Ingolstadt
Ehrung für Flüchtlingshelfer

Studierende der THI unterstützen ehrenamtlich Asylsuchende und erhalten dafür Zertifikat der Stadt

25.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:32 Uhr
Anerkannte Flüchtlingshelfer: Studierende der THI haben von OB Christian Lösel (vorne, 5. v. l.) ein Zertifikat überreicht bekommen. Mit auf dem Bild, neben Lösel: Ingrid Gumplinger, Integrationsbeauftragte der Stadt Ingolstadt, Markus Bregulla, Integrationsbeauftragter der THI, sowie Karoline Schwärzli-Bühler vom Jugendmigrationsdienst. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Rund 40 Studierende der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) unterstützen seit dem vergangenen Wintersemester Geflüchtete und Asylsuchende, etwa bei der Praktikumssuche, bei Behördengängen oder beim Erlernen der deutschen Sprache.

Für ihr ehrenamtliches Engagement erhielten sie jetzt von OB Christian Lösel ein Zertifikat der Stadt Ingolstadt.

Das Kooperationsprojekt zwischen dem Migrationsrat der Stadt, der THI und dem Jugendmigrationsdienst gibt es bereits seit 2015 - dem Jahr der großen Flüchtlingswelle. Seitdem seien in acht Semestern Asylberechtigte von rund 180 Studierenden unterstützt worden, sagte Lösel. Die Zahl mache den Erfolg des bürgerschaftlichen Engagements deutlich. "Bürgerliches Ehrenamt ist der soziale Kitt der Gesellschaft, diese bürgernahe und individuelle Hilfe ist hauptamtlich nicht zu leisten", so der OB weiter. Er sah aber auch einen Nutzen für die Studierenden selbst: Sie lernten Gleichaltrige aus anderen Kulturkreisen kennen, könnten Vorurteile abbauen und zugleich Erfahrung in der Projektpraxis sammeln. Zudem sei das erworbene Zertifikat ein Aushängeschild für Bewerbungen. Dass die Geflüchteten durch die Unterstützung besser in ihren Zielen vorankommen sei zu alledem ein weiterer nicht zu vernachlässigender Aspekt.

Einer der ausgezeichneten Studierenden ist Johannes Siwig (22) aus Karlskron. Er unterstützte gemeinsam mit einem Kommilitonen zwei anerkannte Asylsuchende aus Eritrea und der Ukraine, die derzeit die Berufsintegrationsklasse an der FOS/BOS besuchen. "Unsere Hauptaufgabe war die Hilfe bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz", sagt Siwig. Dafür hätten sie mit den beiden jungen Männern die IHK Jobmesse besucht und dabei geholfen, Sprachbarrieren zu überbrücken. Auch leisteten sie Unterstützung beim Verfassen von Bewerbungen. Siwig selbst habe durch den Kontakt Einblicke in die Schicksale von Geflüchteten aus erster Hand bekommen. Auch Vorurteile, etwa über die Arbeitsmoral, habe er abbauen können, räumt er ein. Die sei vorhanden, betont er. Nur mit der Pünktlichkeit habe es nicht immer geklappt. Die Studierenden hätten den Geflüchteten angeboten, den Kontakt auch über das Projekt hinaus aufrecht zu erhalten. "Dafür haben wir eine Whatsapp-Gruppe", so Siwig.

Elisabeth Sturm (24) aus Ingolstadt hat mit ihren Kommilitonen einen jungen Mann aus Syrien unterstützt. Durch den Kontakt habe sie vieles über Flucht und Krieg in dem Krisengebiet erfahren, erzählt sie. Auch über das Schicksal seiner Familie habe der Mann offen berichtet. Mit dem Syrer hätten sie ein Konzert in der Münchner Philharmonie besucht. "Er sagte uns, dass er noch nie ein klassisches Orchester live hätte spielen hören", so Sturm. Nun hofft sie, dass es dem Geflüchteten gelingt, die ersehnte Ausbildung als Zahntechniker absolvieren zu können. Auch der interkulturelle Austausch habe funktioniert: "Ich habe ein bisschen arabisch gelernt und er hat für uns Spezialitäten aus der Heimat gekocht", sagt Sturm. Unterstützt in ihrer Arbeit wurden die Studierenden von Ämtern und Behörden sowie der IHK für München und Oberbayern.

Michael Brandl