Steingriff
Ein Blick in die Geschichte des Hauses

10.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr

Steingriff (gdr) Jahrhundertelang war Steingriff Sitz einer kleinen Hofmark.

Das ehemalige Schloss Steingriff, das einst unterhalb des Dürrenberges stand, ist längst verschwunden. Ein Gebäude, das im Volksmund noch immer als das "alte Schloss" bezeichnet wurde, war jahrzehntelang Teil des heutigen Kreisalten- und Pflegeheims Steingriff. Für die Erweiterung des Heims wurde es abgerissen.

Der Schrobenhausener Ortsteil Steingriff verdankt seinen Namen der alten Flurbezeichnung "steinin gruft" - steinige Vertiefung. Vor gut 400 Jahren war hier das Landschloss gebaut worden, vom Schloss- und Hofmarksherrn mit dem schönen Namen Ritter Wiguläus von Weichs. Mehrmals wechselte das Schloss den Besitzer, wurde im Laufe der Zeit restauriert und umgestaltet.

Katrin Karbowski, die den Sozialen Dienst im Kreisalten- und Pflegeheim Steingriff seit 2013 leitet, befasste sich im Rahmen ihrer Weiterbildung zur Gerontophsychiatrischen Fachkraft mit der Geschichte des Schlosses. "Schließlich ist nicht in jedem Altenheim ein Schloss integriert", begründet sie im Vorwort der Chronik, warum sie sich für ihre Projektarbeit für dieses Thema entschieden hatte.

Wobei es sich bei dem Gebäude nach Ansicht von Einrichtungsleiter Enrico Zein nicht um das ursprüngliche Schloss handelt. Das müsse laut einer alten Karte schräg gegenüber des Kreisaltenheims gestanden sein, hat er herausgefunden. Das als "altes Schloss" bekannte, in die Einrichtung integrierte, Gebäudeteil soll aber zum Schloss dazugehört haben. Etwa Mitte 2016 wurde es abgerissen, um an dieser Stelle den neuen Wohntrakt zu bauen.

Die wohl bekannteste und letzte adlige Besitzerin des alten Schlosses war Adele Freifrau von Moreau. Nach ihr ist die Straße benannt, in der das Kreisaltenheim ist. Sie war kranken und bedürftigen Menschen des damaligen Dorfes Steingriff sehr zugetan, heißt es auf der Internetseite der Einrichtung: "Sie bezahlte Medikamente und Operationen, kümmerte sich liebevoll und großzügig um die Kinder verarmter Familien und hatte für jede Bitte stets ein Gehör. "

Nach dem Tod der Freifrau 1898 blieb das alte Schloss, das sie zu einem standesgemäßen Witwensitz hatte ausbauen lassen, wieder lange unbewohnt. Das Gebäude wechselte öfter den Besitzer, bis es 1950 der Landkreis Schrobenhausen kaufte und in den folgenden Jahren zu einem Altenheim umbaute.

Am 21. Februar 1952 eröffnete der damalige Landrat Franz Gunderlach das "Flüchtlingsaltenheim" im Schloss Steingriff. Ein Speiseraum, eine Küche, ein Vorratsraum, 18 Wohn- und zwei Waschräume sowie drei Toiletten waren in den Räumen des Schlosses untergebracht. Von den 60 alten Leuten, die einzogen, waren nur drei keine Flüchtlinge.

Im Laufe der Zeit bekam das alte Schloss Steingriff ein völlig neues Gesicht, denn die ursprünglich 48 Wohnplätze konnten der Bevölkerungsentwicklung qualitativ und quantitativ nicht gerecht werden. So entstand zu Beginn der 1980er Jahre die Südflanke mit 24 Pflegeplätzen. Anfang der 1990er Jahre wurden die beiden Gebäudeteile durch einen weiteren Neubau verbunden, in dem weitere 24 Pflegeplätze entstanden.

Das Konzept der integrativen Betreuung hielt 1995 Einzug in die Einrichtung und beendete die strikte Teilung von Wohn- und Pflegestationen. Der bis dahin jüngste Neubau entstand 2003 und hatte 32 Einzelzimmer. 2014 konnten bis zu 96 Senioren im Kreisaltenheim beherbergt werden. Nach der aktuellen Erweiterung, bei der das alte Schloss durch einen modernen Neubau ersetzt wurde, hat die Einrichtung 101 Plätze, 55 davon sind Einzelzimmer, der Rest Doppelzimmer.

Durch die Modernisierungsmaßnahmen, Um- und Anbauten ist das Kreisalten- und Pflegeheim Steingriff eine moderne, zeitgemäße Senioreneinrichtung, mit einmaligem, traditionellem Flair.