Ingolstadt (DK) Zugegeben, es hat ein wenig gedauert. Aber zum einen hat die Zentralwerkstatt der nordbayerischen Polizei zunächst einmal andere Aufgaben, zum anderen erwies sich der "Patient" als äußerst schwierig.
Nun aber steht er nach 16 Jahren Restaurierung - unterbrochen von einigen Pausen - in neuem Glanz da, ein BMW 502 V8 mit 3,2 Liter Hubraum, gebaut 1957 und auch als "Barockengel" bekannt. Eigentümer ist das Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt. Der Achtzylinder mit dem amtlichen Kennzeichen IN PP 1957 ist in Bayern der einzige dieser Bauart in Polizeihand.
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"Es handelt sich hier nicht um den aus der Fernsehserie ,Isar 12' bekannten Typ, auch wenn sie sich gleichsehen", stellt Hans-Peter Kammerer vom Ingolstädter Präsidium klar. "Das war ein Sechszylinder. Unserer soll deshalb einen anderen Namen erhalten, etwas mit ,Odeon', dem damaligen Funkrufnamen der Fahrzeuge bei den Verkehrszügen der Landespolizei."
Dabei war der BMW 502 V8 zunächst gar kein Behördenwagen. Das heute so schmucke Auto gehörte einst einem Mann aus dem Kreis Ebersberg, den man salopp gesagt als gute Kundschaft der Polizei bezeichnen kann. Gleich dutzendfach war er wegen Promillefahrten aufgefallen, oft ohne Führerschein. Die Rede ist von 40 einschlägigen Delikten, bis die Generalstaatsanwaltschaft 2003 das "Tatwerkzeug" einzog und den BMW 502 dem Polizeipräsidium Oberbayern übereignete. Das Papier ist mit "Helmut Walter" unterzeichnet, dem späteren Leiter der Ingolstädter Staatsanwaltschaft.
Eine Augenweide war der Wagen freilich nicht, im Gegenteil. "Da war so ziemlich alles marode", erinnert sich Harald Schmid von der Zentralwerkstatt der Polizei in Sulzbach-Rosenberg. Er hatte vom früheren Polizeipräsidenten Dieter Hillebrand den Auftrag erhalten, das Auto zu sanieren und in einen Polizeiwagen umzubauen. Das Projekt sollte neben der üblichen Arbeit als Projekt bei der Lehrlingsausbildung laufen. "Zwischendurch haben wir es auch mal zwei, drei Jahre ruhen lassen, weil einfach keine Zeit dafür war."
Obwohl Schmid als absoluter Experte gilt und privat ebenfalls einen BMW 502 V8 besitzt, erwies sich die Aufgabe als sehr schwierig. "Damals ist zwar auch am Band gefertigt worden, aber da war nichts genormt. So hat jedes Stück individuell gefertigt und angepasst werden müssen", sagt Schmid. "Dazu kommt, dass der BMW bei seiner Einziehung schon ziemlich hinüber und in einigen Teilen recht zusammengeschustert war." Der Motor stand kurz davor, seinen Geist aufzugeben, die Elektrik und Karosserie hatten ebenfalls schon bessere Zeiten gesehen und der Rost hatte sich in Rahmen und Bleche gefressen - kurzum: Es gab viel zu tun. Über eigene Kontakte und mit Unterstützung des BMW-V8-Clubs in Oberboihingen gelang es Harald Schmid und seinem Team, den BMW neu aufzubauen. Die Kotflügel kamen aus Polen, die Stoßstangen aus Vietnam, die Innenausstattung mit Kunstledersitzen, Teppich und viel Holz entstand in akribischer Handarbeit und vieles mehr.
Der Aufwand hat sich gelohnt. Vorige Woche holten Hans-Peter Kammerer und sein Kollege Heinrich Babiel, Kfz-Fachbereichsleiter beim Polizeipräsidium Oberbayern-Nord, den wegen seiner geschwungenen Linienführung als "Barockengel" bezeichneten BMW in Sulzbach-Rosenberg ab und stellten ihn gestern behördenintern vor. Im Nu tauchte der eine oder andere Kollege auf, das Interesse war groß. "Ist das unser neues E-Mobil?", scherzte einer. "Mit dem würde ich mich gerne heimfahren lassen", sagte eine Polizeiangestellte im Vorbeigehen und lachte. Der Oldtimer befindet sich übrigens in guter Gesellschaft, denn die Feuerwehr nebenan besaß einst genau den gleichen Typ, nur in Knallrot. Er war von 1964 bis 1969 als Dienstfahrzeug im Einsatz und gehört heute zur historischen Fahrzeugsammlung Ingolstadts.
Die Bevölkerung wird beim Landestag der Verkehrssicherheit am 6. Juli auf dem Ingolstädter Rathausplatz erstmals Gelegenheit erhalten, den BMW 502 V8 zu bewundern. Gestern war der Oldtimer für unseren Fototermin schon mal am Kreuztor zu sehen. Der "Barockengel" würde sicher auch bei der Donau-Classic-Verteranenrallye ein gutes Bild abgeben, aber daran ist (zunächst) nicht gedacht.
Horst Richter
uhrparkchef Heinrich Babiel freut sich . -Foto: Foto: Richter
Bei der Polizei stieß der Oldtimer auf großes Interesse. -Foto: Foto: Richter
