stadtgeflüster
Ein Bürgermeister für die Nacht

25.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:11 Uhr

(peh) Amsterdam hatte den ersten weltweit.

Bald folgten Städte wie Zürich, Berlin, London oder Tokio. All diese Städte haben einen oder mehrere Nachtbürgermeister, und das offenbar mit Erfolg. Mit so großem Erfolg, dass jetzt auch Mannheim einen installieren will.

Ja, Sie haben richtig gelesen, es geht um Bürgermeister für die Nacht und all die spezifischen Belange, die da halt so anfallen. Mal was anderes als die langweilige Ämterverteilung, die gefühlt seit dem Bau des Kreuztores bei uns herrscht. Also genau genommen auch nicht mehr ganz so wie früher. Weil wir haben ja in Ingolstadt einen Oberbürgermeister, der vom Volk gewählt ist. Das ist quasi der mit der Richtlinienkompetenz, wobei das mittlerweile so eine Sache ist damit. . . Und dann gibt es noch, ja wie soll man das jetzt ausdrücken, den Albert Wittmann zur Unterstützung, wenn der OB mal keine Zeit oder was Besseres zu tun hat. Der Mann will ja auch mal fernsehen, oder? Nicht zu vergessen den Charming-Sepp, der überall dort zur Stelle ist, wo man ihn braucht, wurscht um was es geht. Und hinterher geht jeder raus, als hätte der den Sepp Mißlbeck schon seit der frühesten Jugend gekannt.

Doch das ist eigentlich nicht so direkt unser Thema, denn uns geht es ja um den Nachtbürgermeister. Dass ausgerechnet die Mannheimer jetzt einen ins Amt hieven wollen, macht uns jetzt doch ganz schön gangig. Denn dieser Mann wird letztlich mit unserem Geld bezahlt, seit die Mannheimer einen Anteil an unseren schönen Stadtwerken aufgekauft haben, und wir Ingolstädter denen Jahr für Jahr einen Teil des Gewinns überweisen müssen. Und wenn wir schon aus der Nummer nicht mehr rauskommen, dann sollten wir zumindest mit den Mannheimern gleichziehen!

Gut, momentan brauchen wir wirklich keinen Nachtbürgermeister. Die WM reißt uns nicht vom Hocker, und die Temperaturen sind nicht gerade zuträglich für nächtliche Freizeitaktivitäten. Doch bessere Zeiten werden kommen, so sicher wie Deutschland weiterkommt, und dann muss einer her, der laute Gäste zur Ruhe mahnt, bei Streit vermittelt und mit allen Beteiligten vernünftig redet. Ein weiteres Kriterium: Alkoholischen Getränken sollte man vielleicht nicht völlig abgeneigt sein - was freilich den Kreis potenzieller Bewerber nicht unbedingt einschränkt. Auch nicht im Stadtrat. Da soll es ja Leute geben, die sich mit hochgeistigen Getränken bestens auskennen. . .

Bleibt nur die Frage, wie wir das dem OB jetzt schmackhaft machen. Wir behaupten einfach, so ein Nachtbürgermeister muss ja ein Smartphone haben, also ist der von Haus aus digital. Und smart muss er sowieso sein, weil er sonst nichts ausrichtet. Die THI mit den ganzen Studenten bringen wir auch noch irgendwie ins Boot, weil die sonst jeden Tag fünfmal beim OB anruft. Und wenn die Opposition wieder rumnörgelt: Gleich eine eigene GmbH "Nightlife" gründen, dann ist Ruhe.