Ehekirchen
Ehekirchens ehemaliger Schulleiter Gerhard Liss gestorben

Initiator der Bücherei und väterlicher Freund: Ein Nachruf auf den 94-jährigen früheren Rektor

06.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:24 Uhr
War elf Jahre lang Schulleiter in Ehekirchen: Gerhard Liss. Jetzt ist er gestorben. −Foto: Bartenschlager, DK-Archiv

Ehekirchen - 94 Jahre wurde Gerhard Liss alt: Am 1. Februar ist der Eichstätter gestorben.

Er war über ein Jahrzehnt hinweg Schulleiter in Ehekirchen, wo man sich heute noch gern an ihn erinnert.

Von 1977 bis 1988 leitete Liss als Rektor die Volksschule, die heute als Grund- und Mittelschule firmiert. Michael Köglsperger war zu der Zeit Lehrer an der gleichen Schule. Im Gespräch mit unserer Zeitung erinnert er sich an die gemeinsame Zeit.

Liss war, bevor er nach Ehekirchen kam, Rektor an der Schule in Dollnstein (Kreis Eichstätt). So brachte er schon Erfahrung mit und war einige Jahre älter als die meisten im Lehrerkollegium. "Für uns war er ein unbeschriebenes Blatt", sagt Köglsperger, man habe den neuen Vorgesetzten aber gleich akzeptiert. Liss habe etwas verlangt, sei aber nie ungerecht gewesen: "Es gab niemanden, mit dem er nicht klar kam. " Liss sei katholisch-christlich geprägt gewesen und wohl nicht zuletzt deshalb habe sich eine enge Freundschaft zum damaligen Pfarrer Georg Kapfer entwickelt, die auch anhielt, als Kapfer nicht mehr in Ehekirchen tätig war. In der Schule unterrichtete Liss am liebsten Religion in den Abschlussklassen - damals gab es noch zwei neunte Klassen an der Volksschule. Den Bau der Turnhalle habe Liss vorangetrieben, erinnert sich Köglsperger und weiß: "Den Verbindungstunnel zwischen Schule und Sporthalle hat er durchgesetzt. " Zuerst sei der Gemeinderat dagegen gewesen, aber Liss habe nicht nachgegeben und betont, man könne doch die Kinder nicht bei schlechtem Wetter nach dem Sport draußen herumlaufen lassen. "Zähneknirschend hat der Gemeinderat am Ende zugestimmt", sagt Köglsperger mit deutlicher Anerkennung in der Stimme.

Ähnlich war es mit einem weiteren Projekt von Liss, von dem die Gemeinde ebenfalls bis heute profitiert: die Gemeindebücherei. Gemeinsam mit Pfarrer Kapfer hat er diese initiiert - zunächst auch gegen den Willen des Gemeinderats. Liss habe seine gute katholische Vernetzung eingesetzt und so begann die Bücherei als Pfarr- und Gemeindebibliothek. "Die beiden haben sich da richtig rein gehängt", sagt Köglsperger auch hier beeindruckt. Ihm liegt diese Bücherei ja selbst sehr am Herzen. Überhaupt sei Liss sehr kulturinteressiert gewesen und hat eine weitere Tradition ins Leben gerufen: So gehen die jährlichen Lehrerausflüge, die bis heute an der Grund- und Mittelschule Ehekirchen zum festen Programm gehören, auf Liss zurück. "Einmal im Jahr spätestens nach der dritten Stunde ging es los - das war von Gerhard Liss immer hervorragend organisiert. "

"Liss war ein väterlicher Freund, das kann man wirklich so sagen", stellt der pensionierte Lehrer Köglsperger fest. Der ehemalige Rektor sei regelmäßig zu den üblichen Pensionärs-Treffen gegangen, da traf Köglsperger ihn nochmal vor wenigen Jahren, als er selbst gerade frisch im Ruhestand war. Liss habe damals seinen Führerschein freiwillig abgegeben. "Er war inzwischen ein älterer Mann geworden", sagt Köglsperger rückblickend und fügt hinzu: "aber er hatte nichts von seiner Liebenswürdigkeit verloren. "

Liss war viele Jahre mit seiner Frau Maria verheiratet, die bereits 2006 gestorben ist. Zehn Kinder haben die beiden großen gezogen. Die vergangenen Jahre konnte sich Liss seiner großen Familie erfreuen: 20 Enkelkinder und mindestens noch einmal genau so viele Urenkelkinder gehören dazu. Sie alle trauern - gemeinsam mit den Ehekirchnern - um Liss.

DK

Für Gerhard Liss wird am Freitag, 7. Februar, um 10 Uhr in der Schutzengelkirche in Eichstätt die Totenmesse gefeiert. Anschließend wird er auf dem Friedhof in der Ostenstraße zu Grabe getragen.

Heidrun Budke