Ingolstadt
Eigener Ausschuss für Digitalisierung?

OB Lösel will Stadtrat und Bürger bei diesem grundlegenden Wandel mitnehmen

26.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:34 Uhr
"Die Digitalisierung erfasst die ganze Gesellschaft" ? und nicht nur das Rathaus, weiß auch der Rathauschef Christian Lösel. −Foto: Foto: DK

Ingolstadt (DK) "Rennen gegen die Zeit" lautete Donnerstag vergangener Woche die Überschrift einer großen Geschichte im Lokalteil des DK.

Es ging auf einer ganzen Seite über die vielen Facetten der Digitalisierung in Ingolstadt und um den enormen zeitlichen Druck, unter dem OB Christian Lösel steht. Denn die Fördertöpfe muss er jetzt anzapfen - in ein paar Monaten, so sagt er, kann sich dieser Markt schon verlaufen haben. Doch bei diesem Tempo läuft die Stadtregierung Gefahr, dass viele Bürger abgehängt werden. Wer nicht gerade in seiner Jugendzeit als "Digital Native" mit der Digitalisierung groß geworden ist, muss sich als "digitaler Immigrant" bisweilen mühsam einarbeiten - von so manchen Senioren ganz zu schweigen.

Auch den OB hat besagter Artikel im DK offenbar nachhaltig beschäftigt. Die dort geforderte Beteiligung der Bürger sprach er gestern in der städtischen Pressekonferenz mehrmals ausdrücklich an. "Die Digitalisierung erfasst die ganze Gesellschaft", betonte er. Man solle und dürfe nicht alles machen, aber man müsse Chancen ergreifen. Freilich nicht zum Selbstzweck, denn letztlich müsse immer der Mensch im Mittelpunkt stehen. "Der Wandel und Industrie und Gesellschaft muss gestaltet werden", sagte Lösel - gerade an einem Standort wie Ingolstadt und der Region mit Audi, Airbus und anderen hoch technologischen Firmen. Dazu gehöre auch, sich zu überlegen, wie die Beteiligung der Bürger einfließen kann. Als Beispiele nannte Lösel die lange Nacht der Unternehmen und der Wissenschaft im April und jüngst den Futurologischen Kongress des Theaters an der THI. Lösel will in der zweiten Jahreshälfte alle Fakten zur Digitalisierung ins Internet stellen - von den Anfängen in Kindergarten und Schule bis hin zu Flugtaxis - übrigens auf Neudeutsch als Urban Air Mobility bezeichnet. Neben einer eigenen Planstelle für Digitalisierung im Rathaus muss natürlich auch der Stadtrat eingebunden werden. Den Vorschlag aus der Verwaltung, einen eigenen Digitalisierungsausschuss einzurichten, hatte der Ältestenrat laut Lösel zunächst mit der Begründung abgelehnt, dass bis zur nächsten Kommunalwahl 2020 ja nicht mehr so lange hin ist. Doch sei es inzwischen der Wunsch des Stadtrats und der Fraktionen, möglichst schnell einen solchen Ausschuss zu gründen.

Nach den Vorstellungen Lösels könnte dies ein Zwölfergremium sein, das nicht nur beraten, sondern auch beschließen kann und eventuell für die letzten eineinhalb Jahre bis zur Kommunalwahl im Frühjahr 2020 noch tagt. Allerdings, so der OB, muss so ein Ausschuss in den Durchlauf der übrigen Sitzungen eingetaktet werden.

Anfang nächsten Jahres will der OB auf jeden Fall eine Standortbestimmung in Sachen Digitalisierung machen. Doch erwartet er in der Zukunft noch weitere Förderprogramm - sowohl vom Freistaat als auch vom Bund. Deshalb will er die Chancen für die Stadt möglichst breit eröffnen, damit möglichst viel in Ingolstadt hängen bleibt. Wobei auch ihm klar ist: Nicht alle dieser Projekte werden am Schluss auch umgesetzt werden und funktionieren.

Bernhard Pehl