Edeka: Machtkampf hinter den Kulissen?

06.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:27 Uhr

Werben für den Edeka-Standort Hilpoltstein: Dieter Blanke (2. v. r.) , geschäftsführender Vorstand von Edeka Nordbayern, und Pressesprecherin Ulrike Stöcker (3. v. r.) im Gespräch mit den HK-Redakteuren Monika Meyer, Robert Kofer und Volker Luff (v. l.). - Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Dem Edeka-Manager Dieter Blanke schwimmen die Felle davon. Am Donnerstag, 13. November, will der Hilpoltsteiner Stadtrat endgültig über das geplante Edeka-Zentrallager an der A 9 bei Mindorf entscheiden. Und es sieht nicht gut aus für ihn.

Denn im Beschlussvorschlag heißt es: "Die vorgestellte Konzeption wird aufgrund der für die Stadt Hilpoltstein insgesamt ungünstigen Auswirkungen nicht mehr weiter verfolgt."

Davon wusste der geschäftsführende Vorstand von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen allerdings noch nichts, als er Dienstagabend in der Redaktion des Hilpoltsteiner Kurier auf Werbetour für seinen Plan ging. Er hoffe, dass er seine Argumente noch einmal im Stadtrat vortragen dürfe, sagte er im Redaktionsgespräch.

Für Blanke geht es um die Wurst: Wird Edeka Nordbayern das Zentrallager in Hilpoltstein realisieren können oder die Schwestergesellschaft Edeka Südbayern in Denkendorf? "Wir verfolgen parallele Ansätze, das ist kein Konkurrenzkampf", betonte Ulrike Stöcker, Pressesprecherin von Edeka Nordbayern.

Genau danach sieht es aber aus. Während Ulrike Stöcker davon ausgeht, dass beide Projekte "gleich groß dimensioniert sind", liegen dem Hilpoltsteiner Kurier für beide Standorte unterschiedliche Zahlen vor. In Hilpoltstein sollen nach Angaben von Dieter Blanke insgesamt 500 Arbeitsplätze entstehen, die weitgehend von Edeka-Leuten besetzt werden sollen: unter anderem aus den Standorten Schwabach und Sachsen bei Ansbach, die dann geschlossen werden. In Denkendorf hingegen wird mit bis zu 1000 Arbeitsplätzen gerechnet.

Auch der Aktionsradius des neuen Zentrallagers fällt unterschiedlich aus. Während Dieter Blanke plant, von Hilpoltstein aus vor allem den Ballungsraum Nürnberg im Umkreis von 70 Kilometern zu beliefern, hat Edeka Südbayern für Denkendorf einen Radius von 200 Kilometern vorgegeben.

Diesen Widerspruch hat auch Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl (SPD) erkannt. Aber das spiele für ihn keine Rolle, sagte er. Seine persönliche Meinung, so kündigte er an, werde er ohnehin erst bei der entscheidenden Sitzung am 13. November kundtun. Allerdings steht jetzt schon fest: "Es zeichnet sich das Bild ab, dass es nicht unbedingt eine Mehrheit für die Ansiedlung von Edeka gibt", sagte Mahl.

Edeka Südbayern treibt seine Pläne ebenfalls voran. Laut Pressesprecher Alexander Hippach stellt Edeka die Pläne am 4. Dezember im Denkendorfer Gemeinderat vor. Deren Bürgermeister Jürgen Hauke hatte schon vor Monaten erklärt, dass Denkendorf größtes Interesse an der Ansiedlung des Zentrallagers habe. Die Gemeinde unterstützt die Gespräche zwischen Grundstückseigentümern und Edeka sogar mit der Vermittlung von Tauschflächen.

Blanke hält Hilpoltstein für den besseren, da für Edeka wirtschaftlich sinnvolleren Standort. Die 100 Millionen Euro will Edeka Nordbayern laut Blanke langfristig investieren. "30 Jahre wird so ein Standort stehen", erklärte er im HK-Gespräch.

Doch dem Manager weht aus den Hilpoltsteiner Ortsteilen Mindorf, Weinsfeld, Jahrsdorf und Sindersdorf scharfer Gegenwind ins Gesicht. Die Bürger sind gebrannte Kinder, sie wollen neben der Autobahn, der ICE-Strecke und dem Sindersdorfer Autohof keine weitere Lärmbelästigung durch Lkw-Verkehr. Das haben viele in Leserbriefen und mit Protestaktionen kund getan.

Mit knapp 800 Lkw-Bewegungen pro Tag rechnet das Unternehmen. Aber die, so Dieter Blanke, würden zu 90 Prozent über den Kreisel auf die Autobahn fahren. "Das merken die Mindorfer kaum", ist er sicher. Würde der Standort Denkendorf realisiert, würde sich der Autobahnverkehr ebenfalls erhöhen, argumentiert der Manager.

Das in früheren Präsentationen angekündigte Fleischwerk im Zentrallager sei allerdings absolut kein Thema mehr. Räume, die zur Veredelung von Fleisch dienen sollen, seien definitiv "nicht geplant".

Und Blanke sieht einen entscheidenden Vorteil für die Hilpoltsteiner: "Wir werden Arbeitsplätze bringen." Wie viele, das kann aber auch Blanke nicht sagen, da ja zunächst Edeka-Mitarbeiter aus den aufgelösten Standorten in Hilpoltstein arbeiten sollen. Aber es sollen pro Jahr 10 bis 15 Lehrstellen geschaffen werden.

Doch selbst wenn aus dem Stadtrat wider Erwarten ein positives Votum kommt, hat Dieter Blanke noch ein Problem. Die Edeka-Gruppe hat sich noch nicht alle Grundstücke sichern können – die Kirchenstiftung Mindorf will partout nicht verkaufen.