöht die Technische Hochschule nun auch ihre Marketingbemühungen für den Standort Neuburg. Einen Imagefilm gibt es schon, ein zweiter Streifen soll folgen.

Und auch mit der Entwicklung rund um das Gelände soll es weitergehen. Als wichtiger Partner fungiert das Studentenwerk Erlangen-Nürnberg, das in den Gebäuden IV und V im östlichen Bereich des Lassigny-Areals Wohnungen plant. "Gleichzeitig sind wir ebenfalls dabei, Wohnraum zu schaffen", so der Oberbürgermeister, der Neuburg und auch das Umland auf einem guten Weg sieht. "Es gibt aber noch viele Fragen, die zu diskutieren sind. " Ein erster Schritt wird laut dem Rathauschef die Verlängerung der Anmietung des Biohistoricums in der Altstadt sein, in dem sich das Forschung- und das Graduiertenzentrum der THI befinden. Eigentlich würde der Vertrag dort Ende des Jahres auslaufen. Um die Zeit bis zur Fertigstellung des Campus zu überbrücken, will Gmehling dem Finanzausschuss und anschließend auch dem Stadtrat aber eine Verlängerung vorschlagen - um rund ein Jahr. Für Hans Mayr steht außerdem ein Gründerzentrum ganz oben auf der Agenda. "Die geistige Kraft sollten wir hier bei uns halten", so der Kreishandwerksmeister.

DK

Stefan Janda