Wolnzach (WZ) Der Heimatforscher und Schriftsteller Joseph Schlicht ist am 18. März 1832 in Geroldshausen geboren und am 18. April 1917 in Steinach gestorben. Anlässlich seines 100. Todestages widmet ihm der Historische Cirkel einen "schlichten Abend" - mit Anekdoten, Lesungen und Erinnerungen.
Wer war dieser Joseph Schlicht (Foto: Historischer Cirkel)? Wie war er und wie wurde aus dem aus ärmlichen Verhältnissen stammenden Gütlerssohn aus Geroldshausen ein "Gstudierter", noch dazu einer, von der sich in Literatur- und Volkskundlerkreisen heute noch hohes Ansehen genießt? Fragen, mit denen sich nicht nur der Kulturförderverein Steinach - dort starb Schlicht im April vor 100 Jahren - auseinandersetzt, sondern die auch die Forscher des Historischen Cirkels bewegen - Rupert Fuchs hat viele Informationen zusammengetragen - und nicht mehr loslassen.
Denn seine Lebensgeschichte ist ungewöhnlich und zeugt von großem Talent. Das weiß auch Rudi Pfab vom Historischen Cirkel, der morgen einige Anekdoten erzählen wird. Schlichts Mutter starb, als er noch keine fünf Jahre alt war und das Zusammenleben mit der zweiten Frau des Vaters "tat nicht gut". Aber schon früh gab es jemanden, der die Talente des Gütlersbuben erkannte, der eine Schusterlehre machen sollte: Der damalige Geroldshausener Pfarrer kümmerte sich um ihn, ließ ihn bei sich wohnen. Joseph nahm - auch das hat der Historische Cirkel herausgefunden - für seine Bildung vieles auf sich, schlief sogar im Pferdestall mit den Rossknechten, las viel und machte am Knabenseminar des Benediktinerklosters Metten schließlich 1852 sein Abitur mit Auszeichnung "vorzüglich würdig".
Aber den Besuch der Theologischen Universität konnte sich Joseph Schlicht nicht leisten, deshalb studierte er am Lyzeum in Regensburg und schloss auch dort hervorragend ab: "Fähigkeiten erste, Fleiß erste, Fortgang erste, sittliches Betragen erste". 1856 wurde der er im Hohen Dom zu Regensburg zum Priester geweiht - und auch dazu weiß der Historische Cirkel eine Anekdote: "Sein Primizgewand musste er selbst bezahlen und machte dafür beim Schneider 30 Gulden Schulden", erzählt Rudi Pfab. Aus der Patsche half ihm ein kinderloses Ehepaar eines Weilers bei Geroldshausen - und löste ihn beim Schneider aus.
Joseph Schlicht veröffentlichte zahlreiche Werke, in denen er sich vorwiegend mit dem Leben in Bayern und auch der Abstammung der Menschen auseinandersetzte. "In manchen Kreisen", weiß Rudi Pfab, "wird Schlicht sogar noch über Ludwig Thoma gestellt." Doch der etwas jüngere Thoma genießt einen größeren Bekanntheitsgrad, vor allem auch wegen der Verfilmungen einiger seiner Werke.
Bereits zum Todestag hat der Kulturförderverein in Steinach bei Straubing, wo Joseph Schlicht als einstiger Schlossbenefiziat begraben liegt, Kulturtage organisiert, zudem gedachte auch seine Heimatpfarrei seiner im April. Quasi zum Abschluss des Schlichtjahres hat der Historische Cirkel den morgigen Abend organisiert, er beginnt um 19.30 Uhr im Hopfenmuseum. Einleitend wird der Vorsitzende des Steinacher Kulturfördervereins, Karl Penzkofer, sprechen, dann wird Rudi Pfab seine Geschichten beitragen, "im Wechsel", wie er sagt. Bei freiem Eintritt sind alle willkommen, die mehr über Joseph Schlicht erfahren möchten. Angesagt haben sich auch Besucher aus Steinach, die bereits am Nachmittag das Hopfenmuseum besuchen werden.
AUSJOSEPHSCHLICHTSWERK
Buchveröffentlichungen:
1875: Bayrisch Land und Bayrisch Volk
1877: Blauweiß in Schimpf und Ehr
1886: Altbayern und Altbayernvolk
1889: Die altbayerische Landhochzeit
1895: Altheimland
1898: Niederbayern in Land, Geschichte und Volk
Theaterspiele
1897: Der Kletzwabi seine Friedl
1903: Die Kavalierswette
1904: Der Planetentoni
1904: Sieben heitere Volksspiele für die Vereinstheater in Stadt und Land | WZ