München
"Ein bisschen stolz bin ich schon"

Ein Gespräch mit Soenke Kohrock, dem dreimaligen Bayernchampion der Springreiter

06.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:52 Uhr

Beeindruckende Leistung: Soenke Kohrock wurde in München zum dritten Mal Bayernchampion der Springreiter - Foto: p

München (EK) Soenke Kohrock aus Maxweiler bei Neuburg gelang am Wochenende der ersehnte Hattrick. Nach 2008 und 2009 wurde er zum dritten Mal „Bayernchampion“. Mit Leticia blieb der 32-jährige Berufsreiter im Umlauf und im Stechen des anspruchsvollen Finales auf Zwei-Sterne S-Niveau fehlerfrei.

Als letzter Starter unterbot Kohrock sogar noch die Zeit von Max Kühner und verwies den international erfolgreichen B2-Kaderreiter auf Platz zwei. Der Sonderpreis für den Saisonsieger ging ebenfalls an Kohrock. Der gebürtige Hesse war bereits nach der ersten Qualifikation in Küps in Führung gegangen und hielt seine Spitzenposition in der Gesamtwertung auch bei den drei folgenden Etappen in Ingolstadt-Hagau, Kirchstockach und München-Riem.

Herr Kohrock, was bedeutet der Titelgewinn für Sie?

Soenke Kohrock: Ein bisschen stolz bin ich schon. Bisher lagen Martin Schäufler und ich gemeinsam vorne. Aber jetzt habe ich zum dritten Mal den Titel „Bayernchampion“ gewonnen. Das muss erst mal jemand nachmachen. In den Jahren davor hat immer das Quäntchen Glück gefehlt. Diesmal hat alles gepasst. Leticia war super drauf und hat mitgekämpft.

Wie haben Sie sich auf das Finale vorbereitet?

Kohrock: Ich reite Leticia seit 2009. Aber sie steht nicht bei mir, sondern bei ihrer Besitzerin Alexa Peiseler. Als Freizeitpferd ist die Stute nicht so trainiert wie meine anderen Sportpferde. Deshalb ist ihre Leistung auf den vorangegangenen Turnieren umso höher zu bewerten. Für die Munich Indoors durfte ich Leticia drei Wochen bei mir behalten und habe kontinuierlich jeden Tag gearbeitet, damit sie genügend Kraft und Kondition hat. Jetzt hat sie wieder Feuer in den Augen.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des sportlichen Niveaus im bayerischen Springsport?

Kohrock: Das Niveau ist in den letzten Jahren sehr gestiegen. Es gibt inzwischen eine ganze Reihe guter Reiter, auch ein paar starke Junioren und junge Reiter. Das ist eine positive Entwicklung. Allerdings wäre es schön, wenn der Zusammenhalt und der fachliche Austausch untereinander größer wäre. In Westfalen oder in Holstein trainieren die guten Reiter oft zusammen. Man fährt mal zu dem oder zu dem und hilft sich gegenseitig. Hier in Bayern macht eher jeder sein eigenes Ding. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber das finde ich persönlich schade.

Mit wem trainieren Sie?

Kohrock: Ich arbeite mit Manfred Kötter aus Westfalen. Er ist mein Trainer, seit ich 15 oder 16 Jahre alt bin, und kommt regelmäßig zu mir. Er ist für mich einer der besten Trainer der Welt. Ich habe einen Heidenrespekt vor diesem Mann!

Es ist ungewöhnlich, dass ein Sportler sein ganzes Leben lang bei einem Trainer bleibt. Im Reitsport geht es mit dem Trainerwechsel zwar nicht ganz so schnell wie im Fußball, aber bei Misserfolgen wechseln auch die Reiter gerne den Ausbilder.

Kohrock: Ja, wenn es nicht klappt, ist immer der Trainer schuld. Nicht bei allen Reitern ist die Einsicht vorhanden, dass es an den eigenen Fähigkeiten oder vielleicht auch am Pferd liegen könnte. Wenn man weiterkommen will, muss man sich hinterfragen und sich die eigenen Fehler eingestehen. Und natürlich braucht man geeignete Pferde.

Wie viele Pferde haben Sie im Stall stehen?

Kohrock: Wir haben auf unserer Anlage im Moment 25 Pferde von verschiedenen Besitzern zu betreuen. Mit meinem Sponsor Shadi Banki habe ich eine fünfjährige Stute und zwei vierjährige Hengste, die im nächsten Jahr zu mir kommen. Wir kaufen grundsätzlich junge Pferde, denn für ein fertiges Grand Prix-Pferd liegt der Preis im sechs- oder siebenstelligen Bereich.

Wie sehen Ihre Pläne fürs nächste Jahr aus?

Kohrock: Im Moment bin ich darauf bedacht, meine jungen Pferde auszubilden. Cascari ist mein Hoffnungsträger für die schweren Prüfungen. Leider hat er sich im August beim Turnier in Kirchstockach eine Prellung am Fesselkopf zugezogen. Ich hoffe, dass er bald wieder fit ist und ich mit dem Training anfangen kann. Nächstes Jahr möchte ich mit ihm auf größeren internationalen Turnieren starten.

Das Gespräch führte

Sabine Neumann