Eichstätt
Eichstätt - Bolca: Wiederbelebung einer Freundschaft

Vereinsgründung "Freundeskreis Bolca-Eichstätt" - Gernot Lorenz und Günter Viohl übernehmen Vorsitz

31.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:27 Uhr
Zusammen mit Oberbürgermeister Andreas Steppberger (links) freuen sich die neu gewählten Vorsitzenden des "Freundeskreises Bolca - Eichstätt", Gernot Lorenz (2. v. r.) und Günter Viohl (Mitte) mit Kassier Hans-Dieter Haas (2.v.l.) und Otto Neumeyer (rechts) auf eine lebendige Städtepartnerschaft. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Damit hätten die Initiatoren nicht gerechnet. Zur Gründungsversammlung des Freundeskreises Bolca-Eichstätt kamen knapp 30 italophile Eichstätter ins Wirtshaus "Zum Gutmann" und fassten den Beschluss zur Gründung eines gleichnamigen Vereins.

Angesichts des großen Interesses an einem Freundeskreis auf Vereinsbasis war die Freude bei Oberbürgermeister Andreas Steppberger und den Hauptinitiatoren, Günter Viohl und Gernot Lorenz, am Freitagabend groß. Die mittlerweile 46-jährige Städtepartnerschaft zwischen Eichstätt und dem norditalienischen Bolca hatte in den vergangenen Jahren viel an Schwung eingebüßt. Es war also höchste Zeit für eine Wiederbelebung der europäischen Idee.

Die Versammlung war optimal vorbereitet und allen Anwesenden lag die geplante Vereinssatzung vor, die in ihren Grundzügen bereits mit dem Registergericht abgestimmt war. Daher mussten an dem Text, den OB Steppberger als Versammlungsleiter vorlas, nur kleinere Passagen ergänzt oder geändert werden. Im Kern geht es dem Verein darum, die deutsch-italienische Freundschaft und damit die Völkerverständigung zu fördern.

Während des Zweiten Weltkriegs führten italienische Partisanen noch einen erbitterten Kleinkrieg gegen die deutsche Wehrmacht, die sich mit Gräueltaten auch an der Zivilbevölkerung Bolcas und Vestenanovas rächte. Dass die alten Wunden immer noch nicht ganz verheilt sind, berichteten mehrere Anwesende aus persönlichen Begegnungen in Bolca. Gleichwohl stehen die Zeichen seit einigen Jahren ganz auf Versöhnung und der Verein will vor allem den Kontakt zwischen deutschen und italienischen Jugendlichen, zwischen Vereinen und Verbänden in den Bereichen Sport, Musik, Kultur, Brauchtum, Kunst und Kirche ermöglichen. Deshalb wurde die Satzung auch einstimmig beschlossen und angenommen.

Die personellen Entscheidungen waren mindestens ebenso wichtig: Zum ersten Vorsitzenden wurde Gernot Lorenz gewählt. Lorenz ist Fachreferent und Abteilungsleiter an der Universitätsbibliothek und familiär mit Italien vernetzt. Günter Viohl, einer der "Urväter" der 1973 gegründeten Städtepartnerschaft, übernimmt den zweiten Vorsitz. Zum Kassier des neuen Vereins wurde Hans-Dieter Haas gewählt, während Otto Neumeyer als Schriftführer tätig wird. Alle Kandidaten fanden eine einstimmige Mehrheit bei jeweils einer Enthaltung.

Nach dem offiziellen Teil berieten die Anwesenden über die Höhe der Vereinsbeiträge, welche moderat gehalten werden und auch soziale Abstufungen für Familien, Schüler, Studenten und Mitglieder über 65 Jahre enthalten sollen. Einen fundierten Rückblick auf die vergangenen 46 Jahre der Städtepartnerschaft gab dann Viohl, ein ausgewiesener Italienkenner, der regelmäßig Studienfahrten und geologische Exkursionen nach Norditalien unternimmt.

Ein Meilenstein dieser Partnerschaft war der Austausch des "Museo dei fossili" von Bolca und des Jura-Museums in Eichstätt, die beide eine außergewöhnliche Fossiliensammlung beherbergen. Seitdem fanden zahlreiche Besuche und Gegenbesuche statt. Zuletzt waren 2017 und 2018 mit "Nova Cantica" ein Eichstätter Chor und mit den "Eichstätter Längsflöten" ein Eichstätter Musikensemble des Musiknetzes in Bolca.

Die nächsten Schritte sehen neben der juristisch notwendigen Anerkennung der Gemeinnützigkeit des Vereins auch den Aufbau einer Webseite, die Präsenz des Vereins in sozialen Netzwerken sowie konkrete Austauschaktivitäten vor, die allerdings noch zu konkretisieren sind. Lorenz und Viohl betonten, dass sie ihren Verein keineswegs als Konkurrenz zu den kürzlich gegründeten "Freunden von Montbrison" oder zur Städtepartnerschaft mit dem tschechischen Chrastava sehen. Vielmehr stelle der deutsch-italienische Freundeskreis eine Ergänzung der mittlerweile vielfältigen internationalen Beziehungen Eichstätts in Europa dar. Es bleibe zu hoffen, dass bald viele Begegnungen mit Bella Italia stattfinden, betonten beide Vorsitzenden unisono.

Besuch aus Bolca erwartet das Musikensemble der "Eichstätter Längsflöten" bereits am 1. Juni dieses Jahres. Dann nämlich führt das Ensemble um 19 Uhr im Spiegelsaal der Residenz zusammen mit der Sopranistin Raffaella Benetti aus Bolca die barocke Oper "King Arthur" von Henry Purcell auf, die 2018 bereits in zwei Konzerten in Italien erfolgreich präsentiert wurde. Zuvor bietet Bolca-Experte Günter Viohl einen Vortrag über die norditalienische Partnerstadt und deren interessante Umgebung; er findet am Dienstag, 14. Mai, um 19.30 Uhr in Sankt Marien, Dompfarrei, statt.
 

Dagmar Kusche