Rennertshofen
Ein barockes Kleinod in der Marktgemeinde

Pfarrkirche Rennertshofen enthält bedeutende Malereien – Führung mit Heimatpfleger Manfred Veit

15.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr

Fachkundiger Führer durch die reichen Kirchenschätze in der Marktgemeinde Rennertshofen war Kreisheimatpfleger Manfred Veit. - Foto: lm

Rennertshofen (lm) Der „Tag des offenen Denkmals“ lenkt den Blick auf Dinge, die oftmals als selbstverständlich hingenommen werden. Während der Tag in Neuburg eher achtlos verstrich, konzentrierte sich das Interesse im nördlichen Landkreis auf die Marktgemeinde Rennertshofen.

„Farbe“ war das zusätzliche Stichwort – und dass der Abstecher nach Rennertshofen dabei lohnte, wurde bei den Ausführungen von Kreisheimatpfleger Manfred Veit rasch klar. Im engen politischen, künstlerischen und ganz offensichtlich auch familiären Bezug zur Residenzstadt Neuburg stehend, musste bei dem Kirchenneubau zu Beginn des 18. Jahrhunderts einfach mehr entstehen als eine „gewöhnliche“ Dorfkirche. St. Johannes der Täufer präsentiert sich als stilistisch höchst einheitliche Barockkirche.

Vom Vorgängerbau überdauerte letztlich der in den Turm eingezogene alte Chorraum, dessen bescheidenen Dimensionen die alte Kirche tatsächlich als zu klein erscheinen lässt, weshalb die Rennertshofener jedenfalls einen Neubau wollten. Mit diesem aus dem Jahr 1702 hatten sie freilich nur mäßig Glück, der Zimmerer aus dem Umland hatte offenbar gemurkst, 1719 brachen Teile der Seitenwände unter ihrer Last zusammen. In ihrer heutigen Ausstattung präsentiert die Kirche die Zeit um beziehungsweise nach 1730, also besten Barock.

Hier fällt unter dem Stichwort „Farbe“ gleich einmal der feinstrukturierte, farblich gefasste Stuck auf. Im Hochaltarbild begegnet einem der Neuburger Hofmaler Franz Hagen, dessen bedeutsameren Werke freilich die Neuburger Studienkirche birgt. Imposant allein von seinen Ausmaßen her mit stolzen 180 Quadratmetern Fläche zeigt sich in Rennertshofen voran das Deckenfresko im Hauptschiff, das in vier Stationen das Leben des Kirchenpatrons Johannes des Täufers zum Thema hat. In der Darstellung der vier Erdteile zeigt sich nach Überzeugung von Manfred Veit der Maler beeinflusst von dem zeitlich nur wenig davor entstanden Asam-Gemälde in der Maria-de-Victoria-Kirche in Ingolstadt. Das Fresko in seiner ikonographisch sauberen Farbensprache wie die übrige bildliche Ausstattung stammen von Carl Conrad Prauneck, einem 1686 in Neuburg geborenen Maler, der sein Leben dann in Rennertshofen zugleich als Schulmeister, Brauereiaufseher und Ratsschreiber verbrachte. Nennenswertere Spuren außerhalb seines Heimatortes hat er nicht hinterlassen.

Kunstgeschichtlich gewichtiger noch war zweifelsohne die zweite Station an diesem Denkmal-Sonntag: St. Quirin in Ammerfeld. Die Fresken dort von Johann Georg Anwander werden nicht grundlos gerne mit denen des großen Augsburgers Johann Georg Bergmüller verglichen, dessen man in Neuburg ja in Baring so eindrucksvoll begegnen kann. Der Goldene Saal in Dillingen gehört sicherlich zum Besten, was Anwander geschaffen hat, wohl weltberühmt ist seine „Postkarten-Fassade“ des alten Bamberger Rathauses, ein Spätwerk Anwanders, während St. Quirin in Ammerfeld zu den frühesten Arbeiten rechnet.

Wie kommt der kleine Ort zu so einer kunstgeschichtlich bedeutsamen Kirche? Offensichtlich schon eine Stiftung des Klosters Tegernsee Anfang des ersten Jahrtausends, war Ammerfeld zeitweise gar herrschaftlicher Sitz, die in ihren Grundzügen noch heute ausmachbare Burg wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Später fungierte der Ort als Sitz eines Pflegamtes des Reichstifts Kaisheim und war, als der Kirchenneubau 1737 entstand, zudem eine regional bedeutsame Wallfahrt. Und noch heute kommen Pilger zum heiligen Wendelin in Ammerfeld, der auf dem rechten Seitenaltar der Kirche verehrt wird.