Altmannstein
Eichenbänke für die Ewigkeit

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Mit dem geschulten Auge des Meisters skizziert Schreiner Franz Treffer in seiner Werkstatt in Sandersdorf, welche Teile des edlen Eichenholzes verwendet werden können.

Altmannstein (DK) Der Aufbau der abgebrannten Steinsdorfer Kirche schreitet voran. Auch mit der Wiederherstellung des völlig verwüsteten Innenraums kann begonnen werden. Zwei Schreiner aus der Großgemeinde fertigen die Kirchenbänke an.

Die Gläubigen in der Steinsdorfer Kirche werden ihre Gebete künftig auf edlem Eichengestühl sprechen. Ein Modell ist bereits angefertigt worden. Es steht in der Werkstatt von Franz Treffer in Sandersdorf. "Das ist eine ehrenvolle Aufgabe, ein wundervoller Auftrag", schwärmt der Schreinermeister. "Ich freue mich richtig, dass wir beide das machen dürfen."

Damit meint Treffer sich und seinen Altmannsteiner Schreinerkollegen Michael Petz. Denn die zwei erfahrenen einheimischen Handwerker teilen sich die Arbeit. Treffer schreinert zehn Bankreihen zu jeweils sechs Metern. Das entspricht der Bestuhlung eines Kirchenschiffs. Die andere Hälfte der Eichenbänke plus das Podest stellt Petz her. Die beiden Schreinermeister kennen sich seit Jahrzehnten und helfen sich sogar untereinander aus.

Ersatz für die verbrannten Bänke in der Steinsdorfer Kirche zu schaffen, ist für beide kein Auftrag, wie man ihn alle Tage bekommt. Treffer geht davon aus, dass das Gestühl mindestens die nächsten 200 Jahre Gläubige zum Gebet einladen wird. In liebevoller Handarbeit entsteht ein hochwertiges Produkt, das Generationen überdauern soll.

Die Eichenbohlen liegen bereits in den Schreinerwerkstätten von Petz und Treffer. Die Bäume wuchsen in Thüringen, sie waren 70 bis 100 Jahre alt, als die Säge angesetzt wurde. Gekauft wurde das Holz bei einem Händler in Cham. Die beiden Profis aus der Großgemeinde Altmannstein fuhren eigens in den Bayerischen Wald, um das beste Rohholz persönlich in Augenschein zu nehmen und auszusuchen. Treffer wird etwa acht Kubikmeter verarbeiten, von denen jeder im Einkauf 1600 bis 1800 Euro kostet. Der Sägeschnitt jeder Bohle beträgt genau 52 Millimeter. Der 57-jährige Schreinermeister schätzt, dass er 40 bis 50 Prozent Verschnitt haben wird. Das sei bei Möbeln aus massiver Eiche normal. "Die Ware ist so schön, dass das Kleinschneiden wehtut", bedauert Treffer. Für beide Handwerker ist es Ehrensache, dass kein Gramm Sperrholz oder Halbfabrikate verarbeitet werden. Eine Bank wird etwa 240 Kilogramm wiegen. Die insgesamt 20 Bankreihen, die Treffer und Petz schreinern, bringen in Summe rund fünf Tonnen auf die Waage.

Treffer kontrolliert die Feuchtigkeit der in seiner Werkstatt ruhenden Bohlen mit einem Messgerät, acht bis elf Prozent sollen es sein. "Eichenholz reagiert nicht so schnell wie andere Hölzer auf Änderungen der Luftfeuchtigkeit", erläutert der Sandersdorfer. Deshalb eigne es sich ideal für ein Kirchenschiff, in dem im Sommer ein anderes Klima herrsche als im Winter.

Er freut sich schon auf die Arbeit. Nach dem Rohholzzuschnitt werden die Einzelteile mit Weißleim verbunden. Dabei ist das erfahrene Auge des Meisters gefragt, denn die Maserungen müssen möglichst gut zueinander passen. Die Ecken der Bank werden aufwendig über Fingerzinken miteinander verbunden. Treffer wird akribisch darauf achten, dass das optisch hochwertigste Eichenholz - er spricht von den "Filetstücken" - für die Flächen verwendet wird, die sich dem Blick des Betrachters offenbaren. Für die Sitzfläche, die mit einem Polster abgedeckt wird, kann er dagegen Hölzer nutzen, die den einen oder anderen kleinen Fehler in der Maserung aufweisen. "Das ist eine sehr individuelle Arbeit", meint Treffer voll Vorfreude. Am Ende wird ein hochwertiger transparenter Zwei-Komponenten-Lack aufgetragen. Er schützt das Holz vor UV-Strahlung. Die Farbe ist dann Eiche natur. Der Schreiner schließt aus, dass die Hölzer stark nachdunkeln.

Die Bänke werden bequem. "Sie drücken die Kirchenbesucher nicht ins Kreuz", verspricht der Schreiner. Sie bekommen zudem hochklappbare Kniebänke, was die Begehung erleichtert. Außerdem gibt es eine Ablage für das Gotteslob, darunter werden Messinghaken befestigt, an denen die Gläubigen Handtaschen oder Schirme hängen können.

Treffer hat seinen Betrieb im Jahr 1984 gegründet und ist auf Möbel, Einbauschränke und Türen spezialisiert. "Schreiner ist ein herrlicher und abwechslungsreicher Beruf" , sagt er und begrüßt, dass der Sohn in seine Fußstapfen treten möchte.

Letzteres gilt auch für die Firma von Michael Petz in Altmannstein. Seine Schreinerei besteht ebenso lange wie die seines Sandersdorfer Kollegen. Petz will nach den Weihnachtsferien mit dieser "schönen Winterarbeit" beginnen. Er schätzt, dass er sechs Wochen benötigt. Bei dem 66-Jährigen stapeln sich sogar 17 Kubikmeter Eichenholz bester Qualität in der Werkstatt. "Das Podest wird aber aus Tanne, natürlich ebenfalls Vollholz", erläutert er. Eiche würde zu teuer kommen.

Insgesamt beträgt die Fläche des zu fertigenden Podestes aus Tannenholz 123 Quadratmeter. Petz wird seitlich Bohrungen setzen, denn der Boden "muss unbedingt hinterlüftet werden". Der Einbau werde hoffentlich im April möglich sein. Das Tannenholz sei edel und einer Kirche würdig. "Die Tanne war lange verpönt, aber jetzt ist sie wieder gefragt", erklärt der Schreinermeister. "Das Steinsdorfer Gotteshaus war eine schöne Kirche und es wird bald wieder eine schöne Kirche sein", prophezeit Petz.