Hilpoltstein - Aufatmen beim TV Hilpoltstein: Nach einer schier unendlichen Geschichte konnte unter der Woche Hermann Mühlbach vom TTC GW Bad Hamm verpflichtet werden.
Mit dem Aufschlagspezialisten, der die Nachfolge von Francisco Sanchi antreten wird, bekommen die Burgstädter des Jahrgangs 2020/21 ein anderes Gesicht. Da auch Eigengewächs Hannes Hörmann mehr Einsätze erhält, setzt der Tischtennis-Zweitligist in der neuen Saison erstmals auf ein Quintett - ein absolutes Novum.
Als es vollbracht war, atmete TV-Abteilungsleiter Robert Nachtrab erst einmal tief durch: "Das war richtig nervig. " Eigentlich war das Thema Neuzugang bereits im Februar in trockenen Tüchern. Schon damals hatte Hilpoltstein Nicholas Tio vom TTC Ruhrstadt Herne verpflichtet. Doch der 19 Jahre junge US-Amerikaner machte Anfang April völlig unerwartet einen Rückzieher und bat um Vertragsauflösung.
Die Hilpoltsteiner Suche musste über Ostern von vorne beginnen und das unter erschwerten Vorzeichen. Denn der Transfermarkt war zu diesem Zeitpunkt weitgehend abgegrast. So glühten die Drähte. Alexander Flemming und Dennis Dickhardt. ließen ihre vielfältigen Kontakte spielen und wurden schließlich fündig.
Doch die Odyssee war noch nicht zu Ende. Mühlbach hatte zuvor mit dem oberfränkischen Drittligisten TTC Wohlbach verhandelt, der ihn vorschnell auf die Wechselliste des Bayerischen Tischtennis-Verbands (BTTV) setzte. Da aber keine schriftliche Erklärung vorhanden war, intervenierte Hilpoltstein beim Verband, der in einem mühevollen Prozedere den Verwaltungsakt schließlich rückgängig machte. Damit war der Wechsel endlich perfekt.
Spektakuläre Aufschläge bis fast an die Hallendecke sind das Markenzeichen des 31-Jährigen. Der ehemalige luxemburgische Nationaltrainer betreibt im sächsischen Dippoldiswalde südlich von Dresden eine Tischtennis-Schule, geht also einen ähnlichen Weg wie Alexander Flemming im benachbarten Leipzig. Sachkompetenz ist im nächsten Jahr jedenfalls reichlich vorhanden.
Damit nimmt Mühlbach in Hilpoltstein die Position von Francisco Sanchi ein, der den TV nach zwei Jahren verlässt und seine Zelte künftig in der Alpenrepublik Österreich aufschlagen wird. Sportlich ist der Abgang des Argentiniers ohne Frage ein Verlust. Er hat sich enorm gesteigert und zählt mit einer Bilanz von 13:6 zu den drei Besten im hinteren Paarkreuz. Ein Umstand, der offenbar seine finanziellen Begehrlichkeiten geweckt hatte, die einer Verlängerung des Vertrages im Wege gestanden waren. "Den Ausschlag für eine Trennung gaben am Ende finanzielle Gründe", bilanziert Robert Nachtrab.
Zudem hat sich in den Wochen vor der Trennung wohl auch das Verhältnis zwischen Sanchi und dem Verein abgekühlt. So etwas fällt in Hilpoltstein, wo der Zusammenhalt stets groß geschrieben wurde, durchaus ins Gewicht. Was Mühlbach anbelangt, ist Nachtrab optimistisch: "Wir wissen, was wir an ihm haben. "
Der Neu-Hilpoltsteiner wird im hinteren Paarkreuz an Position vier spielen und sich dort mit Dauerbrenner Dennis Dickhardt, der in diesen Tagen stolzer Vater einer Tochter wurde, sowie Talent Hannes Hörmann die Plätze teilen. Der 17-jährige Röttenbacher soll in jedem zweiten Spiel zum Einsatz kommen und sanft an die erste Mannschaft herangeführt werden. Daneben bleibt er fester Bestandteil der zweiten Garnitur in der Regionalliga Süd.
Im Doppel lief es bei seinen bisherigen drei Auftritten an der Seite von Alexander Flemming schon recht gut. Im Einzel ist noch Luft nach oben, das weiß er auch selbst: "Mir fehlen noch ein paar Prozente. " In dieser Hinsicht kann er in den nächsten Monaten nachlegen.
Damit ist die Kaderplanung des Zweitligisten abgeschlossen: Zusammen mit Alexander Flemming, der demnächst sein Dutzend an Jahren in Hilpoltstein voll macht, und David Reitspies geht der TV Hilpoltstein im Herbst in seine 14. Bundesligasaison. Jetzt muss nur noch gespielt werden. Wenn es denn so einfach wäre.
HK
