Königsmoos
Ein Bund fürs Überleben

Rita Schikotanz hat Stammzellen gespendet – jetzt ist der Empfänger ihr Trauzeuge

23.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

Den Blutkrebs besiegt hat Trauzeuge Jürgen Wiesinger (l.) dank der Stammzellspende von Rita Schikotanz (2. v. l.). Auch Bräutigam Gerhard Schikotanz (2. v. r.) und Trauzeugin Johanna Volkmann (r.) haben mit ihren Stammzellen schon Leben gerettet. - Foto: Norbert Ruf

Königsmoos (kpo) „Es war Liebe auf den ersten Tropfen“, sagt Rita Schikotanz. Damit meint sie nicht ihren Ehemann, den die Stengelheimerin am Wochenende in Königsmoos geheiratet hat. Sie meint ihren Trauzeugen Jürgen Wiesinger.

Vor fünf Jahren hat sie dem Mann aus dem mittelfränkischen Roßtal mit ihrer Stammzellenspende das Leben gerettet.

Direkt nach dem Eingriff gab die Deutsche Knochenmarkspenderdatei DKMS nur wenige Informationen an Rita Schikotanz weiter. Ein Mann aus Deutschland sei der Empfänger, 43 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter. Über die DKMS gab es aber die Möglichkeit, sich anonym Briefe zu schicken. Kurz nach der Spende bekam Schikotanz eine Karte von Wiesingers Ehefrau. Heute sei ihr Geburtstag, schrieb sie und dankte der Spenderin: „Du hast mir das größte Geschenk gemacht, Du hast mir meinen Mann zurückgegeben.“

Danach schrieben sich Jürgen Wiesinger und Rita Schikotanz viele Briefe, die Freundschaft wuchs. Die Anonymitätsfrist, die Spender und Empfänger schützen soll, war nach zwei Jahren verstrichen. In einem Gasthof in Treuchtlingen trafen sie sich endlich. „Er ist mein Bruder“, beschreibt die Stengelheimerin die tiefe Verbindung, die aus der Stammzellenspende hervorgegangen ist. „Es ist ein so ehrfurchtsvolles und schönes Gefühl, jemandem das Leben zu retten.“

Als Gerhard Schikotanz seiner Lebensgefährtin einen Heiratsantrag machte, war sofort klar: Wiesinger soll Trauzeuge werden. Auch der Bräutigam hat zu der Geschichte beigetragen. Schon 2003 wurden seine Stammzellen mit einem Kurier zu einem Bub nach England geschickt. Als dann seine Lebensgefährtin mit ihrer Spende zum Zug kam, stand er ihr bei den täglichen Spritzen eine Woche vorher und der viereinhalbstündigen Dialysesitzung bei.

Gerhard Schikotanz’ Trauzeugin Johanna Volkmann machte die DKMS-Hochzeit komplett: Sie spendete 2013. Damit gehört sie zu den bisher 117 Spendern aus dem Landkreis. Die Wahrscheinlichkeit, von der DKMS um eine Spende gebeten zu werden, liegt nach der Registrierung zwischen ein und fünf Prozent.

Mit ihrer Geschichte wollen die Frischvermählten jetzt in Vereinen im Moos für die DKMS werben. Bei ihrer Hochzeitsfeier haben die Lebensretter schon fünf Gäste überzeugt. Die Stäbchen für den Wangenabstrich und die Unterlagen zur Registrierung hatten sie natürlich dabei. Rita Schikotanz freut sich. „Es wäre der Hammer, wenn einer von den fünf jetzt auch noch zum Spender wird.“