Ingolstadt (DK) Sie tragen dieselben vier Ringe auf der Brust, schlüpfen ebenfalls in rot-schwarz gestreifte Trikots und kämpfen um Punkte für den FC Ingolstadt 04. Doch vom Glamour der Profis sind die Schanzer Fußball-Frauen trotzdem weit entfernt. Sie spielen nicht im Audi-Sportpark, hören keine Einlaufmusik, werden nicht von Dutzenden Fernsehkameras beobachtet und von Tausenden Zuschauern bejubelt. Und dennoch – die FC-04-Frauen sind mit Feuereifer bei der Sache und erfolgreich dazu.
Mit 5:0 (2:0) fertigte der Landesliga-Neuling am Sonntag den bisher punktgleichen FC Forstern ab und bleibt damit Tabellenführer TV Altötting auf den Fersen. Die Bühne für ein spannendes Gipfeltreffen am kommenden Samstag beim Spitzenreiter ist also bereitet. Bei einem Spiel weniger weisen die Schanzerinnen fünf Punkte Rückstand auf. Gewinnen sie, lebt der Traum vom Durchmarsch in die Bayernliga weiter.
„Wir wollen jetzt zeigen, dass wir es auch auswärts drauf haben“, kündigte FC-Torjägerin Renate Pieldner den Altöttingerinnen bereits einen heißen Tanz an. Mit zwei Treffern in der 35. und 62. Minute verbesserte die beste Torjägerin der Landesliga nicht nur ihre Bilanz auf 18 Treffer, sondern leitete auch den Sieg der Ingolstädterinnen ein. Die weiteren Treffer zum ungefährdeten Erfolg des noch ungeschlagenen Tabellendritten steuerten Jana Helmschmidt (43. und 50.) und Melinda Lushi (69.) bei.
Am Ende freuten sich 60 Zuschauer auf den alten Betonstufen des weitläufigen Sportplatzes beim SV Zuchering – ein eigenes Spielfeld haben die FC-Damen noch nicht – mit dem technisch und spielerisch überlegenen Team. Auch das Trainerduo Josef Graf/Johann Herrler war zufrieden. „Diesen Erfolg hat sich die Mannschaft erarbeitet. Mit ihrer Körpersprache haben die Spielerinnen von Anfang an gezeigt, dass sie diesen Sieg wollten. Das war in den vergangenen Spielen nicht so“, sagte Graf.
Vielleicht war es auch ein Erfolg des Teamgeists, den Herrler am Abend zuvor mit einer ungewöhnlichen Aktion förderte. Der Gourmetkoch lud das Team nämlich zu einem Kochkurs in sein Restaurant nach Beilngries ein. Da durften Pieldner, Helmschmidt, Lushi und Co. dann einen Kräutersalat mit gebackenem Blauschimmelkäse, ein Rinderrückensteak mit Spargel und als Nachtisch eine Bayerische Creme genießen. Schlemmen und Feiern vor dem Sieg – ein neues Erfolgsrezept? „Das gibt es natürlich nicht immer. Aber wir unternehmen schon viel zusammen und verstehen uns gut“, sagte Sabrina Wittmann, die mit ihren neonorangefarbenen Fußballschuhen dann doch für etwas Glamour auf dem Platz sorgte.
Aber nicht nur optisch. Zusammen mit der Dänin Camilla Bentsen hielt sie das defensive Mittelfeld zusammen. Außen setzten die schussstarke Lushi und die schnelle Franziska Oberhofer die Akzente. Und vorne sorgten die Reichertshofenerin Pieldner und die erst im Winter aus Obereichstätt gewechselte Helmschmidt für den Abschluss. Die Abwehrkette vor der weitgehend beschäftigungslosen Torfrau Kathrin Landmann ließ kaum Vorstöße der Mannschaft aus Forstern zu.
Auf dem Platz lief also alles wie im Fußball üblich, egal ob bei Männern oder Frauen. Daneben sah das anders aus. Da saßen auch Spielerinnen des Nachbarrivalen Obereichstätt auf den Rängen. Man kennt sich, man schätzt sich und man würde auch gerne zusammen feiern. Denn der FVO führt – ebenfalls als Aufsteiger – die Landesliga Nord an und könnte zusammen mit dem FC 04 in der kommenden Saison in der Bayernliga spielen. „Dann hätten wir ein schönes Derby und wir könnten zusammen den Aufstieg feiern“, blickte Helmschmidt schon voraus.
So weit wollte Graf noch nicht denken. „Wir haben jetzt erst einmal das Spiel beim Spitzenreiter. Wenn wir das gewinnen, haben wir gute Chancen. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter, wir haben keinen Druck“, sagte Graf, der zusammen mit Herrler seit 2009 die Geschicke bei den FC-04-Frauen leitet. Klappt es aber doch und schaffen die Schanzerinnen den Aufstieg, könnten sie auch ein bisschen mehr vom Rampenlicht der Männer abbekommen und vielleicht sogar einmal vor ein paar Fans mehr im Audi-Sportpark spielen.
Ergebnisse: TV Altötting - FC Ruderting 5:1, SV Saaldorf - Pfersee Augsburg 11:1, FC Stern München - FC Mariakirchen 4:0, SV Donaualtheim - SV Kempten 4:1, TSV Poing - SV Sallern 7:0, FC Ingolstadt 04 - FC Forstern 5:0.
1. TV Altötting 17 63:18 39
2. SV Saaldorf 17 50:26 35
3. FC Ingolstadt 04 16 42:9 34
4. FC Stern München 16 49:23 34
5. FC Forstern 16 44:24 31
6. FC Ruderting 17 41:41 29
7. FC Mariakirchen 17 30:38 22
8. SV Donaualtheim 17 38:42 19
9. Pfersee Augsburg 17 35:47 19
10. TSV Poing 16 25:60 9
11. SV Kempten 17 18:55 9
12. SV Sallern 17 14:66 4
