Alfershausen
Eigenbewirtschaftung in der Schusslinie

Alfershausener Modell stößt auf Kritik der BJV-Jäger – Weitere Jagdversammlung

04.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:43 Uhr

Wie gut Naturverjüngung gelingen kann, hat Förster Josef Adam dem Thalmässinger Bauausschuss bei einem Ortstermin zum neuen Forstbetriebsgutachten gezeigt - Foto: Karch

Alfershausen (HK) Das Jagdmodell Eigenbewirtschaftung, für das sich die Alfershausener Jagdgenossenschaft entschieden hat, löst kontroverse Diskussionen aus. Vor allem die Mitglieder der Kreisgruppe des Bayerischen Jagdverbandes befürchten schlimme Folgen für den Rehbestand.

„Wir wollen doch eigentlich nur, dass die Naturverjüngung in unseren Wäldern ohne Zaun heranwachsen kann“, sagt Matthias Köbler. Der Alfershausener Ortssprecher und Schriftführer der Jagdgenossen kann die Aufregung gar nicht verstehen, die ein Artikel über die Eigenbewirtschaftung ihres Reviers ausgelöst hat. Dieses Jagdmodell hatten die Jagdgenossen gewählt, weil die bisherigen Pächter den Vertrag nicht verlängern wollten. Lange hatten die Alfershausener nach Nachfolgern gesucht, aber keine gefunden. Erst ein paar Wochen vor der Jagdversammlung ging ein Angebot von zwei Jägern ein, die drei Euro pro Hektar bezahlen wollten. Bei 550 Hektar jagdbarer Fläche sind das 1650 Euro und damit die Hälfte dessen, was bisher gezahlt worden ist. „Die beiden Jäger haben außerdem alles Mögliche herausgenommen, beispielsweise die Begleichung von Wildschäden.“ Deshalb habe man sich dafür entschieden, für ein Jahr Erwin Hussendörfer aus Ellingen und Edwin Billing aus Holzingen, beide Mitglied im Ökologischen Jagdverband (ÖJV), als Jäger auf Angestelltenbasis anzustellen. Ein Modell, dem sowohl Bayerischer Bauernverband (BBV) als auch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten durchaus positiv gegenüberstehen.

Ganz anders die Kreisgruppe Roth-Hilpoltstein des Bayerischen Jagdverbandes (BJV). „Die werden alles schießen, was den Kopf aus der Dickung streckt“, prophezeit Karl-Heinz Neuner, der stellvertretende Kreisvorsitzende. „Das Schießen wird im Vordergrund stehen, nicht die Pflege und Hege.“ Die umliegenden Jagdpächter befürchteten schon, dass ihr Wild in die leergeschossenen Wälder um Alfershausen überwechseln werde. Die Pächter eines Jagdreviers, die sich auf neun Jahre vertraglich festlegten, hätten eine ganz andere Verantwortung, sagt Neuner und zählt unter anderem das Anlegen von Wildäckern und Brachstreifen für das Niederwild sowie die Winterfütterung auf.

Natürlich hätten die beiden Jäger in den vergangenen Monaten mehr geschossen als bisher, sagt Matthias Köbler. 13 Tiere seien bis Ende Juni erlegt worden, vorwiegend Böcke, die durch das Verfegen der Bäume großen Schaden anrichten. „Bisher ist der Abschussplan aber auch nie erfüllt worden“, sagt der Jagdgenosse. Von den maximal 80 Rehen, die im Zeitraum von drei Jahren geschossen werden dürfen, seien maximal 60 erlegt worden. Zu wenig, wie die Jagdgenossen Alfershausen angesichts des Wildverbisses sagen.

Karl-Heinz Neuner sieht das anders. Wenn eine einzige Rehgeiß mit ihrem Kitz längere Zeit in einem Zaun bleibe, könne dieses einzelne Tier viel Schaden anrichten. Viel Wildverbiss habe also nicht unbedingt etwas damit zu tun, dass es zu viele Rehe gebe.

„Wir wollen doch die Rehe nicht ausrotten“, versichert Matthias Köbler. Allerdings möchten die Jagdgenossen, dass der Abschussplan auch erfüllt werde. „Wenn man Zäune weglassen kann, haben die Rehe mehr Platz und verteilen sich besser“, erklärt Köbler. „Wenn wir keinen Zaun mehr bräuchten, der den Waldbauern viel Geld kostet, könnten wir komplett auf die Pacht verzichten.“

Der Waldumbau gelinge auch mit der konventionellen Ausübung der Jagd, hält Karl-Heinz Neuner entgegen. „Das dauert halt nur ein bisschen länger.“ Er selbst habe in seinem Gredinger Revier viel Naturverjüngung, und „wenn es lokal einmal Probleme gibt, mache ich da eine Schwerpunktbejagung. In den vergangenen Jahren ist hier der Rehwildverbiss stark zurückgegangen.“ Im Wald zu jagen sei allerdings oft nicht einfach, verteidigt Neuner die Jäger, die den Abschussplan nicht erfüllen. „Dort ist die Naturverjüngung zu dicht.“ Der Kreisvorsitzende vermutet aber, dass die Jagdgenossen oft einfach der Meinung seien, „das Reh ist ein Schädling und deshalb gehört jedes erschossen“. Er wisse „aus sicherer Quelle, dass an einem Abend neun Leute im Revier“ gewesen seien, so Neuner. „Da läuft einem Jagdgenossen in seinem Wald ein Wildfremder mit einem Gewehr über den Weg.“ Dass Erwin Hussendörfer seine Studenten im Rahmen der Ausbildung zum Jäger im Revier dabei habe, sei ganz normal, sagt hingegen Matthias Köbler. Die Jagdgenossen seien darüber informiert und hätten auch Berechtigungsscheine ausgestellt.

Zu wenig informiert fühlen sich aber einige Jagdgenossen von ihrem Vorstand selbst, sagt Karl-Heinz Neuner. Sie haben deshalb Unterschriften gesammelt und eine erneute Jagdversammlung verlangt. Die bekommen sie im Herbst auch, so Köbler. Er versteht allerdings nicht, warum diese Jagdgenossen nicht einfach zur Jagdversammlung im März gekommen seien, in der über die Eigenbewirtschaftung gesprochen worden sei. Eingeladen seien sie alle gewesen.