Hörzhausen
Ein Abend der Improvisationen

Ein Forum11 mit einigen Überraschungen: Werner Zuber und Stephan Holstein musizierten in Hörzhausen

15.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:34 Uhr
Nicht wie geplant in den Räumen des Forum11, sondern in der Hörzhausener Kirche zeigten Martin Zuber an der Orgel und Stephan Holstein am Saxofon ihr Können. −Foto: Dürrmann

Hörzhausen (SZ) Ein Besuch im Forum11 in Hörzhausen ist immer wieder ein Erlebnis. Martin Knöferl präsentierte am Freitagabend den Holzbläser Stefan Holstein und den Kirchenorganisten Werner Zuber, die nach Kompositionen der Universalgelehrten Hildegard von Bingen improvisierten. Das Konzert musste allerdings in die Hörzhausener Kirche verlegt werden.

 


Für die annähernd 30 Besucher, die am Freitagabend das Forum 11 besuchen wollen, gibt es eine Überraschung. "Wir müssen in die Kirche gehen, da die Truhenorgel verstimmt ist", verkündet Knöferl den überraschten Gästen. Somit macht sich die Gruppe, zu Fuß oder per Auto, auf den Weg zur St.-Martin-Kirche in Hörzhausen. Dort stellt der Religionspädagoge und Künstler Martin Knöferl kurz den Jazzmusiker Stephan Holstein und den Kirchenorganisten Werner Zuber vor. Holstein seinerseits spannt in seiner Begrüßungsrede einen großen Bogen über die Jazzgrößen Louis Armstrong, Benny Goodman, Miles Davis bis hin zu den Kirchentonleitern und zur Kirchenmusik. Zuber geht auf Hildegard von Bingen ein: "Hildegard war die Erste, die ihren Namen zur Komposition geschrieben hat." Weiter meinte Zuber: "Musik ist ohne Text nicht denkbar", denn die Werke von Hildegard von Bingen waren immer mit einem begleitenden Text verbunden.

Daher liest Martin Knöferl zur Einleitung auf den musikalischen Teil aus "O Virtus Sapientiae": "O Kraft der Weisheit, umkreisend die Bahn, die eine des Lebens, ziehst um das All du die Kreise, alles umfangend! Drei Flügel hast du: In die Höhe empor schwingt der eine, auf der Erde müht sich der zweite, und allüberall schwingt der dritte. Lob sie dir, Weisheit, würdig des Lobes!"

 

Inspiriert von diesen Worten beginnt Stephan Holstein vor dem Altar mit seinen einfühlsamen Improvisationen auf der Klarinette zu der Komposition mit dem gleichen Titel, während Werner Zuber von der Empore nach und nach mit der Orgel einstimmt und hierbei schon seine enorme Fingerfertigkeit zeigt. In Laufe des Abends entsteht ein ganz besonderes Klangerlebnis, besonders für Freunde der spirituellen Musik, die kirchenmusikalisch in die Spätzeit des Gregorianischen Chorals (zwölftes Jahrhundert) anzusiedeln ist.

Die Besucher, die meisten davon Frauen, haben auch die Möglichkeit, während des Konzerts in der Kirche umher zu wandeln und den Konzertierenden auf die Finger zu schauen oder die wunderbaren Klänge der Instrumente in sich aufzunehmen. Verwundert wird manch Meditierender gesehen haben, wie wenig auf den Notenblättern der Musiker steht und welche außergewöhnliche Vielfalt diese daraus machen.

Über die musikalische Qualität der Künstler sind hier keine Worte zu verlieren, denn Stephan Holstein, der neben der Klarinette auch noch das Tenorsaxofon in sagenhafter Weise zum Klingen bringt, und Werner Zuber an der Orgel sind hochdekorierte Meister ihrer Instrumente. Martin Knöferl liest noch weitere Texte aus dem Schaffen von Hildegard von Bingen. In allen Dichtungen spiegeln sich froher Glaube, glühende Begeisterung, innige Freude und Vertrauen in die Führung Gottes wider. Es war wohl am Freitag, dem 13. gelegen, dass zum Ende des Konzerts auch noch der Strom an der Orgel ausfällt. Aber das ist alles kein Problem für die Künstler. Stephan Holstein zaubert mit seiner Klarinette von der Empore aus einen wunderbaren Schlusspunkt unter diese Veranstaltung mit den Titel "Mystik, Konzert zu Hildegard von Bingen", diesmal nicht im Forum 11, sondern in der St.-Martin-Kirche von Hörzhausen.

Erhard Dürrmann