Neuburg
"Eigentlich bin ich erst 85"

Anna Molitor aus Neuburg feiert 90. Geburtstag mit den Urenkeln

13.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:33 Uhr

Neuburg (app) Langweilig wird es Anna Molitor mit ihren 90 Jahren Lebenserfahrung bestimmt nicht. Am Samstag feierte sie im Kreise ihrer Familie ihren Ehrentag. Der dritte Bürgermeister Horst Winter kam persönlich zum Gratulieren vorbei. Seit 1970 lebt die gebürtige Rumänin in Neuburg.

Trotz ihres hohen Alters hat sie sich nicht zurückgezogen. Ihre Familie – aber besonders Urenkelin Antonia – halten sie auf Trab.

Ganz gelassen sitzt die Neuburgerin am Geburtstagstisch und lässt sich von ihrer großen Verwandtschaft beglückwünschen. Die Seniorin ist dabei um keinen Witz über ihr Alter verlegen. Auf dem Wohnzimmertisch stapeln sich Bücher über ihre alte Heimat: 1923 wurde Anna Molitor in Rumänien geboren. Ihre Eltern waren in der Landwirtschaft tätig. Dort wuchs sie bis zur Enteignung in den 50er Jahren auf. „Sogar das Haus wurde enteignet“, erzählt sie. In ihrem Leben hat sie schon viel Wüstes, aber auch viel Schönes erlebt. Eigentlich sei sie ja erst 85 Jahre alt. Denn die fünf Jahre Zwangsarbeit in Russland könne man getrost wegrechnen, erzählt sie. Die habe sie ja nicht richtig gelebt. Ein Höhepunkt in ihrer Vita war dagegen die Hochzeit mit ihrem Mann Jakob Molitor im Jahr 1956. Er starb 2009. Molitor hat zwei Kinder, vier Enkel und drei Urenkel.

Am 13. Mai 1970 kam sie mit ihrer Familie und ihrem Mann ins Lager Neuburg. Sie arbeitete als Putzfrau bei der Bahn.1971 kauften sie und ihr Mann das Haus in der Stadt, in dem Molitor bis heute lebt. „Neuburg ist heimatlich. Hier gibt es genauso viel Landwirtschaft wie daheim in Rumänien“, sagt die Jubilarin.

Die Seniorin lässt sich von nichts aufhalten: Mit ihrem Rollator – den sie nur „Ferrari“ nennt – geht sie selber einkaufen und kocht für sich. Bei einem ist sich die Familie einig: Der Rumänische Strudel mit Äpfeln und Kirschen schmeckt einfach am besten. „Die Oma ist eine Strudelexpertin“, finden die Enkel. Einen grünen Daumen hat Molitor auch: Sie pflegt ihren Garten.

Zum 90. Geburtstag hat sich die Familie etwas Besonderes überlegt. Der „Ferrari“ der Rentnerin wird mit allem ausgestattet, was ein flottes Fortbewegungsgerät braucht. Auf die nächsten fünf Jahre. Denn die guten Gene liegen in der Familie – da sind sich alle einig.