Breitenbrunn
Edeka-Geitner schließt in Breitenbrunn

Verhandlungen mit Regens-Wagner über eine Übernahme scheitern

07.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:19 Uhr
Nur noch wenige Tage sitzt Cäcilie Geitner an der Kasse. Dann schließt der Edeka-Markt in Breitenbrunn. −Foto: Sturm

Breitenbrunn (DK) In Breitenbrunn bricht ein Eckpfeiler der Nahversorgung weg. Zum Jahresende schließt der Edeka-Markt Geitner in der Von-Tilly-Straße endgültig seine Pforten. Eventuell werden noch ein paar Ausverkaufs-Tage angehängt, aber das war es dann auch.

Immer mehr Supermärkte auf dem flachen Land hören auf oder sind von der Schließung bedroht. Für die großen Handelsketten sind die Dörfer zumeist uninteressant, mit der Folge, dass es oft keine ausreichende Versorgung mehr mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs gibt. Das trifft hauptsächlich diejenigen, die kein Auto haben oder nicht mehr Auto fahren können.

Im Marktflecken Breitenbrunn leben zwischen 1100 und 1200 Menschen. Die hatten bisher noch die Möglichkeit, direkt im Ort einkaufen zu können. Damit ist es nun in wenigen Tagen vorbei.

Die Geschichte des Vollversorgers reicht fast 100 Jahre zurück. Damals führte die Familie Geitner an anderer Stelle in der Von-Tilly-Straße ein kleines Geschäft, in dem es Textilien, Stoffe, Wäsche und Oberbekleidung zu kaufen gab. Nach dem Krieg wurde der Laden um Lebensmittel, die damals noch Mangelware waren, erweitert. Den Edeka-Verbrauchermarkt in seiner heutigen Form und an seinem heutigen Platz gibt es seit 1976.

Cäcilia Geitner, eine gelernte Bankkauffrau aus Aufhausen, führt das Geschäft seit 14 Jahren alleine. Sie erinnert sich: "Als ich 1978 geheiratet habe, war etwa ein Drittel der Ladenfläche noch mit Textilien bestückt." 1983 übernahm Ehemann Karl Geitner dann das Altmühl-Center in Dietfurt, seine Frau stieg in das Geschäft in Breitenbrunn ein. Zug um Zug wurde das Geschäft zum Vollsortimenter ausgebaut, das Textilgeschäft aufgegeben.

Seit dem Tod ihres Mannes im Jahre 2004 führt Cäcilia Geitner den Laden in Eigenregie. Heute gibt es auf einer Verkaufsfläche von rund 500 Quadratmetern alles für den täglichen Bedarf. Im Geschäft befinden sich ferner ein Metzger, ein Bäcker, eine Postagentur sowie eine Lotto-Annahmestelle.

"Schon meine Mutter hatte einen kleinen Tante-Emma-Laden. Sie hat mich immer davor gewarnt, einen Mann mit einem Geschäft zu ehelichen. Passiert ist es aber dann doch", erzählt Cäcilie Geitner.

"Es ist Zeit für mich zu geh'n". Mit dieser Textzeile aus einem Lied von Reinhard Mey kommt die heute 65-Jährige auf das Ende des Edeka-Marktes Geitner in Breitenbrunn zu sprechen. "Ich habe 48 Jahre gearbeitet. Seit ich im Geschäft stehe, hatte ich maximal eine Woche Urlaub im Sommer und eine im Winter. Und das bei einer 60-Stunden-Woche. Das reicht. Jetzt möchte ich meinen Ruhestand genießen." Vor rund einem Jahr hat sie den Entschluss gefasst, aufzuhören. Ihre beiden erwachsenen Töchter wohnen anderenorts und wollen das Geschäft nicht weiterzuführen, von dem die Chefin sagt: "Eine goldene Nase verdient man sich mit einem Laden dieser Größenordnung nicht. Mit Städten wie Dietfurt und Parsberg in der Nähe ist er auch nicht lukrativ genug für eine Supermarktkette." Dazu kommt, dass von einem eventuellen Nachfolger eine größere Investition an dem Ladengebäude zu tätigen wäre. "Weil ich gewusst habe, dass ich irgendwann aufhöre, habe ich nicht mehr investiert, sondern lediglich saniert."

Deswegen und weil es ihr leid tut um die treue Kundschaft, die vor allem aus dem Ortszentrum von Breitenbrunn kommt, hat sie bis zuletzt darauf gehofft, dass Verhandlungen mit der Regens-Wagner-Stiftung aus Holnstein zum Erfolg führen, die einen Weiterbetrieb als CAP-Markt zum Ziel hatten.

"Leider sind die Verhandlungen, die zwischenzeitlich recht gut zu verlaufen schienen, letztendlich im Sand verlaufen." Erst vor wenigen Tagen sei die mit wirtschaftlichen Aspekten begründete Absage gekommen, die habe das Aus für den Markt bedeutet.

"Ich höre mit einem lachenden und einen weinenden Auge auf", sagt Cäcilie Geitner. Einerseits weil sie nun endlich ihre Freizeit genießen kann und den immer größer werdenden Konkurrenzkampf nicht mehr mitmachen muss. Andererseits - wie gesagt - wegen ihrer Kunden. Keine Sorgen braucht sich die Chefin nach eigenen Worten um ihre acht Teilzeitmitarbeiterinnen zu machen. "Ich habe gute und sehr qualifizierte Kräfte und die werden gesucht wie die Nadel im Heuhaufen. Mit Erni Pirzer begleitet mich eine Mitarbeiterin in die Rente."

"Jede Zeit hat einfach einmal ihr Ende", sagt Cäcilia Geitner im Gespräch mit unserer Zeitung, "auch wenn mich viele Kunden immer wieder gebeten haben, weiterzumachen". "So hofft sie, dass sich nach ihr eventuell doch noch eine Möglichkeit des Weitergehens auftun könnte, auch wenn es da eher düster ausschaut.
 

Werner Sturm