"Edelkitsch" und leuchtende Farben

Das offene Atelier in Eckersmühlen zeigt Werke von Hedwig Reger-Sattler sowie Susanne Staubitzer und Susanna Heubusch

09.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:25 Uhr
Mehr als farbenfroh sind die großformatigen Bilder von Susanne Staubitzer, die sie im Eisenhammer zeigte. −Foto: Unterburger

Eckersmühlen - Das offene Atelier bringt die Kunstschaffenden und die Kunstinteressierten in diesem Sommer auf charmante Art zusammen.

Weil wegen der Corona-Pandemie der klassische "Tag des offenen Ateliers" in der bisher bekannten Form nicht stattfinden kann, gibt es abwechselnd eine Art Sommer-Atelier im Reitstall des Historischen Eisenhammers Eckersmühlen.

Hier können die Besucher jeden Samstag und Sonntag die Werke mehrerer Kunstschaffenden bewundern. Mit diesem neuen Konzept, bei dem das Publikum nicht mehr die heimischen Ateliers der Künstler besucht, sondern das zentral an einem festen Ort stattfindet, präsentieren sich mindestens zwei Künstler abwechselnd im Reitstall des Eisenhammers. Am vergangenen Wochenende gewährten Susanne Staubitzer aus Georgensgmünd sowie Susanna Heubusch und Hedwig Reger-Sattler aus Spalt einen Einblick in ihr Schaffen.

"Mit zehn Jahren habe ich mit meinem Papa angefangen, mich mit Bauernmalerei zu beschäftigen", erzählte Susanne Staubitzer, Jahrgang 1965. Vor rund zehn Jahren hat die gelernte Zahntechnikerin als Autodidaktin mit der eigentlichen Malerei begonnen. "Ich widme mich der abstrakten Malerei, das gefällt mir am besten", erklärte Staubitzer. Sie malt gerne großformatige Bilder und verwendet unterschiedliche Techniken und verschiedene Materialien für ihre Kunstwerke. "Ich probiere immer wieder was Neues aus und male in Acryl", erklärte die Künstlerin.

Ein Bild von Gerhard Richter hat sie besonders angesprochen. In gewisser Weise ist er eine Art Vorbild für ihr eigenes künstlerisches Schaffen. Keines ihrer ausgestellten 22 Bilder trägt einen Titel. Susanne Staubitzer gehört keinem Kunstverein an, sie arbeitet lieber alleine.

Inspiriert von ihren Eltern begann Susanna Heubusch aus Spalt, geboren 1981, zunächst eine Ausbildung zur Malerei bei Mentor Akbar Akbarkbarpour. Mit 19 Jahren zog sie zur Weiterbildung nach Barcelona und setzte ihre künstlerische Recherche bis ins Jahr 2007 an der "Da Vinci Escola d`Art" fort. Nach sieben Jahren in Spanien kehrte sie nach Deutschland zurück und entwickelte ihr künstlerisches Schaffen unter Leitung von Frank Pieperhof im Kunstgut Berlin von 2009 bis 2013 weiter. Susanna Heubusch bevorzugt die Ölmalerei. Im Eisenhammer hatte sie 16 Bilder ausgestellt.

Als dritte Künstlerin im Bunde konnten 14 Bilder der Spalter Künstlerin Hedwig Reger-Sattler, geboren 1949, bewundert werden. Hedwig Reger-Sattler wurde in Heinsbach an der Bergstraße in Baden-Württemberg geboren. Sie lebt und arbeitet freischaffend in Spalt, wo sie auch ein Atelier hat. Die Künstlerin studierte an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg und machte dort als Meisterschülerin von Professor Ludwig Scharl ihren Abschluss. Scharl beschäftigte sich schwerpunktmäßig mit der experimentellen Malerei. "Das hat mich absolut angesprochen", erzählte die Künstlerin.

Hedwig Reger-Sattler wurde auch beeinflusst von der anthroposophischen Lehre Rudolf Steiners und dessen Sicht des Lebens. In diesem Zusammenhang nennt die Künstlerin auch den Maler und Grafiker Gerhard Wendland, der ein wichtiger Vertreter der abstrakten Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg war, sich aber immer wieder neuen Stilen und Richtungen öffnete und zuwandte.

Auch Hedwig Reger-Sattler ist in vielen Bereichen tätig und aktiv: in der Malerei, in Kleinobjekten, im textilen Schmuck und in Installationen - immer mit dem Anliegen, scheinbar Belangloses ins Licht und in den Fokus der Wahrnehmung zu rücken, Wertlosem wieder einen Wert zu geben, Klischees zu überformen und Vergessenes lebendig werden zu lassen.

Im Jahr 2013 war sie vertreten bei "Spitzen-Art", der Jubiläumsausstellung Abenberg, in Spalt war sie unter dem Motto "Der Spalt in Spalt" mit dem Gemeinschaftsprojekt "Lichtinstallationen der Stadt Spalt" dabei. Hedwig Reger-Sattler zeichnet, malt, illustriert, wendet sich textilen Objekten zu und fertigt Installationen an. "Ich will mich nicht auf eine Stilrichtung festlegen lassen", sagt die Künstlerin, "ich male auch gerne Stillleben und Landschaften. " Sogar auf Porzellan.

Für die aktuelle Ausstellung im Eisenhammer hat die Spalter Künstlerin 14 ganz unterschiedliche Arbeiten zusammengestellt, die einen kleinen Einblick in die Vielseitigkeit ihres künstlerischen Schaffens geben. So präsentierte sie eine Reihe von alten Bildern, die sie beim Trödelmarkt erworben, gereinigt und mit eigenen Malereien ergänzt und verfremdet hat. Meist sind es religiöse Darstellungen, die sich die Menschen früher ins Schlafzimmer gehängt haben. "Viele Leute kennen solche Bilder aus ihrer Kindheit", sagte die Spalter Künstlerin.

"Edelkitsch" nennt Hedwig solche Jesus- und Maria-Darstellungen. Hedwig Reger-Sattler veränderte die "kitschigen" Bilder, indem beispielsweise Jesus eine Zigarette raucht oder Maria einen Teebeutel in eine Tasse Tee taucht. Oder sie malte Ostereier auf Karton und klebte sie auf Jesus- und Maria-Darstellungen.

Verfremdet hat Hedwig Reger-Sattler auch ein Bild, das das Karwendelgebirge zeigt. "Meine Mutter fuhr 40 Jahre lang nach Mittenwald, deshalb habe ich in Erinnerung an sie dieses Landschaftsbild ausgewählt", berichtete die Künstlerin.

Auch am nächsten Wochenende gibt es wieder Kunst zu sehen. Am 15. und 16. August bringt Brigitte Kayser aus Roth ihre Kunststühle sowie Bilder in Öl mit, die sie "Gegen den Strom" nennt. Ulrich Hallmeyer vom Künstlerhaus Spalt wird mit einem handgeschnitzten Hopfenzepter und Wandstäben sowie Holzskulpturen nach Eckersmühlen kommen. Vor Ort wird er seine mobile Schnitzwerkstatt aufbauen und arbeiten.

ub

Robert Unterburger